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Uferweg nicht mehr zugänglich:
Naturschutz am Plötzensee: Diese Maßnahmen sollen das Gewässer retten

3. März 2025
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Im Auftrag des Umwelt- und Naturschutzamtes haben Ende Februar umfangreiche Maßnahmen zur Ufersicherung am Plötzensee begonnen. Ziel des Projekts ist es, den Uferschutz zu verbessern, neues Röhricht zu etablieren und ein Kleingewässer zur Förderung der Amphibienfauna anzulegen. Der Uferweg ist in diesem Frühjahr und Sommer nicht mehr wie gewohnt zugänglich.

Warum sind diese Maßnahmen notwendig?

Der Plötzensee leidet seit Jahren unter den Auswirkungen der Klimaerwärmung, Nährstoffeintrag durch intensiven Badebetrieb und Ufererosion. Dies führt zu vermehrtem Algenwachstum, der Ausbreitung von Hornblatt sowie zum Verlust der letzten Röhricht-Relikte. FTrotz seiner Lage in einem Landschaftsschutzgebiet und bestehender Verbote wird im Sommer unerlaubt an den Ufern gebadet. Fast alle Uferbereiche weisen inzwischen erodierte Böschungen und Unterspülungen auf, was dringend ein Eingreifen erforderlich macht.

Geplante Maßnahmen

  • Erhöhung des Zauns: Um das Ufer zu schützen, wird die bestehende Zaunanlage angepasst und neu geführt.
  • Anlage eines Kleingewässers: Dieses soll besonders der Amphibienfauna zugutekommen und die Vernetzung von Biotopen verbessern.
  • Renaturierungsmaßnahmen am Nordufer: Aktive Wiederherstellung von natürlichen Strukturen, um die Vegetation zu stabilisieren und Lebensräume zu schaffen.
  • Schlammentwässerung und Wiederherstellung von Flächen: Vorübergehend genutzte Areale am Dohnagestell werden nach Abschluss der Arbeiten mit gebietseigenem Saatgut renaturiert, um die Artenvielfalt zu erhöhen.
  • Entnahme und Zurückschneiden von Gehölzen: Um Röhricht bessere Standortbedingungen zu bieten, werden am Nord- und Ostufer Gehölze entnommen oder auf den Stock gesetzt.

Beeinträchtigungen für Besuchende

Während der Bauarbeiten ist eine Umrundung des Sees auf dem gewohnten Weg für mehrere Monate nicht möglich. Alternativ kann der Parkweg am Ostufer über die stillgelegten Friedhöfe erreicht werden. Die Nutzung des Strandbades bleibt uneingeschränkt möglich.

Finanzierung und Projektlaufzeit

Die Maßnahmen sind Teil des Projekts "Plötzensee – Wildbaden ein Ende setzen und Ufer schützen" und werden im Rahmen des Berliner Programms für Nachhaltige Entwicklung 2 (BENE 2) gefördert. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie des Landes Berlin. Der Bezirk Mitte trägt einen Eigenanteil. Die Arbeiten sollen bis Herbst abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 350.000 Euro.

Kommentar: Nach jahrelangem Gezerre um die Durchsetzung des Badeverbots an den Ufern ergreift der Bezirk nun endlich ernsthafte Maßnahmen, um etwas für den Naturschutz am Plötzensee zu tun. Dennoch muss auch das Erholungsbedürfnis der Menschen im Wedding mitgedacht werden: Die Eintrittspreise im Strandbad Plötzensee sind für viele inzwischen viel zu hoch. Am Steingarten des Ostufers hat sich eine inoffizielle Badestelle etabliert, bei deren Nutzung zumindest keine Böschungen zertrampelt werden. Auch dafür muss eine Lösung gefunden werden, die beiden Seiten gerecht wird, der Natur und den erholungssuchenden Menschen.

weddingweiserredaktion

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9 Comments Leave a Reply

  1. Wie kommt eine Verwaltung auf die Idee, den Bürgern das Baden in einem See in einem Landschaftsschutzgebiet zu verbieten, das explizit auch der Erholung der Bürger dienen soll? Wildbaden wird das Baden der Bürger in dem See genannt, die dazu nicht das Strandbad Plötzensee nutzen. Das ist bewußtes Framing.

    Mit Naturschutz hat das nichts zu tun. Offensichtlich geht es darum, dass Strandbad wirtschaftlich zu unterstützen. Das ist übrigens eine Anlage geworden, die mehr Event bietet, als Erholung. Von gemütlich am Strand liegen kann dort keine Rede mehr sein. Ich mag schon lange nicht mehr hingehen. Früher war ich gerne dort. Und die behördlichen ‚Naturschützer‘ scheint es keinen Deut zu scheren, dass von dort aus in den warmen Monaten die Umgebung weiträumig beschallt wird.

    Wenn tatsächlich Uferschutz das Thema wäre, also die Verhinderung des Abbröckelns der Kante, wäre eine Reihe aus in den Grund gerahmten Pfählen die bessere Alternative. Allerdings sind weite Uferbereiche dermaßen stark verwurzelt, dass von einer bedeutenden Erosion der Ufer keine Rede sein kann. Und wie gesagt, mit einer Pfahlreihe kann man dafür sorgen, dass es in Zukunft auch so bleibt. Das wäre gleichtzeitig natur- und bürgerfreundlich.

    Algenwachstum durch Erderwärmung und Nährstoffeintrag? Deshalb soll der See eingezäunt werden? Blickt mal zum Tegeler See, der beim starkem Algenwachstum auf Berliner Gewässern deutlich zurückbleibt. Warum? Weil man dort Bojen einsetzt, die Sauerstoff in den See bringen. Mehr Sauerstoff fördert den Abbau von Bestandteilen, die das Algenwachstum unterstützen. Wenn es wirklich darum ginge, dann könnten einige davon auch im Plötzensee aktiv sein.

    Röhricht/Schilf. Wisst ihr, warum die beiden Schilfareale am Plötzensee so kümmerlich geworden sind? Weil sie viel Sonne benötigen und zugelassen wurde, dass sie von Bäumen allmählich überwachsen wurden. An der Nordspitze ist dieser Bewuchs etwas zurückgeschnitten worden. Aber es hat insgesamt nichts mit Menschen zu tun, die im Plötzensee baden.

    Bis 2009 gab es diverse eingezäunt Areale, um der Flora und Fauna geschützte Flächen am Plötzensee anzubieten. Äußerst selten habe ich damals jemanden in diese Bereiche eindringen sehen. Man hat sie respektiert, weil das Ufer an anderen Stellen frei war. Danach hat man den See fast vollständig eingezäunt. Das war eine unverhältnismäßige, rechthaberische Entscheidung gegen die Bürger. Die Begründung, Naturschutz, ist angesichts der Entwicklung des Strandbads Plötzensee zu einer unruhigen und lauten Eventanlage einfach nur lächerlich.

    Bauvorhaben in Landschaftsschutzgebieten bedürfen einer guten Begründung. Die gibt es hier aus meiner Sicht nicht. Es geht nicht um Uferschutz, eine bröckelnde Kante wäre nämlich leicht zu vermeiden. Es geht nicht um Gewässerschutz, durch Sauerstoffeintrag wäre die Qualität leicht zu erhöhen. Böschung niedertrampeln? Dass ich nicht lache. Durch Grünpflegemaßnahmen und durch Nagetiere (Biber oder Nutria) sind im Uferbereich sehr viele Gehölze bis hin zu dicken Bäumen in den vergangenen Jahren verschwunden.

    Die Maßnahmen des Bezirksamts sind unverhältnismäßig. Betrachtet man auf einer Karte Berlins die große Gewässervielfalt dieser Stadt mit den Flüssen Havel, Spree und Dahme sowie diversen großen Seen, wie den Tegeler See oder Müggelsee, an deren Ufern in den letzten Jahren üppige lange und breite Schilfgürtel entstanden sind, sollte man einen kleinen See, wie den Plötzensee, in weiten Teilen auch den erholungssuchenden Bürgern lassen. Wenn Sie baden gehen möchten, warum denn nicht? Wenn Sie im Winter darauf eislaufen möchten, warum nicht?

    Ich möchte die bürgerfeindliche Maßnahme des Bezirksamts aus Höflichkeit nicht mit einem politischen Etikett behafteten, aber sie ist aus meiner Sicht vollkommen überzogen und nicht gerechtfertigt. Die Gründe sind nicht stichhaltig. Die Probleme kann man anders lösen. Eine Teileinzäunung, wie bis 2009, wird eher akzeptiert und ist vollkommen ausreichend.

    Lesen hier Kundige und Motivierte mit, die bei den Geldgebern für diese Maßnahmen Proteste einlegen möchten? Man sollte den Geldgebern darlegen, dass die vorgegebenen Begründungen und Ziele zum Teil bei den Haaren herbeigezogen sind und Alternativen bürgerfreundlicher werden. Der Vermutung, dass es sich hierbei vor allem um eine Wirtschaftsförderung für das Strandbad handelt, sollte die Gegenseite handfest etwas entgegensetzen. Möglicherweise werden hier öffentlich Mittel für ein Vorhaben verschwendet, das an sich gar nicht gerechtfertigt ist. Mir fehlen die juristischen Kenntnisse, um das sauber zu formulieren. Aber vielleicht vermag das ein anderer. So oder so, der Zaun in der aktuellen und noch mehr in der geplanten Form ist eine Frechheit sondergleichen.

    • "So oder so, der Zaun in der aktuellen und noch mehr in der geplanten Form ist eine Frechheit sondergleichen."

      Der Zaun ist bitternötig um rücksichtslose Menschen, die dort Natur zerstören, endlich in die Schranken zu weisen! Weiter so bitte, Bezirksamt! Daumen hoch!
      Wir wollen alle etwas von einem ökologisch hochwertigen Naherholungsgebiet. Über lange Zeit.

  2. Der Zaun könnte auch ruhig 10, 15 Meter hoch sein. Damit das Getrampel und Wildbaden dort endlich mal ein Ende hat. Vom Müll ganz zu schweigen, der dort regelmäßig an Badetagen hinterlassen wird.
    Die Maßnahmen sind sehr zu begrüßen.

    • Sie scheinen ein wahrer Menschenfreund zu sein, der seinen Mitbürgern und Nachbarn gute Erholungsmöglichkeiten gönnt. Bravo!

      • Ja, sehr richtig. GENAU deswegen schreibe ich das. Um das Naherholungsgebiet für uns ALLE zu erhalten. Der bisherige Zustand hat dort ökologisch alles nur immer schlechter gemacht.
        Empfinden Sie Vermüllung und Kaputttreten von Uferbereichen etwa als Bereicherung? Es gibt ja tatsächlich Menschen im Wedding, die dem ganzen Dreck und Müll, der immer schlimmer wird, etwas positives abgewinnen. Und zwar, dass dadurch die Gentrifizierung gestoppt wird. Völliger Wahnsinn!

        • Eine Vermüllung findet ja vor allem um die viel zu wenigen und sehr kleinen Mülleimer statt. Die Bürger wollen also Ihren Müll entsorgen, können das aber nicht.
          Vielleicht sollte man endlich mal darüber nachdenken in den Sommermonaten große Müllcontainer an den Eingängen zum Park aufzustellen. Ich bin mir sicher diese würden auch genutzt werden.
          In erster Linie handelt es sich um ein Naherholungsgebiet für die Bürger. Da kann man sich nicht darüber beschweren das dieses von den Bürgern auch genutzt wird.

  3. Wenn das Bezirksamt wirklich eine Lösung will, dann ist die Privatisierung des Strandbads rückgängig zu machen!
    Aus dem ehemaligen öffentlichen Bad für die Weddinger ist eine Partymeile für Auswärtige gemacht worden, die mit Autos aus der weiteren Umgebung anreisen und sich für das Baden nicht interessieren. Entsprechend teuer ist der Eintritt, die Badezeiten sind werktags zuende, wenn Berufstätige Feierabend haben, und die Jahreskarte wurde schon lange abgeschafft.
    Ich wäre gern bereit, eine bezahlbare Jahreskarte zu nehmen, wenn ich dann als Schwimmer nicht mit lauter Designer Drinks am Strand konfrontiert bin (und vom Strandbar-Personal noch dumm angemacht werde).
    Im Übrigen nutzen passionierte Schwimmer seit jeher die Treppe, die direkt am Campingplatz ins Wasser führt (nahe des FKK-Bereichs). Wer diese Treppe nutzt, beschädigt kein Ufer. Wenn das Bezirksamt Lösungen will, dann soll es bitte damit beginnen!
    Ich bin aktiver Naturschützer und gleichzeitig passionierter Schwimmer (von Kindesbeinen an). Beides ist gut miteinander vereinbar. Wenn das Bezirksamt nun Lösungen will, wäre das sehr zu begrüßen.

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