Alle Jahre wieder – und noch unwitziger als die 100.000. Wiederholung von „Dinner for One“ ist der Anblick der total zugemüllten Straßen nach der Silvesternacht. Nicht nur, aber eben auch vor unserer Tür, im Wedding. An Neujahr geht man spazieren, allein schon, um zu schauen, welche Spuren die „Naturkatastrophe“ Silvester hinterlassen hat. Eine von einem Böller zerfetzte Ratte vor der Haustür war da noch das Originellste, was ich diesmal zu sehen bekam. Aber ich sah auch Weddinger Kiezbewohner, die sich mit Besen und Schubkarre bewaffnet haben und die ersten Spuren beseitigen. Und zwar die vom Feiern anderer Leute. So sehr mich dieses vereinzelte Engagement erfreut, so sehr ärgert mich die Mentalität derjenigen, die den Müll verursacht haben. Irgendjemand wird’s schon wegräumen, wie immer. Wofür bezahlt man schließlich Hundesteuern, Abfallgebühren oder andere Abgaben?
Illusorisch ist es, auf ein Böllerverbot im Wedding zu hoffen. Eher gibt es ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen oder ein Waffenverbot in den USA. Manche Weddinger glauben sogar, es sei an Silvester erlaubt, mit Schreckschusswaffen in die Luft, oder, schlimmer noch, wahllos auf Leute zu schießen. Die leeren Patronenhülsen gehören inzwischen zum Straßenbild. Staatliche Regulierung wird es nicht geben, so viele Polizisten, wie die Durchsetzung von Regeln erfordern würde, kann Berlin nicht bieten.
Also sollten wir die Realität anerkennen. An Silvester wird es im Wedding auf absehbare Zeit laut, explosiv und lebensgefährlich bleiben. Aber wenigstens den Müll zusammenkehren, die größten Raketen und Feuerwerksbatterien, leere Flaschen und Verpackungsreste mitnehmen und die Verantwortung nicht an die BSR abgeben – das sollte doch Ehrensache für Weddinger sein. Für die, die in der Silvesternacht gerne feiern. Und auch aus Respekt vor allen anderen.
Dem Artikel kann ich nur zustimmen. Nun haben wir den 13.1. und im Soldiner Kiez liegt immer noch alles wie nach der Silvesternacht.
Auf die Idee, selber zu fegen wäre ich jetzt nicht gekommen. Aber du hast Recht: Immer mit gutem Beispiel voran gehen. Dieses Jahr war bei uns die BSR schneller. Nächstes Jahr…
Wenn alle am 1.1. oder spätestens am 2.1. ( falls man zu verkatert ist) ihren größten Müll entfernen würden, wäre schon viel gewonnen. Alles andere ist für mich einfach nur respektlos und asozial.