Ein Saal für die Siebdruckwerkstatt, viel Platz im analogen Fotolabor und ein weitläufiger Gemeinschaftsraum – das ist das Stattlab. Noch. Aber mit der Großzügigkeit der Räume ist es bald vorbei, denn der Mietvertrag für das Stattlab in der Drontheimer Straße läuft im Mai 2024 aus. Und der Vermieter zeigt sich bei der Berechnung der neuen Miete nicht unbedingt großzügig, verlangt für die Fabriketage Marktpreise.
Die selbstverwaltete Werkstatt muss nun im Frühjahr umziehen, weil der Verein die höhere Miete nicht bezahlen kann. Die Kosten für Auszug und Transport der schweren Geräte sowie die Herrichtung der neuen Räume veranschlagen die Mitglieder des Stattlab auf 100.000 Euro. „Wir machen viel in Eigenleistung, aber die Elektrik für Starkstrom und die Wasserleitungen für die Siebdruck-Waschanlagen, das müssen Handwerker übernehmen″, sagt Adam Roe vom Vorstand des Vereins Stattlab. Um einen Teil dieser Kosten zu decken, bittet der Verein auf der Plattform Betterplace um Spenden (StattLAB zieht um!). Wer Geld gibt, der fördere damit ein Stück urbanes Berlin.
Wo der neue Standort für das Stattlab sein wird, das ist noch nicht entschieden. „Wir sind optimistisch, etwas zu finden″, sagt Adam Roe, der Verein schaue sich in ganz Berlin um. Dennoch sei abzusehen, dass es künftig weniger als die derzeit rund 450 Quadratmeter Platz sein werden. Die Idee ist, dass Stattlab künftig weniger Fläche nutzt, damit der Mitgliedsbeitrag trotz der aktuellen Gewerbemieten in der Stadt stabil bleibt. Aktuell zahlen die Mitglieder 90 Euro im Monat.
Der anstehende Umzug löste intern eine Gewissensfrage aus: Aufgeben, Trennen, an den Stadtrand ziehen? „Wir bleiben als gemeinschaftliche Gruppe zusammen″, fasst Jördis Hirsch, ebenfalls im siebenköpfigen Vorstand, das Ergebnis der Diskussionen zusammen. Der Verein soll weiterhin nicht nur professionellen Künstlern offenstehen, sondern ein Ort sein, wo man sich nicht über den Beruf definiert. Ein Platz, wo Treffen auf neutralem Grund möglich sind. Ausprobieren statt Performen, stehe als Zweck der Gemeinschaft ganz oben, sagt Jördis Hirsch.
Adam Roe spricht von einer klassischen Gentrifizierung. Erst kamen die Kreativen in die Drontheimer Straße, dann die Start-ups. Für die Werkstatt ist es der zweite große Umzug. Der erste war 2015 nötig geworden wegen der Schließung des Standorts Stattbad (das ehemalige Stadtbad) in der Gerichtsstraße.
Hier die Webseite des Stattlab und hier das Crowdfunding.
UPDATE FEBR. 2024:
Das Stattlab bleibt im Wedding (Nähe Voltastraße)
Weitere Texte übers Stattlab auf dem Weddingweiser: Stattlab-Texte
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Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell.
Wenn die Gier grösser wird als der Anstand. Ich kann nur sagen " das letzte Hemd hat keine Taschen" . Ich möchte nicht, dass aus Berlin ein London oder ein New York wird, wo nur einige wenige sich die Miete leisten können.