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Querdenker und Co.:
Demokratiegefährder: nicht verbreiteter, aber sichtbarer

2. Februar 2023
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Reichs­bür­ger und Ver­schwö­rungs­er­zäh­ler sind auch im bun­ten Wed­ding ange­kom­men. Ein­zel­hei­ten zu die­sem Fakt fin­den sich in einer Ant­wort des Senats auf eine Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Tuba Bozk­urt (Grü­ne). Wir fra­gen Bet­ti­na Pinzl von Demo­kra­tie in der Mit­te (DiM), was die­se neu­en Ten­den­zen für die För­de­rung des respekt­vol­len und fried­li­chen Zusam­men­le­bens bedeuten.

Bettina Pinzl
Bet­ti­na Pinzl von Demo­kra­tie in der Mit­te. Foto: And­rei Schnell

Was ist neu an den der­zei­ti­gen Gefähr­dun­gen der Demokratie?

Bet­ti­na Pinzl: Ab 2015 und 2016 haben Men­schen auch im Fami­li­en­kreis gemerkt, dass dis­kri­mi­nie­ren­de und/oder die Demo­kra­tie ableh­nen­de Äuße­run­gen getä­tigt wer­den, bei denen sie nicht wis­sen, wie sie damit umge­hen sol­len. Es gab vor­her Sät­ze, die waren in der Öffent­lich­keit nicht zu hören. Nicht in der Knei­pe und nicht andern­orts. Die Gren­ze des Sag­ba­ren hat sich ver­scho­ben. Und die hat sich seit­dem ver­fes­tigt, auch durch Coro­na und die Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen. Wobei ich nicht sagen möch­te, dass es per se mehr Men­schen gewor­den sind, die frü­her Unsag­ba­res heu­te äußern. Sie sind nur sicht­ba­rer und hör­ba­rer gewor­den. Die zuge­hö­ri­gen Ein­stel­lun­gen gab es schon vor­her und auch lange.

Seit der Grün­dung von DiM 2014 lag der Schwer­punkt Ihrer Arbeit auf Anti-Ras­sis­mus. Wer­den Sie in Ihrer Arbeit künf­tig einen zusätz­li­chen Schwer­punkt auf Reichs­bür­ger oder Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen legen?

Ich den­ke zum jet­zi­gen Zeit­punkt nicht, dass wir einen zusätz­li­chen Schwer­punkt legen wer­den. Das liegt dar­an, dass wir prä­ven­tiv tätig sind. Einen Men­schen, der Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen glaubt, mit Argu­men­ten zu errei­chen, das ist sehr, sehr schwie­rig. Was wir tun kön­nen, ist zu fra­gen: Wie sieht es mit dem Umfeld aus? Wenn jemand sol­che Din­ge in der Öffent­lich­keit äußert oder im Fami­li­en­kreis, dann wol­len wir Men­schen befä­hi­gen zu sagen: „Tut mir Leid, aber da bin ich nicht dei­ner Mei­nung‟. Wir set­zen bei der Auf­klä­rung an. Zum Bei­spiel durch die Arbeit mit Schüler:innen, denen wir Infor­ma­tio­nen geben: Was sind Reichs­bür­ger? Wovon gehen die aus? War­um leh­nen sie die Demo­kra­tie ab?

Was tut DiM, um die Demo­kra­tie zu stärken?

Der bes­te Schutz der Demo­kra­tie liegt dar­in, sie zu stär­ken und für sie zu wer­ben. Damit mei­ne ich nicht nur den par­la­men­ta­ri­schen Teil und die Wah­len. Ich spre­che von einer demo­kra­ti­schen Grund­hal­tung, einer Lebens­hal­tung. Die äußerst sich dar­in, dass ich mich ein­set­ze für mich und die Gesell­schaft, in der ich lebe. Und zwar für alle Men­schen in der Gesell­schaft. Das kann klein im per­sön­li­chen Umfeld anfan­gen. Ent­spre­chen­de Pro­jek­te unter­stüt­zen wir finanziell.

Vie­len Dank für das Gespräch!

All­ge­mei­ne Infor­ma­tio­nen zum Umgang mit Quer­den­ker­the­sen im Fami­li­en­kreis stellt die Bun­des­re­gie­rung unter dem Stich­wort “Umgang mit Des­in­for­ma­ti­on” bereit. Kon­kre­te Hil­fe und Bera­tung für Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge bie­tet entschwoert.de.

Logo Weddinger Allgemeine Zeitung

Das Inter­view 12. Janu­ar gefühhrt und erschien zuerst in der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autor ist And­rei Schnell. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

2 Comments Leave a Reply

    • Hal­lo Jür­gen, wir über­las­sen es unse­ren Autorin­nen und Autoren, ob sie gen­dern oder nicht. Inso­fern fin­dest Du auf unse­rem Blog die Dop­pel­form, den Dop­pel­punkt, ganz sel­ten einen Gen­der­stern und auch unge­gen­der­te Tex­te. Wenn unse­re Interviewpartner:innen gen­dern oder nicht, resprek­tie­ren wir das natür­lich auch. Das ist für uns (sprach­li­che) Vielfalt.

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