Auch östlich der Müllerstraße wird jetzt ein integriertes Verkehrskonzept entwickelt. Am 22. Februar präsentierten die vom Bezirk beauftragten Verkehrs- und Landschaftsplaner im Cittipoint die Ergebnisse des Verkehrs- und Freiraumkonzeptes Nebenstraßen, das sie für den Brüsseler Kiez und seine Umgebung erstellt haben. Unterdessen sind jedoch auch östlich der Müllerstraße die Planer aktiv geworden: Ein großer Bereich zwischen Müllerstraße, See- beziehungsweise Osloer Straße und Badstraße bis hin zum Humboldthain und zur Liesenstraße wird zur Entwicklung eines Konzepts der Parkraumbewirtschaftung untersucht, außerdem soll ein Konzept für den Fußgänger- und Fahrradverkehr.
Für den “engeren Untersuchungsraum” im größeren westlichen Teil dieses Gebiets (zwischen Müllerstraße und einer Linie etwa auf Höhe des Möbel-Höffner-Gebäudes und des Hauses der Jugend) soll darüber hinaus ein detailliertes Integriertes Maßnahmenkonzept entwickelt werden, das konkrete Vorschläge macht, wie das öffentliche Straßenland im Gebiet mittelfristig weiter entwickelt werden kann. Der Bezirk erhält auf diese Weise eine Grundlage, um systematisch in den kommenden Jahren die Konflikte in den Nebenstraßenbereichen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und die Interessen von Fußgängern, Radfahrern, öffentlichem Nahverkehr, motorisiertem Individualverkehr, Lieferverkehr und ruhendem (bzw. elektrisch aufladendem) Verkehr möglichst auszugleichen. Wie schnell er die dabei gewonnenen Erkenntnisse umsetzen kann, ist derzeit jedoch noch nicht abzuschätzen: Es liegt weniger an fehlenden Investitionsmitteln, sondern vor allem an chronischer Personalknappheit. Verkehrsplaner und ‑ingenieure sind derzeit Mangelberufe, vor allem in der Verwaltung. Die gesamte Verwaltung sucht hier dringend nach Fachkräften.
Studierende der Urbanen Infrastrukturplanung an der Beuth-Hochschule für Technik können sich dieser Tage jedenfalls gut bezahlte Praktika im direkten Umfeld der Hochschule organisieren. Im Brüsseler Kiez ist das Büro Hoffmann-Leichter für den Verkehrsteil des Konzepts zuständig, im Quartier Pankstraße das Büro LK Argus. Wer sich mehr für die zwischen beiden Gebieten liegende Müllerstraße interessiert, sollte sich an das Büro IVAS aus Dresden wenden. Das hat das Konzept zwar schon vor etwa sieben Jahren erarbeitet und die Bauplanungsunterlagen schon lange fertig gestellt. Weil vor dem Umbauten im Fahrbahnbereich der Müllerstraße jedoch der darunter verlaufende Tunnel der U 6 saniert werden soll, haben sich die Arbeiten verzögert – im kommenden Jahr sollen sie endlich beginnen. Die Stadtteilvertretung fordert jetzt allerdings, diese Pläne stellenweise noch einmal zu überarbeiten.
Im Brüsseler Kiez wird Parkraumbewirtschaftung erwartet
Die Untersuchungen im Brüsseler Kiez wurden mit Beteiligung vieler Anwohner durchgeführt, die sowohl an einem Rundgang als auch an einem intensiven Workshop teilnahmen. Ähnlich soll jetzt auch im angrenzenden Quartier vorgegangen werden, im April sind dort öffentliche Informationsveranstaltungen vorgesehen. Im Brüsseler Kiez war die Grundstimmung bei der Bürgerbeteiligung immer sehr konstruktiv: Von erbitterten Gefechten um jeden entfallenden Parkplatz konnte hier keinesfalls die Rede sein, obwohl das etliche so erwartet hatten. Wahrscheinlich hat das mit der Parkraumbewirtschaftung zu tun, die im Zuge der Umsetzung des Verkehrskonzepts wohl eingeführt werden wird. Von der profitieren nämlich vor allem die Anwohner mit PKW, weil Pendler aus dem Gebiet herausgehalten werden und die Parkplatzsuche deshalb deutlich einfacher wird.
Wer einen so verkehrsgünstig gelegenen Arbeitsplatz hat wie das Virchow-Klinikum, die Beuth-Hochschule, das Jobcenter oder das Rathaus Wedding, dem kann durchaus zugemutet werden, für den Weg zur Arbeit öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Das gilt genauso für die Osram-Höfe, das Jüdische Krankenhaus, das Amtsgericht Wedding oder das Haus der Gesundheit westlich der Müllerstraße. Auch dort wird inzwischen die Einrichtung von Zonen, in denen nur Anwohner mit einer besonderen Plakette kostenfrei parken dürfen, geprüft – und wahrscheinlich ein einigen Jahren auch umgesetzt.
Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass in den kommenden Jahren vor allem in der Nähe des S‑Bahnhofs Wedding auch zahlreiche Bürobauten neu entstehen werden: So sinnvoll es ist, wenn solche Arbeitsplätze am S‑Bahn-Ring entstehen, weil man zügig mit dem öffentlichen Nahverkehr dorthin gelangt, so notwendig ist es auch, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, damit die Nebenstraßen nicht völlig verstopft werden.
Text: Christof Schaffelder
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Sanierungszeitschrift Ecke Müllerstraße Ausgabe Februar/März 2018