Zur Eröffnung herrscht ein reges Treiben im 230 qm großen Ladengeschäft in den Osram-Höfen. Einige Mitglieder schieben Einkaufswagen über die grauen Fliesen, um zum ersten Mal in ihrem eigenen Supermarkt einzukaufen. Die grauen Regale sind schon jetzt mit einem bunten Sortiment gefüllt: Gemüse aus dem Berliner Umland, Olivenöl von einem Partner aus Griechenland, einige Unverpackt-Angebote zum Selbstabfüllen, Kühlwaren, Drogerie-Artikel, Wein und sogar Produkte für Freunde der asiatischen Küche. Silberne, bunt schimmernde Luftballons in Form von Sternen schmücken die neuen Kassen, die darauf warten in Betrieb genommen zu werden. Der Sekt steht für die offizielle Eröffnungszeremonie bereit. Dieser Lebensmittelladen ist ein Novum, denn er ist der erste genossenschaftlich organisierte Supermarkt Berlins.
Ein Supermarkt, der seinen Kunden gehört
Über 600 Mitglieder sind bereits Anteilseigner:innen. Sie können nicht nur hier einkaufen, sondern auch bestimmen, was in den Regalen zu finden ist. Das Sortiment soll faire und regionale Lebensmittel umfassen, wobei auch der Verzicht auf Plastik fokussiert werden soll. Dadurch, dass sich jedes Mitglied bereit erklärt, drei Stunden im Monat auszuhelfen, werden Personalkosten gespart, sodass die Produkte günstiger als in Bioläden angeboten werden können. Im Schnitt sollen die Lebensmittel hier 20 Prozent günstiger sein als in Biomärkten.
Das Konzept funktioniert nur, wenn sich alle Mitglieder einbringen. Dieser Supermarkt lebt von der Gemeinschaft und ist gleichzeitig ein Ort der Zusammenkunft. In dieser Genossenschaft wird auf demokratischer Basis über die Produktauswahl entschieden, sodass ein transparentes System entsteht, in dem für alle Mitglieder nachvollziehbar ist, woher ihre Lebensmittel stammen. Wie genau das Konzept aufgebaut ist und wie es funktioniert, haben wir bereits im Februar auf unserem Blog berichtet.
Perspektive für die Zukunft
Seit 1973 gibt es in New York mit der „Park Slope Food Coop“ bereits ein ähnliches Modell. Inzwischen hat sich dieser Prototyp des kooperativen Supermarktes mit seinen 17.000 Mitglieder als Erfolgsmodell etabliert. Auch das vor fünf Jahren gegründete „La Louve“ in Paris spricht mit seinen 5.000 Mitgliedern für die große Nachfrage nach Alternativen zur Intransparenz von Supermärkten. Eine Oxfam-Studie von 2020 zeigt, dass deutsche Supermärkte zwar in Sachen Menschenrechte teilweise Fortschritte machen. Doch auch hier ist noch sehr viel Luft nach oben. Zudem zeigt sich eine deutliche Intransparenz (gerade auch hinsichtlich der Lieferketten) und wenig Entwicklung zur Nachhaltigkeit.
SuperCoop plant schon jetzt eine Vergrößerung. Anfang nächsten Jahres soll direkt nebenan eine weitere Fläche gemietet werden, die die Größe des Supermarktes ungefähr verdoppeln würde. Zudem sind Abholorte in anderen Kiezen geplant. In Köln und Hamburg sind weitere Filialen geplant und in München hat vor kurzem bereits ein SuperCoop eröffnet.
Am Ende der kleinen Eröffnungszeremonie durchschneiden die vier Vorstandsmitglieder schließlich gemeinsam das rote Band, das symbolisch zwischen den automatischen Schiebetüren am Eingang des Supermarktes platziert wurde. Die Sektkorken knallen und erste Einkäufe können bezahlt werden.
Mitglieder können ab jetzt von mittwochs bis freitags zwischen 11:30 Uhr und 20:00 Uhr und samstags von 9:00 Uhr bis 20:00 Uhr hier einkaufen. Interessierte können sich hier informieren.
SuperCoop, Oudenarder Str. 16 (Osramhöfe)
Email: [email protected]
Website: supercoop.de
Instagram: @supercoopberlin
[osm_map_v3 map_center=“52.5526,13.3588” zoom=“17.0” width=“95%” height=“450” post_markers=“1” ]