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Sozialer Wohnungsbau um 1900 in der Hussitenstraße

2. Februar 2016
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Ein Hof in der Hussitenstraße 4/5. Foto: Sulamith Sallmann
Ein Hof in der Hus­si­ten­stra­ße 45. Foto: Sula­mith Sallmann

Im Brun­nen­vier­tel ist auf­grund der groß­flä­chi­gen Sanie­rung der 1960er-Jah­re nur noch wenig von der ursprüng­li­chen Bebau­ung erhal­ten geblie­ben. Doch es gibt Aus­nah­men: In der Hus­si­ten­stra­ße 45 kann man noch heu­te den Rest eines impo­san­ten Miets­haus­kom­ple­xes besichtigen.

Ein Hof in der Hussitenstraße 4/5. Foto: Sulamith Sallmann
Alt­deut­scher Hof – Nürn­ber­ger Hof

Der alt­ber­li­ner Miets­haus­kom­plex „Ver­söh­nungs-Pri­vat­stra­ße“, mit der Ein­gangs­front an der Hus­si­ten­stra­ße, wur­de vom Vater­län­di­schen Bau­ver­ein e.G. gebaut. Die Bau­ar­bei­ten began­nen 1903, ein Jahr nach der Grün­dung des Bau­ver­eins. Bereits 1904 war die Anla­ge fer­tig gestellt. Die sechs mit­ein­an­der ver­bun­de­nen und begrün­ten Höfe wur­den nach Ent­wür­fen des Archi­tek­ten und Dom­bau­meis­ters Ernst Schwartz­kopff auf 7180 Qua­drat­me­ter Bau­flä­che umge­setzt. Die heu­te nun­mehr unter Denk­mal­schutz ste­hen­de Anla­ge spie­gel­te die bau­his­to­ri­sche Ent­wick­lung vom Mit­tel­al­ter bis zur Wil­hel­mi­ni­schen Zeit wider.

Jedoch dien­te die archi­tek­to­ni­sche Aus­ge­stal­tung nicht dem Selbst­zweck. Viel­mehr war es das Gebot der Stun­de, lebens­freund­li­che­re Wohn­mög­lich­kei­ten für die Ber­li­ner Bevöl­ke­rung zu rea­li­sie­ren. Das ver­deut­licht sich unter ande­rem in der damals nicht selbst­ver­ständ­li­chen Aus­stat­tung der neu ent­stan­de­nen Woh­nun­gen an der Hus­si­ten­stra­ße: Küche, Innen-WC, Vor­rats­kam­mer und Balkon.

Ein Hof in der Hussitenstraße 4/5. Foto: Sulamith Sallmann
Alt­mär­ki­scher Hof

In der Wohn­an­la­ge konn­ten auch ein Spiel­platz, eine Biblio­thek, ein Kin­der­gar­ten, eine Bade­an­stalt und ver­schie­de­ne Läden genutzt wer­den. Sogar ein Hos­piz befand sich vor Ort. Ins­ge­samt gab es 208 Ein- bis Drei­zim­mer­woh­nun­gen und 43 Ein­zel­zim­mer. Davon waren eini­ge für allein­ste­hen­de Frau­en vorgesehen.

Der Gebäu­de­kom­plex wur­de wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges in Tei­len zer­stört und anschlie­ßend ver­ein­facht wie­der auf­ge­baut. Der Barock­hof und der Moder­ne Hof wur­den abge­ris­sen, und von den ande­ren Höfen sind nur noch Frag­men­te erhal­ten. Unter ande­rem feh­len meh­re­re Orna­men­te und bild­li­che Dar­stel­lun­gen. Und obwohl man heu­te nur noch einen klei­nen Aus­schnitt des Gesamt­bau­wer­kes besich­ti­gen kann, bekommt man beim Spa­zier­gang duch die Anla­ge eine Ahnung, um was für ein impo­san­tes und refor­ma­to­ri­sches Bau­pro­jekt es sich damals gehan­delt haben muss.

Ein Hof in der Hussitenstraße 4/5. Foto: Sulamith Sallmann
Alt­deut­scher Hof – Nürn­ber­ger Hof

Die Höfe in der Hus­si­ten­stra­ße 45
• Hof I: Roma­ni­scher Hof     (Ber­lin als Fischer­dorf aus dem 12. Jahrhundert)
• Hof II: Alt­mär­ki­scher Hof mit Hohen­zol­lern­gar­ten    (Back­stein­go­tik aus dem 14./15. Jahrhundert)
• Hof III: Altdeutscher/Nürnberger Hof mit Eli­sa­beth­gar­ten    (Fach­werk-kur­fürst­li­che Resi­denz­stadt aus dem 16. Jahrhundert)
• Hof IV: Renais­sance­hof    (Resi­denz­stadt aus dem 17. Jahrhundert)
• Hof V: Barock­hof (könig­li­che Residenzstadt)
• Hof VI: Moder­ner Hof mit Wil­helms­gar­ten (neu­zeit­li­che Archi­tek­tur – Kai­ser­stadt der Gründerjahre)

Den Text und die Fotos haben wir aus dem Kiez­ma­ga­zin “brun­nen”, Aus­ga­be Dezem­ber 2015 über­nom­men. Autorin und Foto­gra­fin ist Sula­mith Sallmann.

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