Am Pankeufer an der Walter-Nicklitz-Promenade zwischen Wiesenstraße und Pankstraße gibt es mehrere schön bepflanzte Beete. Aktuell recken dort frisch gepflanzte Hornveilchen ihre bunten Köpfchen in die Sonne. Die hat doch sicher der Straßen- und Grünflächenamt gepflanzt, könnte man denken. Doch das ist nicht der Fall. Um diesen Abschnitt der Panke kümmert sich seit vielen Jahren eine Kiezinitiative, das Tageszentrum Wiesenstraße 30. Am Donnerstag (4.4.) war die erste Aktion von „Pankeufer/we care“ in diesem Jahr.
Wenn die Mitstreiter aus dem Tageszentrum zum Pankeufer ziehen, dann haben sie Gartengeräte, einen Wagen mit gefüllten Gießkannen oder auch Besen dabei. Denn „We care“, das bedeutet nicht nur, Blümchen zu pflanzen und zu gießen. Die Teilnehmenden sammeln auch herumliegenden Müll und Zigarettenkippen von den Beeten und vom Weg, manche schwingen den Besen und machen das Umfeld sauber. „Montag und Donnerstag nach dem Mittagessen sammeln wir Müll auf. Ein Mal im Monat ist Pflanzaktion und im Sommer gießen wir zwei Mal in der Woche“, sagt Katrin Schäfer, die im Tageszentrum Wiesenstraße arbeitet.
Das Projekt aus der Wiesenstraße gibt es nicht erst seit gestern. „Wir waren selbst überrascht, aber im kommenden Jahr feiern wir 15. Geburtstag“, sagt Katrin Schäfer. Sie und ihre Kolleg:innen denken darüber nach, wie sie diesen Anlass feiern möchten. Vielleicht könne das Quartiersmanagement Pankstraße dabei helfen, denn mit Hilfe einer Förderung aus dem Aktionsfonds hat die Gruppe 2010 die Grundausstattung für das Kiezprojekt kaufen können: Eimer, Müllgreifer, Gartengeräte, Pflanzen. Die Bepflanzung der Beete erfolgt übrigens in Absprache mit dem Straßen- und Grünflächenamt.
In den 15 Jahren haben die Aktiven einige Erfahrungen mit dem Gärtnern im öffentlichen Raum gesammelt. Katrin Schäfer: „Anfangs habe ich mir vorgestellt, dass es üppig bepflanzte Beete sein sollten. Aber Blumen werden oft gestohlen. So sind wir jetzt bei möglichst günstigen und robusten Pflanzen angekommen. Friedhofsblumen wie Stiefmütterchen oder Tangetes sind geeignet, auch Bodendecker sind gut“. Von Vandalismus lassen sich die Aktiven allerdings nicht beeirren. „Wir machen einfach weiter, wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir pflanzen dann einfach noch mal“, sagt Katrin Schäfer. Diese Hartnäckigkeit führt dazu, das die betreuten Beete meist hübsch aussehen. Im Laufe der Zeit haben sich Kooperationen in der Nachbarschaft entwickelt, etwa mit dem Mitte Museum. „Wir bepflanzen auch die Hochbeete im Garten des Museums“, sagt Katrin Schäfer. Und auch mit dem Straßen- und Grünflächenamt, das an der Pankstraße eine Fläche hat, gebe es gute Kontakte und es gebe auch Unterstützung.
Die Pflanzaktionen laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Zuerst werden zwei der mit Steinen umrandeten Hochbeete bepflanzt, dann gibt es eine Kaffeepause und danach geht es weiter zu einem größeren, ebenerdigen Beet direkt an der Pankstraße. Zwischendurch sammeln einige Teilnehmende Müll oder fegen Blätter. Für sie ist die Arbeit für die Nachbarschaft auch ein Mittel, eine sinnvolle Tätigkeit zu finden und den Alltag zu strukturieren. Das Tageszentrum Wiesenstraße ist nämlich eine therapeutische Tagesstätte für psychisch kranke Menschen. Das Zentrum bietet auch Beratung. Die Einrichtung wird vom Weddinger Kontakt- und Begegnungsstätte e.V. (KBS) getragen. Wenn die Aktion beendet ist, geht es zum gemeinsamen Mittagessen in die Tagesstätte zurück.
Vor der Pandemie, so erzählt Katrin Schäfer, seinen manchmal auch Nachbar:innen zu den öffentlichen Aktionen an der Panke gekommen. Seit Corona ist das aber nicht mehr so, obwohl sich Katrin Schäfer und ihre Mitstreiter:innen genau das wünschen: „Wir würden uns freuen, wenn wieder mehr Nachbarn mitmachen oder einfach vorbeikommen und mit uns sprechen“. Wer gern Hallo sagen möchte oder sich beteiligen würde, kann bei der nächsten Pflanzaktion am 2. Mai zum Pankeufer zwischen Wiesenstraße und Pankstraße kommen oder im Tageszentrum Wiesenstraße 30 vorbeischauen. Treffpunkt ist dort um 10 Uhr.