Es gibt diese Restaurants, die so aussehen, als würden sie schon seit Jahren existieren. Als gehörten sie schon immer zum Kiez, als hätten sie schon seit Jahren dieselben Stammgäste. Die Rede ist nicht von einer Berliner Eckkneipe oder Gaststätte. Die Rede ist von der Trattoria Vivo, einem italienischen Restaurant, das sich unauffällig in die Adolfstraße im Antonkiez eingliedert.
Je mehr Wein…
Es war eine dieser milden Sommernächte, in der irgendwie alle Weddingerinnen und Weddinger Zufriedenheit ausstrahlen. Die Stühle der Kneipen und Restaurants füllten die Straßen allmählich und auch wir fanden unseren Platz am Straßenrand in der Trattoria Vivo, die mir ein Kollege empfohlen hat. Das Lokal besteht aus einem kleinen Raum, an welchen sich Tresen und Küche anschließen. Durch ein riesiges Schaufenster können die Gäste das Treiben auf der Straße beobachten und dennoch bleibt das Restaurant gemütlich. Das liegt vor allem an den kleinen Holztischen und den vielen Weinflaschen, die eine ganze Wand des Raumes ausmachen.
Wir aßen Pizza, Pasta und eine Kugel Eis auf der Terrasse und fühlten uns ein Stück weit wie in Italien. Denn je mehr Wein wir tranken, desto mehr kamen wir mit den anderen Gästen, der Kellnerin und im Laufe des Abends auch mit dem Koch ins Gespräch. Giuseppe Pitari ist aus Italien und wanderte aus. Ganz alleine. Als Jugendlicher setze er sich in den Zug und fuhr von Italien nach Berlin. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, aber er war neugierig: „Das war Ende der 70er, ich wusste nicht mal, dass Berlin geteilt war.“ Er wusste auch nicht, wie Kohleöfen funktionieren und erinnert sich noch genau an seine eingefrorenen Jeans, aber auch die Freundlichkeit vieler Berliner.
Aus Charlottenburg vertrieben
„Zuerst wollte ich Zugfahrer werden, aber das war nichts für mich. Die verschiedenen Soßen und Geschmäcker sowie alles in der Küche faszinierten mich viel mehr“, erzählt der Restaurantbetreiber. Noch in Italien machte er eine Ausbildung zum Koch und arbeitet seither in der Gastronomie – auch in Berlin. Mit 27 Jahren eröffnete er zum ersten Mal ein eigenes Restaurant in Moabit, danach folgte ein größeres Restaurant in Charlottenburg. In den Wedding trieb ihn eine Mieterhöhung und ein Gefühl, dass er im Wedding mit dem kleineren Restaurant zur Ruhe kommen könne.
Der Abend endete spät, das Essen und der Wein schmeckten ausgezeichnet und irgendwie fühlten wir uns auf einmal wie im Urlaub in Italien. Grund dafür waren die Gespräche um das Essen, der Wein, die Terrasse und irgendwie das Gefühl, dass der Wedding auch bald ein Teil einer größeren Lebensgeschichte eines Kochs sein wird.
Trattoria Vivo
Adolfstr. 17
Mo, Mi-So 15.30 – 21.30 Uhr
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