Die Berliner Verbände des Bund für Umwelt und Naturschutz und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs rufen dazu auf, blockierte Radspuren in Berlin zu melden. Es soll ein Register besonders häufig als Parkplatz genutzter Radstreifen enstehen. Im Ortsteil Gesundbrunnen dagegen fehlen zunächst erst einmal überhaupt Radwege.
Radpendler zwischen Wedding und Kreuzberg kennen rund um den Alexanderplatz in Mitte einige Straßen, auf denen zwar schöne breite Fahrradstreifen auf der Straße aufgezeichnet sind, aber Lieferanten aus Platzmangel die schönen breiten Radmarkierungen zum schnellen Halten nutzen. Berüchtigt ist die Brückenstraße an der Jannowitzbrücke. Aber es stimmt auch, dass es der Radstreifen eine Verbesserung ist, denn die Brückenstraße hatte bis vor kurzem noch gar keine Markierung. Und da war das Radfahren in dieser Straße deutlich gefährlicher.
So wie derzeit noch immer im Ortsteil Gesundbrunnen. Markantes Beispiel ist die Brunnenstraße zwischen U‑Bahnhof Bernauer Straße und Bahnhof Gesundbrunnen. Diese Hauptverkehrsstraße wird letzter Zeit immer häufiger von Radfahrern genutzt. Da es weder Radspur und noch Radweg gibt, wird auf der Straße radgefahren. Das ist zwar nach der Straßenverkehrsordnung korrekt, sorgt aber auch bei entspannten Autofahrern für einigen Stress. Und es ist für die Radler sicher auch nicht angenehm, auf der Straße mit dem PKW-Verkehr mitzuschwimmen. Noch mehr schlechte Stimmung dürfte auf der Badstraße entstehen, wo jetzt schon das kurze Halten in der zweiten Reihe eine gehörige Portion Rücksichtsnahme erfordert.
Dazu kommt, dass in den letzten Jahren die Zahl der Radfahrer deutlich gestiegen ist. Vor fünf Jahren war es eine Sensation, wenn ein Radfahrer die Brunnenstraße entlangfuhr. Heute ist es eher ein Wunder, wenn bei einer Grünphase mal kein Radler durchkommt.
Eine echte Radspur gibt im Ortsteil Gesundbrunnen auf der Gartenstraße, auf der Hochstraße und auf einem kleinen Stückchen der Prinzenallee. Und zum Glück ist die Osloer Straße mit einem separaten Radweg ausgestattet. Im Ortsteil Wedding gibt es seit kurzem die Spuren auf der oberen Müllerstraße. Das ist nicht viel. Das ist sogar erschreckend wenig im Vergleich zu Mitte. Es überwiegen Wege und Abschnitte, wo Radfahrer auf die Straße gezwungen werden.
Müssen Radler in der Abgaswolke fahren?
Alternativen gibt es nur wenige. Im Brunnenviertel gibt es für Radfahrer die Swinemünder Promenade (Sie ist allerdings keine rechte Durchgangsverbindung, weil Sie in Richtung Mitte nicht auf eine Weiterführung trifft und im Norden auf Kopfsteinpflasterstraßen im Soldiner Kiez endet). Man kann die Panke entlang radeln, allerdings ist dies eher ein Gondelweg und keine Möglichkeit, schnell zur Arbeit zur fahren. Und es gibt eine passable Verbindung vom Afrikanischen Viertel entlang der Togostraße, vorbei an der Beuth Hochschule und am Schifffahrtskanal zum Hauptbahnhof.
Alles in allem ist die Kampagne von ADFC und BUND natürlich begrüßenswert und sollte unterstützt werden. Für Gesundbrunnen gilt allerdings eher die Forderung: Es werden dringend überhaupt Trennungen von Fahrradverkehr und Motorverkehr benötigt.
Autor: Andrei Schnell
[…] Zuerst erschienen auf http://www.weddingweiser.de. […]
Ja, der Forderung, dass mehr Fahrradstreifen nötig sind, kann ich zustimmen. Aber Fahrradstreifen machen nur Sinn, wenn diese nicht als Parkplatz für Autos genutzt werden. Und das ist in Berlin überwiegend der Fall. Teilweise liegt dies auch an der nicht ausreichenden Regelkenntnis. Viele Autofahrende denke, dass wäre erlaubt. Ist es aber nicht. Deswegen macht die Kampagne Sinn. Berlinweit werden die Daten der zugeparkten Radwege gesammelt und später der Polizei übergeben. Die kümmert sich nämlich bisher wenig darum, dass die Radspuren frei bleiben.
Trotzdem muss ich dem Artikel teilweise widersprechen. Es wird der Eindruck erweckt, es wäre unschön, für Radfahrende, auf der Straße zu fahren. Unschön ist es vielleicht. Aber sicherer als auf klassischen Radwegen. Für Autofahrer sorgt das Radfahren auf der Straße für Stress. Das ist vielleicht so. Aber Rad und Autofahrende teilen sich nun mal die Straße. Da hilft nur gegenseitige Rücksichtnahme. Und notfalls mal durchatmen und langsamer fahren.
+1
Und wenn die “gestressten” Autofahrer-innen aufs Fahrrad umsteigen würden, wäre verdammt viel Platz
für alle auf der Straße.
Vorgeschriebener Abstand AutofahrerRadfahrer beim Überholvorgang: 1,50m. Ja, echt. Also auf jeden
Fall ein Spurwechsel nötog. Wenn sich die Kraftfahrzeugfahrer_innen dran halten würden, dürfte die Angst
der Radfahrer beim Straße befahren kaum mehr ein Thema sein.