Nadine und Tom Michelberger sind Gastronomen, denen wichtig ist, woher ihre Produkte kommen. Die Qualität der Grundzutaten spielt die wesentliche Rolle. „So leben wir das auch seit 14 Jahren in unserem Hotel Michelberger und seit fünf Jahren mit unserer Farm im Spreewald, wo wir Landwirtschaft betreiben und unsere Gäste mit eigenen Lebensmitteln versorgen“, erzählt Tom Michelberger. Wenn es um Spirituosen geht, müssen die Hoteliers ebenfalls nicht in die Ferne schweifen. Denn seit 150 Jahren gibt es im Wedding eine Destillerie, die eine Berliner Tradition bewahrt hat.
Nadine und Tom Michelberger , Foto: Edgar Herbst
Geschichte einer Berliner Manufaktur
Die Likörtrinkkultur ist etwas zutiefst Berlinisches, gab es um 1900 herum die stolze Zahl von 200 Likörfabriken. Das ist etwas in Vergessenheit geraten. Doch am Standort der Spirituosenmanufaktur an der Seestraße wird die Tradition bewahrt. Die Wurzeln der Manufaktur reichen bis ins Jahr 1874 zurück. Sie ging aus der Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie hervor, die sich auf die Herstellung von Spirituosen und Gärung spezialisierte und zunächst von Professor Dr. Max Delbrück geleitet wurde. Um die Jahrhundertwende hatte die Manufaktur ihre erste Blütezeit, in der auch die Adler Spirituosen und der Name Preußische Spirituosenmanufaktur entstanden. Erst in den 1950er-Jahren wurde sie von Ernst Dobislaw, dem ersten Destillateurmeister, wiederbelebt. Sie diente vor allem der Lehre und Ausbildung im Destillieren. Im Jahr 2009 erkannten Gerald Schroff und Prof. Dr. Ulf Stahl das dort schlummernde Potenzial und entwickelten Liköre und Spirituosen, die auf alten Rezepten und der aufgezeichneten Dokumentation aus 150 Jahren basieren. Gemeinsam mit Nadine und Tom Michelberger entwickelten sie den Kräutergeist Michelberger Berg und den Kräuterlikör Michelberger Wald „Wir teilen die Wertschätzung für die Handwerkskunst“, sagt Michelberger. So intensivierte sich über viele Jahre die Zusammenarbeit, bis 2022 Michelberger den Betrieb unter dem Namen MXPSM übernahm. „Für uns ist die Manufaktur Teil eines Kreislaufs von handwerklicher Produktion bis hin zu den Tischen, an denen die Menschen zusammenkommen“, erklärt Tom Michelberger das Konzept.
Diese Produkte gibt es bei MXPSM
Der Adler Gin, den gute Bars mit lokalem Bewusstsein im Regal stehen haben, ist sicher vielen ein Begriff. Doch bei MXPSM sind noch viele andere Getränke dazugekommen. In den letzten 10 Jahren haben unterschiedliche Studenten den ersten Absinth der Manufaktur entwickelt. Aus der Lavendel-Ernte 2022 stammt “Lavendel Spirituose”, das erste Produkt in direkter Zusammenarbeit mit der Michelberger Farm. Die Idee zum Senf-Likör wiederum kam aus dem Michelberger Restaurant und ist dort eine besondere Ergänzung des Abendessen-Angebots.
Gerald Schroff hat jahrelang an einem Aperitif-Rezept gefeilt, das ohne klassische Bitterstoffe auskommt, die oft eine etwas seifige Note haben. Bitterklee verbindet sich hier perfekt mit unterschiedlichen Zitrusnoten und einer Kräutermischung. Stefan Kaufhold, der neue zweite Destillateur, hat eine Variante entwickelt und arbeitet ohne Bitterstoffe, dafür mit Ingwer und einer Kräutermischung von der Farm. Der Aperitif ist eine leichte, frische Alternative zur etwas geschmacklich komplexeren Variante von Gerald. Doppelwacholder und Doppelkorn haben eine große Tradition und Qualität, bei der der Eigengeschmack im Vordergrund steht. Man kann sagen, es sind die lokalen Vorgänger von Gin und Vodka.
Alte Geräte noch immer im Einsatz
Doch bei aller Regionalität ist eines doch besonders bemerkenswert: Die teilweise 150 Jahre alten Destillations-Apparaturen aus vier Generationen sind noch immer in Benutzung. „Das ist ein großer Schatz und liefert einzigartige Ergebnisse“, sagt Michelberger. „Wir widmen uns weiterhin der Lehre, Entwicklung und Herstellung und öffnen uns immer mehr, um diesen einzigartigen Ort, und die verbundene Kunst und das Handwerk, für Menschen erlebbar zu machen.“
Daher bietet MXPSM samstags 2–3 stündige Führungen an, die über die Website buchbar sind. Hier werden Geruchs und Geschmacksinn trainiert und die Gäste können eintauchen in die 150-jährige Geschichte. Donnerstags zwischen 16 und 20 Uhr ist zudem der Hofverkauf geöffnet und dazu können die Gäste an der Aperitif Bar den Sonnenuntergang genießen.
Im Webshop können auf mxpsm.com alle Produkte bestellt werden.
Fotos: Alexander Kilian
MXPSM, Seestr. 13, Hofladen donnerstags 16–19 Uhr
Juten Morjen
weder rauche ich noch trinke ich Alkohol, aber nach diesem Artikel werde ich mich doch mal an Absinth probieren.
Der einzige mir bekannte Laden wo man Absinth verkosten u kaufen kann, ist am U‑Weinmeister – keine Lust dort hin zu fahren zumal der immer erst gegen Mittag öffnet…
Nun hab ich auf der Webseite MXPSM gesehen die haben dieses Zeug im Angebot …. na dann Prost
Gruß und hicks…