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Polizei richtet sich mit Bühnenstück an Senior:innen:
Präventionstheater: Trickdieben auf der Spur

30. Mai 2023
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Was ist span­nen­der als ein Kri­mi? Bei den Trick­dieb­stäh­len im Prä­ven­ti­ons­thea­ter geht es um fie­se Tricks und Über­rum­pe­lun­gen, die tau­send­fach und in Mil­lio­nen­hö­he pro Jahr anfal­len. Aber es geht dar­um, dem Kri­mi in der Wirk­lich­keit eben kei­ne Chan­ce zu geben! Seit 20 Jah­ren sind die Poli­zis­ten der Direk­ti­on 2 / Abschnitt 22 im Ein­satz mit ihren Thea­ter­auf­trit­ten, um alten Men­schen vor­zu­tra­gen, wie die Tat voll­bracht wird und in einer anschlie­ßen­den Sze­ne, wie man sich bes­ser ver­hält, um sich vor einem Über­fall zu schüt­zen. Das nächs­te Mal ste­hen sie am 12. Juni im Olof-Pal­me-Zen­trum auf der Bühne.

Prä­ven­ti­ons­thea­ter der Poli­zei im Olof-Pal­me-Zen­trum. Fotos: Sula­mith Sallmann

Immer neue Betrü­ger­tricks sind im Gan­ge, und man soll­te dar­auf gefasst sein! Das Prä­ven­ti­ons­thea­ter gibt dazu eine leben­di­ge Hil­fe­stel­lung durch klei­ne Stü­cke, die das Wesent­li­che der Tücke erklä­ren und kom­pakt, aber mit einer gebüh­ren­den Por­ti­on Ver­ein­fa­chung und Iro­nie lus­tig vorführen.

Die immer neu­en, aktu­el­len Betrü­ger­ma­schen wer­den von der Thea­ter­trup­pe vor­ab beim Lan­des­kri­mi­nal­amt erfragt und dann in prä­gnan­te Sze­nen umge­setzt. Man sieht bei­spiels­wei­se meh­re­re Male, wie geld­gie­ri­ge Die­be vor dem Wohn­haus der hier auf der Büh­ne immer wie­der anders geschä­dig­ten Frau Mar­tha Krau­se rum­lun­gern und nach Anruf­op­fern suchen, um sich Zugang zu ver­schaf­fen: Zugang zu Per­so­nen­da­ten, zu Kon­to­da­ten aber auch durch Schock­nach­rich­ten per­sön­lich als Dieb in die Woh­nung zu gelan­gen. Da ist ein fal­scher Hand­wer­ker, der einen Was­ser­scha­den beim Nach­barn vor­täuscht und Frau Krau­se zwingt im Neben­raum am Haupt­hahn der Was­ser­lei­tung zu dre­hen – auf und zu und auf und zu – eben so lan­ge, bis er sich mit vol­len Taschen davon­ma­chen kann, und in einer wei­te­ren Sze­ne genau­so dreist jun­ge Leu­te, die sich am Han­dy mit Män­ner- und Frau­en­rol­len beim Lügen abwech­seln, um das Opfer einzuschüchtern.

Da sind die Schock­an­ru­fe, die alte Men­schen mit Unfäl­len oder Not­si­tua­tio­nen der Kin­der oder Enkel kon­fron­tie­ren und im sel­ben Anruf tücki­sche Hil­fe anbie­ten, indem Geld ein­ge­for­dert wird, ent­we­der durch rasche Zah­lun­gen über die Online­bank oder – noch zwei­fel­haf­ter- als Abho­lung in der Woh­nung. Es sind nicht weni­ge alte Men­schen, die die­sem Druck nicht stand­hal­ten und so han­deln, wie gefor­dert. Man­che stel­len sogar Taschen mit Wert­ge­gen­stän­den und viel Bar­geld unter Park­bän­ken ab ohne sich bei der Poli­zei rück­ver­si­chert zu haben. Da sind also die „Enkel­tricks“ und die „Zet­tel­tricks“, die einen hilfs­be­rei­ten Men­schen dazu ver­lei­ten, jeman­den in die Woh­nung zu las­sen, um den erbe­te­nen Notiz­zet­tel oder Kuli aus­zu­hän­di­gen oder das Ana­log­te­le­fon zum Anru­fen anzu­bie­ten, um schon im nächs­ten Moment aus­ge­raubt dazustehen.

Eben­so der Tele­fon­trick, ein erwach­se­nes Kind benö­ti­ge eine Kau­ti­ons­zah­lung, um aus der Unter­su­chungs­haft ent­las­sen zu wer­den, ist eine ganz böse Masche, denn mög­li­cher­wei­se zah­len vie­le alte Men­schen dann in größ­ter Sor­ge ohne Vor­be­hal­te, obwohl die Poli­zeit nie­mals eine sol­che Kau­ti­on for­dern wür­de, wie der Mode­ra­tor betont.

Es ist in die­sen Sze­nen immer wie­der die dar­ge­stell­te alte Dame Mar­tha Krau­se, die mit ihrem Namen Bän­de spricht über den Geburts­jahr­gang ihrer Gene­ra­ti­on und sie damit vul­nerabel macht. Man emp­fiehlt, sol­che Ein­tra­gun­gen im Tele­fon­buch zu löschen. Ein Anruf bei der Tele­kom genügt!
Die Schau­spie­ler, Poli­zis­ten – ein­mal monat­lich im Ein­satz zur Prä­ven­ti­on und Auf­klä­rung – zei­gen, einen Trick dabei erst ein­mal, wie er lei­der voll­endet funk­tio­nie­ren kann. Der Mode­ra­tor über­nimmt nach dem Fall jedes Vor­hangs kurz das Wort und lei­tet über zu einer wei­te­ren gespiel­ten Sze­ne, in der eine Alter­na­ti­ve gezeigt wird. Und er erin­nert an das dau­er­haf­te Mot­to, das da lau­tet: “An der Woh­nungs­tür ist Schluss!” Da reicht nicht immer die Ket­te an der Tür, dazu muss man bei­spiels­wei­se auch zei­tig für einen Abschied von dem Frem­den neh­men, der Kon­takt auf dem Heim­weg sucht.

Prä­ven­ti­ons­thea­ter der Poli­zei im Olof-Pal­me-Zen­trum. Fotos: Sula­mith Sallmann

Und war­um soll­te man nicht ein­fach die Poli­zei unter der Ruf­num­mer 110 kon­tak­tie­ren, wenn ein Anruf dubi­os wirkt oder ist? Und ein Kenn­wort mit den Poli­zis­ten von der ech­ten Wache ver­ein­ba­ren, um die wirk­lich rich­ti­gen Polizist:innen als Schutz in die Woh­nung zu las­sen? Wer soll­te schon das Recht haben, in einer Pri­vat­woh­nung Falsch­geld von Echt­geld zu unter­schei­den und dies womög­lich sor­tiert mit­zu­neh­men? Ein neu­er Trick ist der Miss­brauch von Voll­mach­ten; das soll­te bald auch auf der Büh­ne sein und Frau Mar­tha Krau­se und (Plüsch-)Katze Min­ka auf der Büh­ne etwas auf­wir­beln, auch wenn man noch so gemüt­lich ver­sun­ken in Kreuz­wort­rät­sel ist.

Das Prä­ven­ti­ons­thea­ter ist im Olof-Pal­me-Zen­trum (OPZ) in der Dem­mi­ner Stra­ße 28 nahe dem U‑Bahnhof Vol­ta­stra­ße im Ein­satz. Die nächs­ten Auf­füh­run­gen fin­den statt am 12. Juni 2023, (aktua­li­siert!) 11. Sep­tem­ber 2023, (aktua­li­siert!) 09. Okto­ber 2023 und 13. Novem­ber 2023. Dabei wird am (aktua­li­siert!) 09. Okto­ber 2023 das 20-jäh­ri­ge Jubi­lä­um gefei­ert. Pro­mi­nen­te Gäs­te sind zu erwarten.

Service

Eine begrenz­te Per­so­nen­zahl in Grup­pen kann sich – nach Anmel­dung, sie­he unten – auch mit dem Poli­zei­bus brin­gen und heim­fah­ren las­sen. Um Anmel­dung wird tele­fo­nisch oder per E‑Mail gebe­ten bei:
LKA Präv 2 Senio­ren­si­cher­heit, Tele­fon: (030) 46 64 97 92 22, E‑Mail: [email protected]

Mehr zum The­ma Senio­ren­si­cher­heit gibt es auf der Web­sei­te https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/senioren/

Text: Rena­te Straet­ling, Fotos: Sula­mith Sallmann

Renate Straetling

Jg 1955, aufgewachsen in Hessen; ab 1973 Studium an der FU Berlin, Sozialforschung, Projekte und Publikationen.
Selfpublisherin seit 2011
www.renatestraetling.wordpress.com
Im Wedding seit 2007.
Mein Wedding-Motto:
Unser Wedding: ein großes lebendiges Wimmelbild ernsthafter Menschen!

3 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. Die Ter­mi­ne für Sep­tem­ber und Okto­ber stim­men lei­der nicht.
    Rich­tig ist: 11.9. und 9.10.2023
    bes­te Grüße
    Sulamith

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