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In der Kattegatstraße wurde ein Stolperstein verlegt:
Hier hat Eva Langnas gewohnt!

1. Juni 2024
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In der Kat­te­gat­stra­ße 9 ist am 14. Mai ein neu­er Stol­per­stein ver­legt wor­den. Er ist ein Gedenk- und Erin­ne­rungs­zei­chen für Eva Lang­nas, die hier gelebt hat­te bevor sie von den Natio­nal­so­zia­lis­ten depor­tiert wur­de und im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger The­re­si­en­stadt starb. Zur Ver­le­gung des Stol­pert­eins vor dem ehe­ma­li­gen Wohn­haus Eva Lang­nas’ ver­sam­mel­te sich eine klei­ne Grup­pe Men­schen. Doch die Grö­ße der Zusam­men­kunft sagt nichts dar­über, wie bewe­gend die Fei­er­stun­de war.

Ruth (links) und Luzie Grünwald, Urenkelinnen von Eva Langnas bei der Stolpersteinverlegung. Foto: Hensel
Ruth (links) und Luzie Grün­wald, Uren­ke­lin­nen von Eva Lang­nas bei der Stol­per­stein­ver­le­gung. Foto: Hensel

Neben dem Initia­tor der Ver­le­gung, Klaus-Peter Schaal, war der bra­si­lia­ni­sche Bot­schafts­rat Dani­el Noguei­ra Lei­tao gekom­men, eini­ge Men­schen aus der Nach­bar­schaft sowie die bei­den Uren­ke­lin­nen von Eva Lang­nas. Dass die bra­si­lia­ni­sche Bot­schaft einen Ver­tre­ter schick­te, hat einen guten Grund: Luzie und Ruth Grün­wald leben in Sao Pau­lo, sind wie Eva Lang­nas bra­si­lia­ni­sche Staats­bür­ge­rin­nen. Die bei­den Frau­en nah­men sicht­lich berührt an der Fei­er­stun­de teil. Für sie war es eine Rei­se in ein dunk­les Kapi­tel ihrer jüdi­schen Fami­li­en­ge­schich­te. Eine gan­ze Woche hat­ten sie sich Zeit genom­men, den Spu­ren ihrer Ahnen in Ber­lin und in The­re­si­en­stadt zu folgen.

Stol­per­stei­ne sind ein dezen­tra­les Pro­jekt des Künst­lers Gun­ther Dem­nig. Seit 1992 wer­den in die­sem Zusam­men­hang klei­ne Gedenk­ta­feln im Boden vor den letz­ten Wohn­or­ten jener Men­schen ver­an­kert, die in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus ver­folgt, ermor­det, depor­tiert, ver­trie­ben oder in den Selbst­mord getrie­ben wur­den. Hin­ter jedem ver­leg­ten Stol­per­stein steckt eine indi­vi­du­el­le Geschichte.

Die Geschich­te hin­ter dem Gedenk­zei­chen für Eva Lang­nas hat zwei Anfän­ge. Ein Ende, das kür­ze­re, beginnt mit dem Initia­tor die­ser Stol­per­stein­ver­le­gung. Er hat­te sich, so erzähl­te er am Ran­de der Ver­an­stal­tung, irgend­wann auf die Suche nach den frü­he­ren Bewoh­nern sei­nes der­zei­ti­gen Wohn­hau­ses bege­ben und war dabei auf die Fami­lie von Eva Lang­nas gesto­ßen. Er hat wei­ter geforscht, Kon­takt zu den Ver­wand­ten auf­ge­nom­men, die damals vor dem Nazi-Regime nach Bra­si­li­en geflo­hen waren. Dabei hat er einen gro­ßen Teil der Fami­li­en­ge­schich­te in Deutsch­land zusam­men­ge­tra­gen und er stieß auch auf die Adres­se Schmid­s­tra­ße 22 (heu­te Kat­te­gat­stra­ße 9). Hier war Eva Lang­nas’ letz­te Anschrift. Der Stol­per­stein, der Mit­te Mai auf sei­ne Initia­ti­ve hin ver­legt wur­de, ist der sechs­te und letz­te für die Fami­lie Lang­nas in Ber­lin, so Klaus-Peter Schaal.

Das län­ge­re Ende der Geschich­te, das zur Ver­le­gung des Stol­per­steins führ­te, füllt 77 Sei­ten in einer Doku­men­ta­ti­on von Klaus-Peter Schaal. Es sind bio­gra­fi­sche Split­ter aus dem Leben von Eva Lang­nas, die 1857 als Eva Knopf­ma­cher auf heu­te pol­ni­schem Staats­ge­biet gebo­ren wur­de, spä­ter in Ber­lin leb­te. Sie hat­te zwei Kin­der. Am 17. August 1942 wur­de sie im Alter von 85 Jah­ren nach The­re­si­en­stadt depor­tiert, wo sie zehn Tag spä­ter starb. Nun erin­nert ein glän­zen­der Stol­per­stein in der Kat­te­gat­stra­ße an sie. 

Logo Weddinger Allgemeine Zeitung

Der Text ent­stand in Zusam­men­ar­beit mit der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autorin ist Domi­ni­que Hensel.

1 Comment

  1. Sehr inter­es­san­ter Arti­kel, fast genau vor mei­ner Haus­tür. Lei­der wur­de die Ver­an­stal­tu­ung nir­gends im Kiez kundgetan.
    Die Kat­te­gat­stra­ße hieß frü­her Schmidt­str. nach dem Schie­de­meis­ter Lou­is Schmidt und Mit­glied im Pan­kower Gemeinderat.

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