Vielleicht braucht es den Mut und die Verwegenheit einer Französin, um ausgerechnet auf der Schwedenstraße ein Geschäft für Frauenmode zu eröffnen. Roseline Russell machte „Soleil du Sud“ bereits 2006 auf und verbindet dort Pariser Mode und Berliner Second Hand-Style. Dazu kommt seit kurzem auch ein Café.
AKTUALISIERT 2018 Auf der Schwedenstraße rauscht der Verkehr lautstark zwischen Osloer und Badstraße auf und ab. Von den Spielcasinos, die sich mit ihren zugeklebten Fenstern wie ein farbenfrohes Geschwür ausgebreitet haben, liegen hier gleich drei Stück nahe beieinander. Es gibt einen Kiosk, einen An- und Verkauf-Laden, türkische Bäckereien und so viel Leerstand wie sonst nur noch selten im Wedding. Daran, dass hier ein Modeladen existiert, glaubt man erst, wenn man vor ihm steht oder im Weddingweiser davon liest.
Roseline Russell sitzt auf einer kleinen pinkfarbenen Bank vor ihrem Laden und erzählt mit französischem Akzent von der Bar, die sich früher in der Hausnummer 15b befand. Tatsächlich ist von außen noch gut erkennbar, dass hier früher eine Kneipe war. Nachdem sie geschlossen wurde, stand das Geschäft längere Zeit leer. Da sie damals ohne Job war und im selben Haus wohnt, kam Roseline auf die Idee, dort eine eigene Boutique zu eröffnen. Das war im November 2006. Anfangs verkaufte sie nur Ware aus zweiter Hand, die eine Freundin in Paris einkaufte, verpackte und dann in die Schwedenstraße schickte. Inzwischen kauft Roseline Kleidung und Schmuck als Neuware aus Frankreich, doch ein Großteil ihres heutigen Angebots besteht aus Second Hand Artikeln, die sie von Berlinern erhält. Man kann seine Kleidung als Kommisionsware im Laden abgeben und erhält nach dem Verkauf die Hälfte des Ladenpreises.
Das Innere des Ladens wirkt, als hätten sich ein Wohnzimmer, eine private Schmuckausstellung und ein begehbarer Kleiderschrank im gleichen Raum verabredet. Die Wandfarben schaffen ein sommerlich-mediterranes Flair. Auf alten Möbelstücken liegen Halsketten, Ohrringe und anderer Schmuck ausgebreitet. Dazwischen stehen Kleiderständer und Schaufensterpuppen mit leichten Kleidern, Blusen und Jacken. Couch und Sessel laden zum Sitzen ein. Sans aucun doute, es ist gemütlich hier. Wer für den Frühling noch ein originelles Kleidungsstück abseits der ausgelatschten Modepfade sucht und in entspannter Atmosphäre stöbern möchte, sollte unbedingt mal im „Soleil du Sud“ vorbeischauen. “Und woher kommt jetzt die Katze?”, frage ich Roseline, als wir wieder auf der Bank sitzen. “Sie kommt mich ab und zu besuchen, ich wohne doch hier im selben Haus.” Ach so, stimmt ja.
Und ab 10. März 2018 verwandelt sich der kleine Laden auch noch in das “Café de Paris” mit einem kleinen Barbetrieb.
Soleil du Sud
Schwedenstraße 15b, 13357 Berlin (nähe U‑Bhf Osloer Straße)
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