Der letzte Nebenfluss der Spree, die Panke, durchfließt im Nordosten Berlins eine grüne Lunge. Ihre Ufer sind auf diesem Abschnitt kaum noch besiedelt, von Kleingärten und kleineren Gewerbeflächen abgesehen. Der Naturpark Barnim ragt hier auch in das Berliner Stadtgebiet hinein. Was dem Naturgenuss allerdings im Weg steht: Hier ist leider auch die Autobahn A 114 fast direkt ans Panke-Ufer gebaut worden. Links und rechts der Panke liegen die Pankower Ortsteile Französisch-Buchholz, Blankenburg und Karow. Alle genannten Orte haben sich einen alten Dorfkern mit dem für die Gegend typischen Dorfanger und einer alten Kirche bewahren können. Die für Torfabbau und Fischzucht ausgehobenen Karower Teiche stellen heute ein 127 Hektar großes Naturschutzgebiet direkt an der Panke dar – ein ideales Ausflugsziel für denjenigen, der dem Wedding entfliehen will.
Wie es bis nach Blankenburg geht, haben wir bereits in einem anderen Ausflugstipp beschrieben. Ab der Bahnhofstraße nahe dem S‑Bahnhof Blankenburg folgt der Weg unmittelbar der Panke. Die Nähe zur Autobahn A 114 ist hier kaum zu überhören. Nach wenigen hundert Metern geht es an einer ausgedehnten Kleingartenkolonie vorbei. Die zweite Fußgängerbrücke über die Autobahn muss benutzt werden, um dem Pankeweg zu folgen; die Auffahrt ist schwer zu finden – unbedingt ist auf die rot-weißen Schilder zu achten! Aber keine Bange: wer den Abzweig verpasst, kann gleich nach Unterquerung der Brücke nach links auf einen schmalen Trampelpfad ausweichen und so auf die Brücke gelangen. Direkt hinter der Brücke geht es nach rechts auf eine Wohngebietsstraße (Flaischlenstr.), nach wenigen Metern erfolgt erneut ein Abzweigen nach rechts, diesmal auf einen sandigen Pfad, der direkt an der Autobahn entlang führt. Diese zweigt bald ab, dafür kommt die Panke wieder ins Sichtfeld.
Plötzlich Natur: die Karower Teiche
Der Pfad endet bald darauf und es geht weiter auf der Krontaler Straße, die vom Berliner Außenring (S‑Bahn, Regionalbahn) überquert wird. Die Krontaler Straße biegt gleich wieder nach rechts ab und führt in den Ortsteil Karow, während der Pankeweg weiter über eine neue Brücke geht. Hier geht es auf einem neu angelegten Uferweg weiter, der nur einmal von der verkehrsreichen Pankgrafenstraße unterbrochen wird. Abseits des bebauten Gebiets von Karow erreichen wir nun das Naturschutzgebiet Karower Teiche. Die namensgebenden vier Teiche dienten einst dem Abbau von Torf bzw. als Fischteiche. Die Verrieselung der Berliner Abwässer auf den nahegelegenen Rieselfeldern führte allerdings dazu, dass der Lietzengraben, der das 127 ha große Naturschutzgebiet durchzieht, hochgradig belastetes Wasser mit sich führte. Als die Verrieselung 1985 endete, sank der Grundwasserspiegel stark ab. Die Teiche und ihre wichtige Funktion für den Naturschutz sind auf Schautafeln gut erklärt. Dafür muss man sich vom Pankeweg weg ins Teichgebiet hinein begeben. Am Rand der Teiche befinden sich drei Aussichtsplattformen, die eine Beobachtung der zahlreichen Vögel erlaubt. Die Karower Teiche und die für den Besucher unzugänglichen ausgedehnten Wiesen werden von Zugvögeln als Rastplatz und Aufzuchtsfläche genutzt. Mehr als 60 Vogelarten kann man hier antreffen.
Geht man am Pankeweg weiter, trifft man auf die Mündung des Lietzengrabens. Hinter dem Naturschutzgebiet erkennt man auf der anderen Seite der Panke die Großwohnsiedlung Karow-Nord.
Über die Felder nach Buch
Nach Unterquerung der Heidekrautbahn geht es bald über die Autobahn A 10. Hier hat man einen recht guten Überblick über die eiszeitlich geformte Barnim-Landschaft, die den Lauf der mittleren Panke prägt. Auch das erste Windrad auf Berliner Boden, das nördlich von Französisch Buchholz aufgestellt wurde, kann man linkerhand gut erkennen. Die Panke selbst hat sich ein wenig von uns entfernt.
An einer Bahnunterführung hat man die Wahl: entweder man bleibt auf der Teerstraße entlang der S‑Bahn-Trasse – dann erreicht man nach etwa einem Kilometer den S‑Bahnhof Buch mit einigen Einkehrmöglichkeiten. Oder es geht rechts unter der Bahn hindurch – dann folgt man der Pankeweg-Beschilderung auf einem etwas längeren Weg: wer diesen Weg nimmt, überquert auf einer Brücke die Panke und gelangt in ein tristes Neubaugebiet mit Plattenbauten. Der Pankower Ortsteil Buch, der hier beginnt, hat in den Jahren nach dem Mauerfall viele Einwohner verloren. Erst jetzt wird das Potenzial dieses einst weltweit bekannten Krankenhausstandorts wieder entdeckt und man beginnt, Buch als Gesundheits- und Wissenschaftsstandort zu entwickeln. Gleich nach Unterquerung der Stettiner Eisenbahntrasse kann man einen Plattenbau entdecken, der dem Technischen Hilfswerk als Übungsgebäude dient. Entsprechend katastrophal sieht das Gebäude dann auch aus…
Wenn man dem etwas verwinkelt geführten Pankeweg mit Hilfe der rot-weißen Schilder folgt, gelangt man bald in einen Park, der entlang der Panke angelegt wurde. Der Weg endet an der verkehrsreichen Wiltbergstraße, wo links und rechts der Panke ein kleines Einkaufszentrum gebaut wurde. Die bunten, niedrigen Gebäude passen sich in ihren Dimensionen gut an die bereits vorstädtische Lage Buchs an. Wer an der Wiltbergstraße links abzweigt, kommt umgehend an den schönen, aber etwas vernachlässigten Jugendstil-Bahnhof Buch.
Vom verschwundenen Schloss
Unsere Tour geht an der Einfahrt zum Schlosspark Buch weiter. Das Gutshaus, das von seinem Besitzer Geheimrat von Viereck im 18. Jahrhundert zu einem Landschloss umgebaut wurde, steht heute nicht mehr, weil es 1964 – wie schon einige Jahre zuvor die Orangerie – aus politischen Gründen abgerissen wurde. Die dazugehörige Barockkirche kann man hingegen noch heute auf einer Anhöhe östlich des Parks finden. Sie wurde bis 1736 an der Stelle der Dorfkirche errichtet und ist in ihrer Form in Berlin einzigartig. Der kreuzförmige Bau verfügt über unterschiedlich lange Seitenarme. Das Fundament des verloren gegangenen Turms ist achteckig. Um die Kirche herum befindet sich übrigens der Bucher Kirchhof mit sehr schönen Gräbern. Auf dem Plateau zwischen Kirche und Schlosspark lässt sich heute noch der Standort des Schlosses erahnen. Das angrenzende Gut ist auch als “Künstlerhof Buch” bekannt.
Der Schlosspark selbst wurde im 17. Jahrhundert vom damaligen Gutsbesitzer Pölnitz im holländischen Stil gestaltet – dies erklärt die zahlreichen Kanäle, in die sich die Panke verzweigt. Einer der Seitenarme entwickelt sich sogar zu einem träge dahinfließenden Teich, der zu den idyllischsten Plätzen dieses verträumten Parks gehört. Auch der alte Baumbestand lohnt eine nähere Betrachtung. Auf immerhin 14 Brücken kommt der Park außerdem noch – zweifellos ein Rekord an der Panke!
Über die Stadtgrenze nach Brandenburg
Am Ende des Parks wird der Pölnitzweg überquert, und ein neu angelegter Weg führt über Wiesen und Felder in Richtung Röntgental. Der Weg führt nun über die Felder und Wiesen, während die Panke hier durchs Schilf fließt. Ganz nebenbei passiert man hier die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg. Man stößt in Panketal nun auf die Bahnhofstraße, in die es erst links geht.
Möchte man sich den Ortsteil Röntgental anschauen, muss man sich auf der Bahnhofstraße geradeaus halten:
Röntgental ist eine gründerzeitliche Villenkolonie rund um den gleichnamigen Bahnhof aus dem Jahr 1912. Der Ort selbst ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und nach dem Physiker Wilhelm Conrad Roentgen benannt. In Röntgental befand sich das Zentrale Aufnahmelager für Umsiedler aus der BRD in die DDR. Das Bahnhofsgebäude und die Bahnhofstraße sind noch heute ein schönes Ensemble mit Jugendstilelementen.
Zepernick – altes Dorf im Tal der Panke
Zurück in die Bahnhofstraße – hier muss nun in die Triftstraße eingebogen werden, die wir etwa 800 Meter entlang müssen. In die Straße der Jugend biegen wir nach rechts ab und überqueren wieder die Panke. Kurz darauf geht es nach links über eine ausgedehnte Wiesenfläche mitten in Zepernick, dem größten Ortsteil der Gemeinde Panketal. Hier mündet der Dransebach in die Panke. Das Dorf Zepernick, das heute den Hauptort Panketals bildet, wurde 1289 erstmals erwähnt. Hinter der Wiese erkennt man die Annenkirche, deren ungewöhnlicher Doppelturm aus den Erlösen des Landverkaufs für die Eisenbahn finanziert wurde. Die Kirche selbst hat romanische Grundmauern aus dem 13. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut. Man erkennt gut, dass Zepernick seit dem Bau der Eisenbahn ein großes Dorf ist, aber weder Zepernick noch die heutige Gemeinde Panketal haben das Stadtrecht erhalten.
Hinter der Wiese geht es über die Schönerlinder Straße in die Poststraße, aber nach wenigen Metern führt uns der Weg nach links in die Eisenbahnstraße. Es geht bald wieder den Bahndamm entlang; nur am S‑Bahnhof Zepernick muss die Schönower Straße überquert werden. Nun führt der Pankeweg vorbei am parkartigen Zepernicker Friedhof, und nach der Einmündung in die Oderstraße erreichen wir bald die Stadtgrenze von Bernau, wo auch die Panke wieder überquert wird.
Im Ortsteil Eichwerder gibt es eine zickzackartige, ausgeschilderte Wegführung erst nach rechts in die Eichendorffstr. und wieder nach links in die Theodor-Körner-Str. Hier ist die Panke hinter den Gärten der Einfamilienhäuser verschwunden. Nach Überquerung der verkehrsreichen Zepernicker Chaussee taucht die Panke aber wieder auf, und unser Weg geht nun über die Felder an Eichen und Birken vorbei. Der Blick geht weit über die Felder in Richtung des Bernauer Stadtteils Friedenstal. Die Autobahn A 11 unterqueren wir an einem Tunnel, unter dem wiederum die Panke fließt. Direkt dahinter kommt ein Anglerteich und ein kleines Becken, das früher als Badeanstalt diente. Durch einen kleinen Wald geht es weiter bis zur Weißenseer Str. (Bundesstr. 2), in die wir kurz rechts einbiegen. An der nächsten Kreuzung geht es gleich wieder links in den Hesselweg, der über die Felder in die Neuen Gärten führt. Ein letztes Mal kann der Blick über Felder und Trauerweiden schweifen, bevor die Panke sich in mehrere Gräben verzweigt und ein so schmales Rinnsal wird, dass über sie unzählige Stege führen, um den Zugang in die benachbarten Kleingärten zu gewähren. Der Weg endet an einem Busbahnhof, wo ein modernes Einkaufszentrum entstanden ist. Die Tour geht nach links weiter, wo bald der Bernauer Bahnhof erreicht wird.
Bernau, die Stadt hinter alten Mauern
Die katholische Herz-Jesu-Kirche aus dem Jahr 1908 hat uns auf den letzten Kilometern vor dem Bahnhof schon begrüßt, aber Bernaus eigentliche Altstadt ist ebenso sehr sehenswert. Die Stadt hat einst vom Bierbrauen gelebt; über 300 Hausstellen brauten einst das berühmte Starkbier, das wegen seiner Haltbarkeit beliebt war. Zum Brauen wurde Pankewasser herangezogen, und noch heute kennt jedes Kind in Bernau den Spruch: Leute gebt acht, dass keiner in die Panke macht, denn morgen wird gebraut. Auch wenn viele Gebäude Bernaus zu DDR-Zeiten abgerissen wurden, verdienen nicht nur die stehengebliebenen schönen Häuser und die Marienkirche besondere Beachtung, sondern auch die fast vollständig erhaltene Stadtmauer mit dem schönen Pulverturm.
Wer jetzt noch die Quelle der Panke sucht, wird vielleicht ein wenig enttäuscht. Wie viele Tieflandflüsse hat die Panke keine sprudelnde Quelle, sondern das Quellwasser sammelt sich in einer feuchten Wiese nordöstlich Bernaus. Erst ab einem künstlich angelegten Gewässer, dem Teufelspfuhl hinter dem Einkaufszentrum “Bahnhofspassagen”, fließt die Panke als permanentes Gewässer.
Wer mit dem Fahrrad hierhergekommen ist, kann den Radfernweg Berlin-Usedom in Richtung Biesenthal, Werbellinsee und Prenzlau weiterfahren, dessen Überlandabschnitte hinter Bernau beginnen.