Wer auf der Weddingweiser Pinnwand unterwegs ist, der kennt den Namen ganz bestimmt: Antje Meier. Mal hat sie in der Facebook-Gruppe ihre schöne Keramik angeboten, mal hat sie gestritten. Wenn der Ton rauer wurde, war Antje Meier sehr oft Teil der Diskussion. Sie zeigte sich als energische, höchst kritische und beharrliche Person. Am 25. Februar ist ihre Stimme für immer verstummt.
Die Arbeit an diesem Text beginnt mit einem Anruf vor ein paar Wochen, der die Todesnachricht brachte und die Bitte, Antje Meier trotz allem nicht einfach so verschwinden zu lassen. Der Hinweis kam von Annette. Annette hatte in der Vergangenheit einige Tassen bei Antje Meier gekauft. Selbstgemachte Keramik, schöne Stücke. Auch auf manchen Weddinger Märkten hatte sie ihre Keramik in den letzten Jahren angeboten. Die bestellte Tasse hat Annette nicht mehr bekommen. Das bestellte Stück ist vermutlich mit dem Nachlass von Antje Meier ins Irgendwo verschwunden.
Annette schickte mich zu Brigitte. Brigitte könne mir mehr über die Verstorbene sagen. „Ich war mit Anje nicht befreundet, niemand muss mir erklären, dass sie schwierige Persönlichkeit hatte“, heißt es in der Antwortmail. Mir wird eine schwierige, aber auch sehr engagierte Frau geschildert.
Ihr Umfeld war ihr wichtig, schreibt mir das Quartiersmanagement Pankstraße (QM). Bis zum Schluss war Antje Meier im Quartiersrat aktiv, zwischenzeitlich war sie sogar Sprecherin des Bürgergremiums. Themen, die ihr seit 2010 sehr wichtig waren, so schreibt das QM, waren die Weiterentwicklung des Quartiers/Verbesserung der Lebenssituation, Inklusion, Bildung und Erziehung sowie die Jugend- und Seniorenarbeit. Sie wünschte sich, dass die Nachbarn mehr aufeinander zugehen, mehr Begegnungsräume bekommen. „Sie war leidenschaftlich in Diskussionen, wenn es um soziale Benachteiligung ging“, heißt es in der Mail vom Quartiersmanagement. Die Belebung des Nettelbeckplatzes war ihr ein großes Anliegen, insbesondere die Etablierung eines regelmäßig stattfindenden Flohmarktes. Nicht nur beim QM erhob Antje Meier ihre Stimme. Auch beim runden Tisch Leopoldplatz brachte sie sich ein.
Beruflich, so könnte man sagen, was Antje Meier eine Händlerin. In ihrer Wohnung in der Prinz-Eugen-Straße hat sie zuletzt ihre Keramik hergestellt. Wer an dem Haus mit der Nummer 6 vorbeiging, konnte Tassen, Schüsseln und andere schöne Dinge durchs Fenster sehen. Auch Messer hat sie für ihr Kunden geschliffen. Früher hat Antje Meier hier Naturseifen hergestellt, die sie unter dem Label „Olivias Seife“ verkaufte. Brigitte schreibt, dass Antje Meier ein Händchen für Kundenberatung hatte. Doch das mit der Seife lief nicht unproblematisch. Kunden beschwerten sich über bezahlte, aber nicht gelieferte Bestellungen, man kann es heute noch im Internet nachlesen; es soll Anzeigen gegeben haben. Am Ende wurde die Seifenmanufaktur der Weddingerin zu viel, sie schloss sie. Noch vor den Seifen hat Antje Meier mal selbstgemachte Hüte verkauft. Mit vielen Dingen hat sie sich durchzuschlagen versucht.
„Und überall hat sie sich gestritten. Sie war nicht einfach. Ich denke sie hatte auch kein einfaches Leben“, schreibt mir Brigitte. Sie geriet schnell und oft mit den Menschen aneinander, sie eckte an. „Nicht selten hat sie Recht gehabt (fand ich), aber muss man das allen Leuten immer so direkt sagen?“ Auf dem Markt am Leopoldplatz, wo sie ihre Keramik verkauft hatte, hatte sie dann sogar Platzverbot. Im Paul-Gerhardt-Stift wollte man ihr keinen Stand geben. Am Ende stritt sie sogar mit den Pflegern im Krankenhaus und mit den Pflegern zu Hause. Ihre Krebserkrankung hatte sie da schon ins Bett gezwungen.
Als Brigitte einmal zum Krankenbesuch bei Antje Meier war, hat sie sie gefragt, ob sie traurig ist und eine längere Lebenserwartung geplant hatte. Sie habe „nein“ gesagt. Sie hatte in der Jugend Heroin gefixt, sie hatte frühzeitig Hepatitis gehabt, damit wird man nicht alt. Antje Meier wusste das, am Ende wurde sie 62 Jahre alt.
„Ich finde nicht richtig, wenn Leute einfach verschwinden“, schreibt Brigitte mit. „Irgendwo sollte es eine kleine Notiz geben, die man bei Google früher oder später auch finden kann. Es braucht keinen langen Nachruf.“
Ich selbst kannte Antje Meier nur flüchtig. Ich sah sie auf den Märkten, zum Beispiel beim Flohmarkt an der Panke, ich sah sie auf unserer Pinnwand unter ihrem richtigen Namen und ihrem Facebook-Namen „Princess Eugenie“ streiten. Auch mit mir hat sie gestritten. Sie fand nicht alles gut, was der Weddingweiser geschrieben hat. Ich habe sie als energische Stimme beim Quartiersrat erlebt, bereit für jeden Kampf für das, was sie für richtig, gerecht und wichtig hielt. Ich hatte immer gedacht, dass ich mir irgendwann eines ihrer Keramik-Stücke kaufe. Doch dann hielt mich ein vorangegangenes Wortgefecht davon ab. Das ist schade, aber nicht mehr zu ändern. Brigitte schreibt noch, ich könne sagen: „Antje Meier hat jetzt Frieden gefunden“. Das wäre schön.
Zu ihren Ehren wurde nun eine Hosta getauft:
https://www.facebook.com/share/p/aUmYkBgb4h38P1b9/
Also, ich habe mir bisher einen Kommentar sehr verkniffen, möchte jetzt aber doch etwas sagen. Ich kannte Antje persönlich. Unsere erste Begegnung war durchaus positiv und herzlich, wenn auch ich bereits damals ein Grundmißtrauem Ihrerseits gegenüber Ihrer Umwelt empfunden habe. Ich könnte mir vorstellen dass es aufgrund ihrer Erfahrung für sie ungewöhnlich ist dass jemand nett und freundlich zu ihr ist. als ich dann angefangen habe, die Fahrradservice Station Plötzensee aufzubauen, hat sie ein Feindbild gegen mich entwickelt. Warum wieso weshalb weiß ich nicht. Sie hat mich permanent angegriffen und wenn ich mal etwas auf dem weddingweiser gepostet hatte, wusste ich ganz genau dass es einen Negativ Kommentar von Antje geben wird. Aber sie hat dazu gehört zu unserem Wedding, wenn auch sehr schwierig. Als ich von ihrem Tod gehört habe, habe ich geheult. Ich finde den Nachruf sehr angemessen, er spiegelt die Realität, die ihre Mitmenschen erlebt haben. Mit Nachtreten hat das nichts zu tun. Im Gegenteil, hier wird ein Mensch mit all seinen Facetten gewürdigt, die er uns präsentiert hat. Im guten als auch im Schlechten. Alleine schon der Umstand, dass sie einen Nachruf bekommt, zeigt, was für ein außergewöhnlicher Mensch sie war. Das wird hier gewürdigt, nicht mehr und nicht weniger. Sie hat eine Spur im Leben hinterlassen, das ist mehr als die meisten von uns erreichen werden. Ruhe in Frieden Antje Meier
Es scheint mir von Herzen nicht richtig, am Ende mit der “Streitbarkeit” im Text das eigne, letzte Wort wie auszuformulieren. Was wissen wir schon vom andren, dessen Leben, Leid, um zu urteilen? Nichts. Mir schien sie ein aufrechter Mensch zu sein, vielleicht unbequem, etc. RIP, Antje Meier.
Es ging hier vor allem darum, Antje überhaupt zu würdigen. Das war der Wunsch der Menschen, die an mich herangetreten sind. Sie alle einte auch der Wunsch, dass es ein ehrlicher Nachruf sein soll, keine Beschönigung. Ich bin ziemlich sicher, das hätte Antje auch gar nicht gewollt. Man kann da sicher geteilter Meinung sein, wie ein Nachruf sein soll. Aber die vielen positiven Rückmeldungen von Personen, die Antje kannten, sagen mir: der Text liegt nicht so falsch (für viele).
Wo ist der Artikel denn bitte ein Nachtreten? Sie war mir auch bekannt ( durchs Messerschleifen) und ich finde den Nachruf einer nicht unkomplizierten Persönlichkeit angemessen.
Dieser Artikel über Frau Meier ist absolut geschmacklos und beschämend. Ich habe den Weddingweiser abonniert, weil ich normalerweise die kurzen Beiträge über den Bezirk schätze und interessant finde. Insofern bin ich schockiert, dass die Autorin hier ihre journalistische Reichweite und Macht missbraucht, um einer Verstorbenen nachzutreten und ihr ein kaum verhülltes “Negativdenkmal” zu setzen, das sich wohl zu großen Teilen aus ihren persönlichen Erfahrungen und Diffamierungen durch eine der Verstorbenen nicht wohlgesonnen Frau “Brigitte” speist.
Kannten Sie Frau Meier denn? Dann fügen Sie gern ihre Erinnerungen hinzu.