Am großen Tisch in der Cafeteria faltet eine Frau konzentriert an leuchtend gelben Papierbooten für eine Flüchtlings-Kampagne von Amnesty Interational. Eine zweite Frau kommt hinzu, überlegt nicht lange und macht mit. In einem kleinen Büroraum nebenan tippt ein Mann währenddessen in einen Computer, er arbeitet an der Internetseite des Hauses. In der Küche backen drei Frauen plaudernd und fröhlich lachend Kuchen. Die Leiterin des Familienzentrums am Nauener Platz, Cornelia Dette, hat heute Geburtstag, der duftende Kuchen ist für sie.
Die Chefin führt unterdessen Besucher durch die Räume das Familienzentrums am Nauener Platz, zeigt den Bewegungsraum, die zwei Seminarräume, den Beratungsraum, die Cafeteria, das Spielzimmer und den großen Garten. Das Zentrum hat die ganze Etage unter den Räumen des Jugendamtes für sich. Immer wieder bleibt sie stehen, redet mit ehemaligen Kiezmüttern, die das Familienzentrum derzeit insbesondere am Vormittag mit Leben füllen oder mit Menschen, die von dem Zentrum gehört haben und nach Angeboten fragen.
Cornelia Dette freut sich über jeden Gast, denn das Familienzentrum hat zwar gute Bedingungen, ist aber noch wenig bekannt. Vor einem Jahr ist es in en Räumen der ehemaligen Kita in der Schulstraße 101 eröffnet worden. Nach einem Personalwechsel hat die neue Chefin im Juli neu begonnen, das Zentrum aufzubauen. „Das ist ein optimaler Standort, alle Möglichkeiten sind da. Die Aufgabe ist es jetzt, eine Öffentlichkeit zu finden“, sagt Cornelia Dette. „Es gibt hier ganz viel für Familien, es kostet auch nichts oder nur ganz wenig“, möchte die Leiterin den Menschen rund um den Nauener Platz zurufen.
Der Arabischkurs für Kinder ist bereits gut besucht, es gibt ein interkulturelles Frauenfrühstück und Deutschkurse für Mütter, Rückbildungsgymnastik stand bereits auf dem Programm. Freitags gibt es ab 15 Uhr eine Vorlesestunde für Kinder. Montags wird ab 15 Uhr mit Naturmaterialien gebastelt. Der Angebotsplan füllt sich immer weiter. Jetzt im Herbst starten weitere Angebote, unter anderem eine Hebammen-Sprechstunde, ein Geburtsvorbereitungskurs, eine Mutter-Baby-Sprachlerngruppe. Am 30. Oktober um 9 Uhr beginnt ein regelmäßiges Donnerstagsangebot: ein thematisches Elternfrühstück mit gleichzeitiger Kinderbetreuung. Cornelia Dette viele weitere Ideen, um das Familienzentrum interessant zu machen. Ob Sprachförderung durch Babymusik oder Upcycling – das Angebot ist bunt. „Mir geht’s darum, dass es läuft. Und darum, dass Menschen da sind“, fasst Cornelia Dette ihren Auftrag zusammen. Damit das noch besser gelingt, plant sie, insbesondere auf die vielen Kindertagesstätten in der nahen Umgebung zuzugehen, um Kinder, Eltern und auch Großeltern für die Angebote des Familienzentrums zu begeistern.
Das Familienzentrum ist eines der jüngsten Zentrum dieser Art im Bezirk. Darüber hinaus gibt es Räume für Familien unter anderem in der Wattstraße im Brunnenviertel, auf der Fischerinsel und im Paul-Gerhard-Stift in der Müllerstraße sowie in der Rathenower Straße in Moabit-Ost. Ein weiteres Familienzentrum entsteht gerade in der Fabrik in der Osloer Straße. Alle Familienzentren bemühen sich um die Verbesserung der Angebote und der Infrastruktur für Familien, insbesondere mit kleineren Kindern.
Während die Angebote und Ziele ähnlich sind, unterscheiden sich die Finanzierung und die Rahmenbedingungen dieser Zentren. Einige profitieren vom Landesprogramm „Berliner Familienzentren“, das vor zwei Jahren gestartet ist. Über dieses Förderprogramm wurden inzwischen über 31 Familienzentren in Berlin eingerichtet. Das Familienzentrum am Nauener Platz wird jedoch nicht über dieses Programm gefördert. Sein Träger ist ein Verbund aus der Stiftung SPI und dem Verein „Geburt und Familie“. Die Grundfinanzierung übernimmt der Bezirk Mitte, die Angebote werden aus verschiedenen Projektförderungen bezahlt.
www.familienzentrum-nauener-platz.de
Text und Foto: Dominique Hensel