Atelierbesuch bei bei Theo Boettger in der Biesenthaler Straße. Der Arbeitsraum ist geräumig und, wie soll es bei einem Künstler anders sein, gefüllt mit Bildern, Farben, Skulpturen, Leinwänden. Vor einem Jahr bezog Theo das Atelier in der Biesentaler Straße im Soldiner Kiez.
„Der Wedding ist mit seinen Kontrasten ein ehrlicher Bezirk. Er muss nichts beschönigen, sein Wärme findet man unter der Oberfläche. Eben ein Arbeiterbezirk und da bin ich genau richtig, gerade mit der Kunstarbeit“, meint Theo. Er ist Beobachter und mag die Menschen und verschiedenen Kulturen, die hier leben und durch ihre Art einen Einfluss auf das, was er malt, haben. So tragen zum Beispiel einige seiner Bilder den Titel Nachbar.
Der Ort, an dem man etwas Kreatives schafft, ist ausschlaggebend für ihn. Die Umgebung beeinflusst das Werk. Seine Arbeiten sind großflächig und stark farbig; abstrakt auf den ersten Blick, jedoch lassen sich in jedem seiner Werke menschliche Gestalten wiederfinden. „Die Figur ist immer in meinen Arbeiten drin, sie löst sich auf und baut sich an anderer Stelle im Bild neu zusammen, ein Wechselspiel mit der Abstraktion. Deshalb ist für mich der Kubismus gerade interessant, dieses Triggern zwischen Raum und Fläche, Wissen und Unwissenheit“.
Neben seiner Malerei und seinen Installationen arbeitet Theo auch mit an dem Musikprojekt MOMA, in Kollaboration mit TSAWORKS. Das versteht er als Erweiterung seiner künstlerischen Sprache. Im Gegensatz zu seinem „einsamen“ Job im Atelier, ist das Machen von Musik eine kollektive Erfahrung. Am Abend geht Theo gerne in seine Lieblingsbar, ins „F“ in der Grüntaler Straße. Dort schätzt er die Offenheit, die Leute und die Musik – das Berlingefühl der 80er Jahre. Er bezeichnet sich selbst als richtigen Kiezhocker. Theo liebt den Wedding.
Theo Boettger, Jahrgang 1975, wurde in Meißen geboren und absolvierte sein Kunststudium/Malerei in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste. Der Maler kam nach dem Hochschulabschluss 2004 nach Berlin und hat seither fast immer im Wedding gewohnt. Mehr über seine Arbeit gibt es im Internet unter www.theoboettger.com
Text und Fotos stammen von Sulamith Sallmann. Der Beitrag ist zuerst im Kiezmagzin Soldiner, Ausgabe Dezember 2016, erschienen. Mehr zu unserem Kooperationsparter, der Bürgerredaktion im Soldiner Kiez gibt es auf dem Redaktionsblog www.dersoldiner.wordpress.com