Klaus Lederer, der in der Kunstszene ehrfürchtig “unser Kultursenator” genannt wird, kam mit guten Nachrichten in die Uferhallen. Investor, Kunstszene, Bezirk und Senat haben eine Absichtserklärung unterschrieben. Demnach sollen die Uferhallen auch künftig ein Kulturstandort bleiben. Die Ateliers dürfen bleiben, die große Werkhalle soll Ausstellungsort bleiben.
Der Investor Uferhallen AG ist Eigentümer des 20.000 Quadratmeter großen Areals in der Uferstraße 8 gegenüber den Uferstudios. Bei einer Pressekonferenz in der großen historischen Straßenbahnwerkstatt wies Kultursenator Klaus Lederer auf eine Besonderheit in den Planungen hin: Im aufzustellenden Bebauungsplan soll ein Sondergebiet Kultur festgeschrieben werden. „Das ist ein Beispiel, das Schule machen könnte‟, sagt der Senator. Es handele sich um ein Modellverfahren, mittels des Bebauungsplanes, ein Kulturstandort zu sichern. “Kulturpolitik ist nicht nur Förderpolitik, sondern auch Stadtentwicklungspolitik.” Wenn der Bebauungsplan Kulturflächen ausweist, dann wären diese Teile als Kunststandort gesichert. Der Investor könnte dann dort nicht auf eine andere Nutzung umschwenken. Ateliers und kulturaffine Gewerke wären dann gesichert.
Doch der Kompromiss, der in der Absichtserklärung festgehalten wurde, sieht auch kulturfremde Bebauung vor. Felix Fessard, Vorstand des Eigentümers Uferhallen AG, sagt, dass es neben Zonen für Kultur auch andere Bereiche geben wird. Er denkt vor allem an Wohnen. Die sogenannte Alte Kantine wird dafür umziehen müssen. Ein Haus versteckt hinter der bekannten Werkshalle mit Ausstellungen (siehe Foto) wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der alte Pferdestall nennen Kenner der Uferhallen diesen Teil des Grundstücks. Andere Gebäude werden mit zwei Etagen aufgestockt. Der Denkmalschutz soll nach Aussagen der Beteiligten während der Pressekonferenz Zustimmung signalisiert haben. Neben Wohnen wäre in einem planerisch als Mischgebiet festgelegten Gebiet aber auch Gastronomie und Gewerbe möglich. Die Uferhallen AG ist eine Aktiengesellschaft, an der Alexander Samwer einen bestimmenden Anteil hält. Er ist aber nicht der einzige Aktionär. Es handelt sich aber nicht um ein gemeinsames Unternehmen der in Berlin bekannten drei Samwer-Brüder.
Für die Kunstszene bedeutet der Kompromiss, dass die Uferhallen Kulturstandort bleiben. Die Ateliers sind abgesichert. Denkbar ist, dass der NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst) die Werkhalle als Ausstellungsort erhält.
Die Absichtserklärung (Letter of Intend) sieht vor, dass bis 2023 zwischen Kultur, Verwaltung und Eigentümer konkrete Ergebnisse ausgehandelt werden und in behördliche Planungsbewilligungen fließen. Bei dieser Jahreszahl gab es während der Pressekonferenz die Nachfragen, ob das Tempo realistisch ist. “Das ist schaffbar”, sagte Klaus Lederer für seine Kulturverwaltung des Landes. Ob die Arbeitshaltung der Verwaltung im Bezirks ausreichen wird, das werden die nächsten zwei Jahre zeigen.
Die gemeinsame Unterschrift ist ein erster Schritt (“ein Meilenstein”, wie es heute gern heißt). Ein rechtlich bindender städtebaulicher Vertrag soll zusätzlich zum vom Bezirk aufzustellenden Bebauungsplan folgen.
Der Verein der ansässigen Künstler nutzte die Gelegenheit während der Pressekonferenz, um seine Ziele noch einmal zu benennen. Die aktuell 111 Mieter wünschen sich, dass in den Verhandlungen der Details bis 2023 die Punkte Bezahlbarkeit, Langfristigkeit und Selbstverwaltung festgeschrieben werden.