Wenn die BVG ihre historischen U‑Bahnhöfe saniert, wird das Gesicht mancher Station schon mal bis zur Unkenntlichkeit verändert. Manche architektonische Entgleisung nach früheren Sanierungen oder die Neubauten der 1970er und 1980er Jahre beleidigen das Auge das Fahrgastes auch heute noch. Doch in den letzten Jahren hat sich auch bei den Berliner Verkehrsbetrieben die Sensibilität für die Bewahrung des kulturellen Erbes, das eine über 110 Jahre alte U‑Bahn mit sich bringt, erhöht. Sanierte und teilweise in ihren Ursprungszustand zurückversetzte Bahnhöfe wie Mehringdamm, Südstern, Voltastraße oder Gesundbrunnen zeigen: An der Gestaltung der unterirdischen Haltestellen lässt sich ein Stück Zeitgeschichte ablesen, während das an der Oberfläche oft schon nicht mehr möglich ist.
Die beiden ersten nach dem Zweiten Weltkrieg eröffneten U‑Bahnhöfe aus dem Jahr 1956 waren die beiden Weddinger Stationen “Rehberge” und “Afrikanische Straße” an der heutigen U 6. Bei der Sanierung der im Style der Fünfzigerjahre gehaltenen Haltestellen, die in den letzten Jahren durchgeführt wurde, hat die BVG auf die weitgehende Bewahrung des ursprünglichen Charakters gesetzt. “Wir haben uns an den gestalterischen Merkmalen der Ursprungszeit orientiert, aber auch neue Elemente zugelassen”, erklärte ein Sprecher der BVG gegenüber dem Weddingweiser. Das Zugabfertigerhäuschen im Bahnhof Rehberge erhielt beispielsweise eine phantasievolle Gestaltung, die mit angedeuteten Reh-Silhouetten und Blattwerk auf den nah gelegenen Volkspark Rehberge Bezug nimmt. Die Zugangsebenen wurden mit neuen Mosaikfliesen ausgestattet – eine Gestaltung, die sie in anderer Farbgebung auch früher schon besaßen. Die kleinen Hintergleis-Keramikfliesen in einem Grün-Türkiston wurden durch größere Fliesen ersetzt, die aber die frühere Grundfarbe behielten. Ebenso verfuhr die BVG auch am Bahnhof Afrikanische Straße, nur dass dort blaue Fliesen verwendet wurden. Die schwarzen Lettern, die die Bahnhofsnamen an den Wänden anzeigen, wurden in der Original-Typographie wiederhergestellt und geben beiden Stationen wieder eine Anmutung, die dem Originalzustand ziemlich nahe kommt. Nur den Zusatznamen Friedrich-Ebert-Siedlung hat der Bahnhof Afrikanische Straße eingebüßt.
Lokalhistorie statt Reklame
Der Clou im Bahnhof Rehberge ist aber der Verzicht auf Werbetafeln. Statt dessen wurden überwiegend historische Fotos aus dem umliegenden Gebiet auf die Kacheln appliziert. So ist am Bahnhof Rehberge ein Ausflug in die Weddinger Lokalgeschichte möglich. Sogar ein Bild vom U‑Bahn-Bau auf der Müllerstraße ist dabei – die darauf gezeigte Straßenbahn wurde durch die U‑Bahn später ersetzt. Ansonsten dominieren Bilder aus der Zwischenkriegszeit – leider ohne erklärende Zusatztafeln, so dass eine zeitliche Einordnung schweirig ist.
“Wir sind stolz, dass wir die Gestaltung aus unseren eigenen Reihen vornehmen lassen konnten”, sagte der BVG-Sprecher. Die damit betrauten Mitarbeiter haben sich gestalterisch Mühe gegeben – und nicht einfach eine schlichte Sanierung abgeliefert. Die beiden Stationen sind kleine Schmuckstücke geworden, ohne kitschig zu sein. Die Finanzierung erfolgte übrigens aus dem berlinweit laufenden Sanierungsprogramm der BVG, von dem auch der Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf erfasst wird. Nach Abschluss der letzten Arbeiten im zweiten Quartal ist die Sanierung der Bahnhöfe aus dem Jahr 1956 endgültig abgeschlossen.
Hier sind die historischen Bilder an den Wänden als Diashow. Danke an stefblog.de für die Fotos.
” Sanierte und teilweise in ihren Ursprungszustand zurückversetzte Bahnhöfe wie Mehringdamm, Südstern, Voltastraße oder Gesundbrunnen…” sorry, aber der bahnhof voltastraße ist meineserachtens weddings BER, dieser bahnhof ist seit ewig eine baustelle und sollte vor jahren schon fertig sein, oder ist das vielleicht der “ursprungszustand”? 😉
Danke für den Beitrag. 😀
Gerade die Gestaltung der Fliesenbilder mit den historischen Fotografien lockt zum Schauen und manchem
“Aha, so war’s …”/“Oh, das ist doch…”.
Und da können dann schon mal 1, 2 Züge weiterfahren, weil manches Detail fesselt.
Oder von dort gehts in die unweit gelegenen Volksparke…
Herzlichen dank für die Hinweise.
Alter Weddinger
Besonders die Fotos des Schillerparks finde ich überaus interessant. Wie hat er sich doch verändert!