In der Kattegatstraße 9 ist am 14. Mai ein neuer Stolperstein verlegt worden. Er ist ein Gedenk- und Erinnerungszeichen für Eva Langnas, die hier gelebt hatte bevor sie von den Nationalsozialisten deportiert wurde und im Konzentrationslager Theresienstadt starb. Zur Verlegung des Stolperteins vor dem ehemaligen Wohnhaus Eva Langnas’ versammelte sich eine kleine Gruppe Menschen. Doch die Größe der Zusammenkunft sagt nichts darüber, wie bewegend die Feierstunde war.
Neben dem Initiator der Verlegung, Klaus-Peter Schaal, war der brasilianische Botschaftsrat Daniel Nogueira Leitao gekommen, einige Menschen aus der Nachbarschaft sowie die beiden Urenkelinnen von Eva Langnas. Dass die brasilianische Botschaft einen Vertreter schickte, hat einen guten Grund: Luzie und Ruth Grünwald leben in Sao Paulo, sind wie Eva Langnas brasilianische Staatsbürgerinnen. Die beiden Frauen nahmen sichtlich berührt an der Feierstunde teil. Für sie war es eine Reise in ein dunkles Kapitel ihrer jüdischen Familiengeschichte. Eine ganze Woche hatten sie sich Zeit genommen, den Spuren ihrer Ahnen in Berlin und in Theresienstadt zu folgen.
Stolpersteine sind ein dezentrales Projekt des Künstlers Gunther Demnig. Seit 1992 werden in diesem Zusammenhang kleine Gedenktafeln im Boden vor den letzten Wohnorten jener Menschen verankert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Hinter jedem verlegten Stolperstein steckt eine individuelle Geschichte.
Die Geschichte hinter dem Gedenkzeichen für Eva Langnas hat zwei Anfänge. Ein Ende, das kürzere, beginnt mit dem Initiator dieser Stolpersteinverlegung. Er hatte sich, so erzählte er am Rande der Veranstaltung, irgendwann auf die Suche nach den früheren Bewohnern seines derzeitigen Wohnhauses begeben und war dabei auf die Familie von Eva Langnas gestoßen. Er hat weiter geforscht, Kontakt zu den Verwandten aufgenommen, die damals vor dem Nazi-Regime nach Brasilien geflohen waren. Dabei hat er einen großen Teil der Familiengeschichte in Deutschland zusammengetragen und er stieß auch auf die Adresse Schmidstraße 22 (heute Kattegatstraße 9). Hier war Eva Langnas’ letzte Anschrift. Der Stolperstein, der Mitte Mai auf seine Initiative hin verlegt wurde, ist der sechste und letzte für die Familie Langnas in Berlin, so Klaus-Peter Schaal.
Das längere Ende der Geschichte, das zur Verlegung des Stolpersteins führte, füllt 77 Seiten in einer Dokumentation von Klaus-Peter Schaal. Es sind biografische Splitter aus dem Leben von Eva Langnas, die 1857 als Eva Knopfmacher auf heute polnischem Staatsgebiet geboren wurde, später in Berlin lebte. Sie hatte zwei Kinder. Am 17. August 1942 wurde sie im Alter von 85 Jahren nach Theresienstadt deportiert, wo sie zehn Tag später starb. Nun erinnert ein glänzender Stolperstein in der Kattegatstraße an sie.
Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autorin ist Dominique Hensel.
Sehr interessanter Artikel, fast genau vor meiner Haustür. Leider wurde die Veranstaltuung nirgends im Kiez kundgetan.
Die Kattegatstraße hieß früher Schmidtstr. nach dem Schiedemeister Louis Schmidt und Mitglied im Pankower Gemeinderat.