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Sanierung gelungen: U‑Bahnhöfe im Wedding

17. Februar 2014
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Bahnhof Rehberge (C) Stefan Kuhl
Bahn­hof Reh­ber­ge © Ste­fan Kuhl

Wenn die BVG ihre his­to­ri­schen U‑Bahnhöfe saniert, wird das Gesicht man­cher Sta­ti­on schon mal bis zur Unkennt­lich­keit ver­än­dert. Man­che archi­tek­to­ni­sche Ent­glei­sung nach frü­he­ren Sanie­run­gen oder die Neu­bau­ten der 1970er und 1980er Jah­re belei­di­gen das Auge das Fahr­gas­tes auch heu­te noch. Doch in den letz­ten Jah­ren hat sich auch bei den Ber­li­ner Ver­kehrs­be­trie­ben die Sen­si­bi­li­tät für die Bewah­rung des kul­tu­rel­len Erbes, das eine über 110 Jah­re alte U‑Bahn mit sich bringt, erhöht. Sanier­te und teil­wei­se in ihren Ursprungs­zu­stand zurück­ver­setz­te Bahn­hö­fe wie Meh­ring­damm, Süd­stern, Vol­ta­stra­ße oder Gesund­brun­nen zei­gen: An der Gestal­tung der unter­ir­di­schen Hal­te­stel­len lässt sich ein Stück Zeit­ge­schich­te able­sen, wäh­rend das an der Ober­flä­che oft schon nicht mehr mög­lich ist.

Die bei­den ers­ten nach dem Zwei­ten Welt­krieg eröff­ne­ten U‑Bahnhöfe aus dem Jahr 1956 waren die bei­den Wed­din­ger Sta­tio­nen “Reh­ber­ge” und “Afri­ka­ni­sche Stra­ße” an der heu­ti­gen U 6. Bei der Sanie­rung der im Style der Fünf­zi­ger­jah­re gehal­te­nen Hal­te­stel­len, die in den letz­ten Jah­ren durch­ge­führt wur­de, hat die BVG auf die weit­ge­hen­de Bewah­rung des ursprüng­li­chen Cha­rak­ters gesetzt. “Wir haben uns an den gestal­te­ri­schen Merk­ma­len der Ursprungs­zeit ori­en­tiert, aber auch neue Ele­men­te zuge­las­sen”, erklär­te ein Spre­cher der BVG gegen­über dem Wed­ding­wei­ser. Das Zug­ab­fer­ti­ger­häus­chen im Bahn­hof Reh­ber­ge erhielt bei­spiels­wei­se eine phan­ta­sie­vol­le Gestal­tung, die mit ange­deu­te­ten Reh-Sil­hou­et­ten und Blatt­werk auf den nah gele­ge­nen Volks­park Reh­ber­ge Bezug nimmt. Die Zugangs­ebe­nen wur­den mit neu­en Mosa­ik­flie­sen aus­ge­stat­tet – eine Gestal­tung, die sie in ande­rer Farb­ge­bung auch frü­her schon besa­ßen. Die klei­nen Hin­ter­gleis-Kera­mik­flie­sen in einem Grün-Tür­ki­ston wur­den durch grö­ße­re Flie­sen ersetzt, die aber die frü­he­re Grund­far­be behiel­ten. Eben­so ver­fuhr die BVG auch am Bahn­hof Afri­ka­ni­sche Stra­ße, nur dass dort blaue Flie­sen ver­wen­det wur­den. Die schwar­zen Let­tern, die die Bahn­hofs­na­men an den Wän­den anzei­gen, wur­den in der Ori­gi­nal-Typo­gra­phie wie­der­her­ge­stellt und geben bei­den Sta­tio­nen wie­der eine Anmu­tung, die dem Ori­gi­nal­zu­stand ziem­lich nahe kommt. Nur den Zusatz­na­men Fried­rich-Ebert-Sied­lung hat der Bahn­hof Afri­ka­ni­sche Stra­ße eingebüßt.

Lokalhistorie statt Reklame

Der Clou im Bahn­hof Reh­ber­ge ist aber der Ver­zicht auf Wer­be­ta­feln. Statt des­sen wur­den über­wie­gend his­to­ri­sche Fotos aus dem umlie­gen­den Gebiet auf die Kacheln appli­ziert. So ist am Bahn­hof Reh­ber­ge ein Aus­flug in die Wed­din­ger Lokal­ge­schich­te mög­lich. Sogar ein Bild vom U‑Bahn-Bau auf der Mül­lerstra­ße ist dabei – die dar­auf gezeig­te Stra­ßen­bahn wur­de durch die U‑Bahn spä­ter ersetzt. Ansons­ten domi­nie­ren Bil­der aus der Zwi­schen­kriegs­zeit – lei­der ohne erklä­ren­de Zusatz­ta­feln, so dass eine zeit­li­che Ein­ord­nung schwei­rig ist.

“Wir sind stolz, dass wir die Gestal­tung aus unse­ren eige­nen Rei­hen vor­neh­men las­sen konn­ten”, sag­te der BVG-Spre­cher. Die damit betrau­ten Mit­ar­bei­ter haben sich gestal­te­risch Mühe gege­ben – und nicht ein­fach eine schlich­te Sanie­rung abge­lie­fert. Die bei­den Sta­tio­nen sind klei­ne Schmuck­stü­cke gewor­den, ohne kit­schig zu sein. Die Finan­zie­rung erfolg­te übri­gens aus dem ber­lin­weit lau­fen­den Sanie­rungs­pro­gramm der BVG, von dem auch der Bahn­hof Kurt-Schu­ma­cher-Platz in Rei­ni­cken­dorf erfasst wird. Nach Abschluss der letz­ten Arbei­ten im zwei­ten Quar­tal ist die Sanie­rung der Bahn­hö­fe aus dem Jahr 1956 end­gül­tig abgeschlossen.

Hier sind die his­to­ri­schen Bil­der an den Wän­den als Dia­show. Dan­ke an stefblog.de für die Fotos.

Die­se Dia­show benö­tigt JavaScript.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

3 Comments Leave a Reply

  1. ” Sanier­te und teil­wei­se in ihren Ursprungs­zu­stand zurück­ver­setz­te Bahn­hö­fe wie Meh­ring­damm, Süd­stern, Vol­ta­stra­ße oder Gesund­brun­nen…” sor­ry, aber der bahn­hof vol­ta­stra­ße ist mei­ne­ser­ach­tens wed­dings BER, die­ser bahn­hof ist seit ewig eine bau­stel­le und soll­te vor jah­ren schon fer­tig sein, oder ist das viel­leicht der “ursprungs­zu­stand”? 😉

  2. Dan­ke für den Beitrag. 😀
    Gera­de die Gestal­tung der Flie­sen­bil­der mit den his­to­ri­schen Foto­gra­fien lockt zum Schau­en und manchem
    “Aha, so war’s …”/“Oh, das ist doch…”.
    Und da kön­nen dann schon mal 1, 2 Züge wei­ter­fah­ren, weil man­ches Detail fesselt.
    Oder von dort gehts in die unweit gele­ge­nen Volksparke…

    Herz­li­chen dank für die Hinweise.

    Alter Wed­din­ger

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