„Gewachsen auf Beton″ steht an der Hauswand Ecke Pankstraße und Badstraße über den Gesichtern der drei Boateng-Brüder Kevin-Prince, George und Jérôme. Weit über 30 Jahre alt sind die drei Fußballstars mittlerweile. Die nächsten original Berliner Fußball-Pflanzen, die nur auf Großstadt-Beton gedeihen, üben vielleicht gerade (wer weiß?) beim Jugendprojekt we love asphalt.
Hinter dem Namen we love asphalt verbirgt sich urbaner Straßensport. So beschreibt Mandy Dewald das Projekt. Sie organisiert es und leitet beim Träger Casablanca gGmbH die Kinder- und Jugendarbeit. Die Asphaltliebe ist eine Form der mobilen Jugendarbeit außerhalb von Jugendklubs. Mandy Dewald will so junge Menschen auf der Straße erreichen. Also gewissermaßen von der Straße holen, indem sie sie auf die Straße holt.
Eine Möglichkeit dazu ist die Ramadan-League. „Diese Form haben sich die Jugendlichen gewünscht″, sagt Mandy Dewald. Bei der Fußballliga während der Fastenzeit bilden je drei Teilnehmer ein Team. Auf einem seit Jahren stillgelegten Parkplatz der Albert-Gutzmann-Schule unter einer schwebenden Doppelturnhalle spielen die Jugendlichen an vier Sonnabenden um den Liga-Sieg. Wenn urbaner Straßensport Beton braucht, dann bietet dieser Kickplatz genügend. Die Jugendlichen spielen auf Beton unter einem Betondach und an zwei Seiten gibt es mit Graffiti gestaltete Betonwände. Nach dem Fußball auf, unter und neben Beton wird gemeinsam das abendliche Fastenbrechen begangen. Essen und Getränke hat Mandy Dewald mitgebracht, so wie sie auch für Tore, Akkuleuchten, Fußbälle und anderes Equipment sorgt.
We love asphalt = beton_365
Ziel des Projekts we love asphalt ist es, „positive Begegnungsräume zu schaffen. Also Räume, in denen die jungen Menschen gewaltfrei kommunizieren können, Gemeinsamkeiten in den Blick nehmen und ein friedliches soziales Miteinander üben können″, sagt Mandy Dewald. Das Projekt we love asphalt ist ein ganzjähriges Angebot für Jugendliche. Dem einen oder anderen ist das Projekt vielleicht schon auf Instagram unter dem Kontonamen beton_365 begegnet. Den Kanal pflegen die Jugendlichen weitestgehend allein. Zu sehen sind unter anderem kurze Clips vom mittlerweile berühmten Mitternachts-Sport. Anmeldungen für diese Freitage sind notwendig, weil das Interesse so groß ist. Wenn die kalte Jahreszeit jetzt endet, verlässt die mobile Jugendarbeit die Sporthallen und geht an mehreren Tagen in der Woche raus zu den jungen den Menschen, die auf Beton wachsen. Und hoffentlich dank Ideen von Menschen wie Mandy Dewald gut gedeihen.
Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell.