Carsharing, Fahrrad & zu Fuß
Kein eigenes Auto? Im Wedding ist das ganz normal. Und das nicht nur wegen des schmalen Budgets vieler Bewohner unseres Ortsteils – schließlich besitzen ca. 40 % der Berliner Haushalte kein eigenes Auto, in einigen Innenstadtquartieren liegen die Werte bei unter 200 Autos auf 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: der Bundesdurchschnitt beträgt etwa 550 Autos auf 1.000 Einwohner!
Kai Dietrich, Inhaber einer Web- und Grafikagentur, hat das Auto vor kurzem abgeschafft. „Wenn’s mal eilig ist oder etwas Kleineres zu transportieren ist oder man nachts mit dem ÖPNV schlecht irgendwo hinkommt, nutze ich Carsharing. Innerhalb von 1–5 Minuten Fußweg steht immer ein freies Fahrzeug bereit“, sagt der 43-jährige Grafiker. Kai Dietrich ist Kunde bei car2go, ein Anbieter, bei dem die Fahrzeuge überall im Wedding und in Gesundbrunnen im öffentlichen Straßenland angemietet und auch wieder abgestellt werden können. Die Konkurrenz, DriveNow, beschränkt das Geschäftsgebiet auf die Straßenzüge südlich der Seestraße bzw. Osloer Straße. Dann gibt es auch noch das klassische Carsharing, z.B. Flinkster, Ubeeqo oder Stadtmobil, bei dem die Autos an Stationen ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden müssen.
In Berlin-Mitte werden 29 % der Wege mit den Öffentlichen zurückgelegt. 14 % hingegen legen ihre Wege im Großbezirk Mitte mit dem Fahrrad zurück (bezogen auf 2008). Mitte besitzt auch einen weiteren Spitzenwert im Vergleich zu ganz Berlin: Für 35 % der Wege benutzen die Menschen gar kein Verkehrsmittel, sondern gehen zu Fuß (Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung). Mit dem 550 Kilometer langen blau-weiß markierten Netz der “20 grünen Hauptwege” gibt es auch ein ausgeklügeltes System von meist durchgehend in Parks und Grünanlagen verlaufenden Fußwegen. Im Wedding sind vor allem die Wege Nr. 3, Nr. 5 und Nr. 18 für den Fußgänger interessant.
Ob der hohe Fußgängeranteil nur für den touristischen Ortsteil Mitte gilt oder auch für den Wedding? Und ob es vielleicht an einem eventuell schlechten Angebot im öffentlichen Nahverkehr liegt? In Berlin wird ja gerne auf die BVG geschimpft (bei der S‑Bahn ist die Schelte immerhin fast immer berechtigt). Der Wedding ist im Großen und Ganzen sehr gut mit den U‑Bahn-Linien 6, 8 und 9 angebunden; außerdem deckt die Schnellstraßenbahn auf der Seestraße zahlreiche Verkehrsbedürfnisse ab. Bei den Bussen erschließen vor allem die Linien 142, 247 und 327 , die alle am Leo beginnen und enden, kleinteilig die Wohngebiete.
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