Die Panke ist Weddings wichtigstes Gewässer, aber sie hat dem ganzen Nachbarbezirk Pankow den Namen gegeben – und die erst 1920 nach Berlin eingemeindeten Orte Pankow und Niederschönhausen sind untrennbar mit diesem Schicksal dieses Flusses verbunden. Die wichtigsten Parks Pankows werden von der Panke durchflossen, und auch die Entwicklung Pankows zu einem wichtigsten Ausflugsziel der nahen Großstadt Berlin spielt für den Fluss eine gewisse Rolle. Der berühmte Gassenhauer „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten…“ dreht sich nicht zufällig um Pankow. Aus den beiden Dörfern Pankow und Niederschönhausen sind inzwischen zwei mehr oder weniger dicht besiedelte, aber dennoch grüne Stadtteile Berlins geworden.
Ein Bahnhof am Todesstreifen
Der S‑Bahnhof Wollankstraße (1877 unter dem Namen Prinzenallee eröffnet) ist eine repräsentative Anlage (Bahnhofsgebäude von 1893) mit einem zur Sternstraße hin angelegten halbrunden Schmuckplatz. Bei der Höherlegung der Nordbahn im Jahr 1903 wurde ein Viadukt geschaffen, der von seiner städtebaulichen Wirkung an die Berliner Stadtbahnstrecke erinnert. Der Bahnhof gehörte während der Teilung Berlins kurioserweise zum Ostteil, konnte aber nur vom Westteil (Bezirk Wedding) aus betreten werden. Die Bahnstrecke ist seit 1925 elektrifiziert und damit S‑Bahn-Strecke. Nach der Übernahme der S‑Bahn in West-Berlin durch die BVG 1984 wurde dieser Streckenteil einige Monate lang nicht bedient.
Wo heute die Kirschen blühen
Die die Panke begleitende Wilhelm-Kuhr-Straße - die einen Südabschnitt in Berlin-Gesundbrunnen und einen Nordabschnitt in Berlin-Pankow hat – ist nach einem Bürgermeister der damals aufstrebenden Landgemeinde Pankow benannt. Sie unterquert die Nordbahn (S1, S25, S85) in der Nähe des Bahnhofs Wollankstraße. Noch unter dem Brückenbogen erkennt man die Pflasterreihe, die den Verlauf der Berliner Mauer nachzeichnet. An dieser Stelle haben die Grenzanlagen eine besonders breite Schneise geschlagen. Nicht einmal auf die links des Wegs fließende Panke haben die Anlage und die Überwachung der Grenze Rücksicht genommen. Rechts des Wegs, wo heute der Kolonnenweg abzweigt, wurden die Hinterhäuser an der Schulzestraße für die Grenzsicherung abgerissen. Jetzt wachsen dort zahlreiche Kirschbäume, die japanische Bürger nach dem Mauerfall gespendet haben. Wir folgen den Pankeweg-Schildern nach links in die Straße Am Bürgerpark.
Ein Privat-Park wird zum Bürger-Park
Linkerhand erkennt man hinter dem Hochwasserrückhaltebecken eine Ansammlung von mehreren Fachwerkhäusern, die zum Kinderbauernhof Pinke-Panke gehören. Wir halten uns jedoch hinter der Pankebrücke rechts und durchqueren den Bürgerpark Pankow. Es war der eingangs erwähnte Wilhelm Kuhr, der die private Gartenanlage samt Herrenhaus 1907 für Pankow erwarb und damit vor der Bebauung durch Immobilienspekulanten rettete. Die Anlage des Parks verdanken wir dem Verleger Killisch von Horn, der ein verfallenes Mühlengebäude um 1860 herum umgebaut hatte und sich damit einen Landsitz schuf. Er beauftragte einen Gartenbaumeister namens Wilhelm Perring mit der Parkgestaltung. Trotz einschneidender Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders durch den Abriss des baufälligen Herrenhauses und anderer repräsentativer Gebäude, vermittelt der recht kleine Park einen sehr gepflegten Eindruck. Noch immer verfügt der Park über eine große Bandbreite an Baumarten und Gehölzsorten. Das gesamte Gelände auf dieser Pankeseite ist übrigens erst in den 1920er Jahren in den Bürgerpark integriert worden. Der ursprüngliche Baumbestand dieser waldartigen Heide ist noch immer vorhanden, aber es finden sich einige Skulpturen zwischen den alten Bäumen. Das markanteste Denkmal sind die Stelen am Rand des Parks, zur Grabbeallee hin. Es handelt sich um das Julius-Fuczik-Denkmal aus dem Jahr 1974, geschaffen von Zdenek Nemecek.
Es lohnt sich auch, vom Pankeweg an einer der beiden Brücken abzuweichen und den Rosengarten, das Parkcafé Rosenstein, die Parkbücherei und besonders das Parkportal im Neorenaissance-Stil am nordöstlichen Ende der Grünanlage zu entdecken. Dahinter befindet sich neben dem Haus des Obergärtners links hinter dem Portal ein 1971 aufgelassener kleiner Friedhof mit einem Mausoleum des Parkstifters (in der an das Obergärtnerhaus angrenzenden Ecke). Der erste Pankower Friedhof wurde hier 1841 angelegt, der Gitterzaun ersetzte 1908 den Holzzaun.
Der den Park durchquerende Pankeweg ist auch zum Radfahren freigegeben.
Wie Monopoly: durch Parkstraße und Schlossallee
Hinter dem Bürgerpark, nach Unterquerung der Schönholzer Straße, verschwindet die Panke für einige hundert Meter aus dem Blickfeld. Wir folgen ihr durch die Parkstraße, die bereits einen eindeutig vorstädtischen und dennoch eleganten Charakter hat. In der Hausnummer 5 lebte Paul Nipkow, ein berühmter Pankower Erfinder. Er erfand die “Nipkowsche Scheibe”. Seine Idee war die Zerlegung von Bildern in einzelne Punkte, um diese dann ähnlich wie Töne beim Telefon, übertragen zu können – die grundlegende Erfindung für das spätere Fernsehen.
Die Parkstraße endet an der Ossietzkystraße, wo der Schlosspark Schönhausen beginnt.
Königliche Befindlichkeiten in Schönhausen
Der Schlosspark besitzt einen besonders idyllischen Abschnitt des Pankelaufes. Der Fluss windet sich hier durch die Grünanlage und die zahlreichen in den Park hineinragenden Kleingärten. Vom namensgebenden Schloss Schönhausen kann man wegen der Mauer, die das Palais vom restlichen Park trennt, wenig erkennen. Das Schloss ging aus einem Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert hervor und erhielt seine grundlegende Gestalt ab 1704, als der erste König in Preußen, Friedrich I., das Schloss durch Eosander von Göthe umbauen ließ.
Dessen Enkel, der “Alte Fritz”, interessierte sich nicht für das Schloss, für das sein Großvater eigens eine schiffbare Verbindung von der Spree über die Panke anlegen lassen wollte. Seine Frau, Elisabeth Christine, hingegen verbrachte viele Jahre in dem vor den Toren Berlins gelegenen Schloss, das sie 1740 von ihrem Mann erhalten hatte. Dieser hingegen besuchte seine Frau nur selten und verbrachte seine Zeit lieber in Potsdam. Elisabeth Christine fühlte sich regelrecht abgeschoben nach Pankow…
Das Schloss stellt sich heute so dar, wie es ab 1764 von Johann Boumann nach Beschädigung im Siebenjährigen Krieg durch russische Soldaten wiederaufgebaut wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schloss Sitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und später Gästehaus der DDR-Regierung. Deren Mitglieder wohnten in den 1950er Jahren großteils im nahen Majakowskiring, bevor sie in den 1960er Jahren in die entlegene Waldsiedlung Wandlitz zogen. Auf dem Weg zum Schloss sehen wir das östliche Ende des Majakowskirings. Beachtung verdient vor allem die Villa Kasbaum in der Hausnummer 2.
Nach der Wende tagte im Schloss auch der Runde Tisch der DDR. Dann verfiel das Schloss wieder in einen Dornröschenschlaf, bis es 2005 von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übernommen wurde. Seit Ende Dezember 2009 ist das Schloss als Museumsschloss wieder zu besichtigen. Einige Rokoko-Säle aus der Zeit der Königin Elisabeth Christine werden originalgetreu wiederhergestellt.
Wir kehren zurück zur Panke. Ab hier verläuft der Pankeweg gemeinsam mit dem noch nicht ausgeschilderten Radfernweg Berlin-Usedom.
Wir gelangen auf eine schnurgerade Allee, die auf das Schloss zuführt. Hier zweigt der Pankelauf ab und die Panke gerät für einige hundert Meter aus unserem Sichtfeld. Der Weg verläuft weiter auf der Schlossallee, die bald zur normalen Wohngebietstraße wird.
Teiche an der Panke
An deren Ende versperrt uns die verkehrsreiche Pasewalker Straße den Weg. Nachdem die Gleise der Straßenbahnlinie 50, die Pasewalker und auch der Autobahnzubringer dank der vorhandenen Ampeln überwunden sind, geht der Weg auf der linken Seite der Autobahnauffahrt weiter. Wo die Panke wieder auftaucht, beginnt ein neu gestalteter Weg am Wasser entlang der Blankenburger Karpfenteiche. Schließlich kommt man am Rand der ausgedehnten Kleingartenanlagen, eine der größten Deutschlands, an einen aufgestauten Teich in der Panke. Hier zweigt der Nordgraben ab, der die Panke in Richtung Tegeler Fließ und somit in die Havel entwässert. Hier verliert die Panke immerhin die Hälfte ihres Wassers und wird daher flussabwärts zum heute recht harmlos plätschernden Flüsslein.
Kurz danach kreuzt die Bahnhofstraße. Wer hier nach rechts abbiegt, kommt kurz nach der Unterquerung der Autobahn zum S‑Bahnhof Blankenburg und nach etwa 1,5 km zum alten Dorfkern Blankenburgs. Geradeaus geht es weiter an der Panke Richtung Bernau…
Vom nahe gelegenen Bahnhof Blankenburg aus kann die Rückfahrt ab dem S‑Bf. Blankenburg ( S 2, S 8) angetreten werden.
[…] es bis nach Blankenburg geht, haben wir bereits in einem anderen Ausflugstipp beschrieben. Ab der Bahnhofstraße nahe dem S‑Bahnhof Blankenburg folgt der Weg unmittelbar der […]