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Wedding in Zahlen:
Typus Bezirkspoliticus

15. März 2024
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Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ist nicht repräsentativ, obwohl sie die Menschen in Mitte repräsentieren soll. Beim Alter dominieren die Erfahreneren, bei der Bildung die Hochschulabsolventen. Dagegen entsprechen die wenigen Nicht-Berliner der Bevölkerung. Und beim Frauenanteil hat die BVV die Ausgewogenheit geschafft. Hier ist der erste Teil unsere Reihe "Wedding in Zahlen".

Im besten Alter

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit ihren 55 Mitgliedern ist nicht repräsentativ. Beispiel Alter: Wer älter als 45 Jahre ist, weiß in der BVV die Mehrheit hinter sich. Dabei ist diese Altersgruppe außerhalb der BVV in der Minderheit.

Grafik zeigt Altersverteilung im Bezirk und in der BVV. Grafik: Andrei Schnell
27 Prozent Menschen in Mitte sind 45 bis 65 Jahre alt. In der BVV liegt ihr Anteil bei 38 Prozent. Grafik: Andrei Schnell

Fair vertreten sind die Rentner. Sowohl im Bezirk als auch in der BVV machen sie 13 Prozent der Bevölkerung aus, beziehungsweise 15 Prozent der Volksvertreter (in der Grafik gelb). Unfair ist es für die Menschen unter 45. Sie stellen in Mitte zwei Drittel der Menschen, in der BVV nicht einmal die Hälfte. Okay, zählen wir nur die Menschen zwischen 18 und 45 Jahren. Dann liegen in Mitte 58 Prozent der Erwachsenen in dieser Altersgruppe (in der Grafik blau). In der BVV zählen lediglich 49 Prozent dazu. Von diesem Ungleichgewicht profitieren die 45 bis 65-Jährigen (in der Grafik rot). Sie stellen im Bezirk gut ein Viertel der Erwachsenen (über 18), in der BVV aber zwei Fünftel der Verordneten (in der Grafik rot).

Besonders jung sind die Linken. Fünf ihrer neun Verordneten sind sogar unter 35 Jahre jung. Bei den Grünen sind sieben von 17 unter 35. Ebenfalls eine eher junge Fraktion. Bei der SPD sind der größte Teil der Verordneten zwischen 40 und 50. Die ist mit besonders vielen Älteren vertreten. Fünf ihrer zwölf Mandate sind mit Menschen über 60 besetzt. Die jüngste Verordnete ist die Studentin Lucie Schröder von den Grünen, die in diesem Jahr 24 wird. Die ältesten sind Vera Morgenstern (SPD), Monika Trautmann (CDU), Gabriele Cocozza (CDU), Klaus Kundt (CDU) und Rüdiger Lötzer (Linke).

Überraschung: Es ist richtig, dass es mehr Männer sind

In Deutschland gibt es mehr Frauen als Männer. Auf 100 Frauen kommen 97,4 Männer. Hinzu kommt, dass statistisch gesehen, Frauen eher bereit sind, das Land zu verlassen und in die großen Städte zu ziehen. Dennoch die Überraschung: Im Bezirk Mitte überwiegen die Männer. Diesem Phänomen folgt die BVV. In ihr reden 53 Prozent Männer mit (in der Grafik hellblau).

Grafik vergleicht Anteil Männer und Frauen im Bezirk Mitte und in der BVV. Grafik: Andrei Schnell
Im Bezirk wie in der BVV: leicht mehr Männer. Grafik: Andrei Schnell

Den Ausgleich hinzubekommen, bemühen sich SPD, Grüne und Linke. Ihre Fraktionen sind pari pari besetzt. In der CDU stehen vier Frauen acht Kollegen gegenüber.

Hohe Bildung ist Trend

Hochschulbildung nimmt zu. Bei den Schulabgängern haben mittlerweile gut zwei Drittel der jungen Menschen Fachhochschulreife oder Abitur. Das zeigen Zahlen der Senatsverwaltung für Soziales und des Mikrozensus. Doch dass drei Viertel Bezirksverordneten einen Hochschulabschluss haben, ist überproportional.

Grafik zeigt Anteil der Verordneten mit Hochschulabschluss. Grafik: Andrei Schnell
BVV bevorzugt Studium. Grafik: Andrei Schnell

Den größten Mut zur Repräsentanz in puncto Bildungsabschlüsse beweist die CDU. Bei ihr sitzen ein Meister, ein Tischler, eine Fremdsprachenkorrespondentin und eine kaufmännische Angestellte zwischen Volkswirten, Politikwissenschaftlern und Rechtsanwälten.

Den am meisten handfesten Beruf dürfte der Einzelverordnete Sven Diedrich (früher Linke) haben: Er ist Baufacharbeiter.

Berliner haben Tschüss gesagt

Ohne Zuzug wäre Berlin nur halb so groß. Weniger als die Hälfte der Menschen, die in der Hauptstadt wohnen, sind in ihr geboren. Von den in Mitte lebenden Menschen ist sogar bloß jeder Dritte ein Berliner. Das repräsentiert auch die BVV.

Geboren
Nur 33 Prozent der Verordneten sind Berliner. Grafik: Andrei Schnell

Ginge es nach Herkunft, wären die größten Parteien die in Westdeutschland Geborenen und die Berliner. Die aus dem Osten zugezogenen Menschen sind mit 12 Prozent der BVV-Sitze angemessen vertreten. Der Umstand, im Ausland geboren zu sein, ist nicht gleichzusetzen mit dem Status Ausländer und auch nicht mit dem Merkmal Migrationshintergrund (auch in Berlin geborene Menschen können Migrationshintergrund haben). In der gesamten Stadt Berlin sind gut 25 Prozent der Menschen außerhalb von Deutschland geboren, wie hoch dieser Anteil im Bezirk Mitte ist, ließ sich nicht herausfinden.

Die meisten Berliner hat die CDU-Fraktion: sieben von zwölf. Bei der Linken sind es mit zwei von neun am wenigsten. Die in Ostdeutschland Geborenen verteilen sich über alle Fraktionen gleichmäßig. Besonders weltoffen sind die Grünen. Sechs ihrer 17 Verordneten sind im Ausland geboren.

Quellen

Fehler gefunden? Gern an uns schicken. Ich habe auf die Angaben der Bezirkswahlvorschläge der letzten Berlin-Wahl und auf die Angaben des Bezirksamtes zur BVV zurückgegriffen. Mögliche Fehlangaben gehen auf diese Quellen zurück.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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