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Müller42 (Staffel 2) #2: Die Routine

14. November 2020

Der Wed­ding. End­li­che Wei­ten. Dies sind die Aben­teu­er der Bewoh­ner des Wohn­hau­ses in der Mül­lerstra­ße 42, die schon oft zuvor da gewe­se­ne Gen­tri­fi­zie­rung bekämp­fen und dahin gehen, wo schon vie­le Wed­din­ger zuvor gewe­sen sind.

Eine Fort­set­zungs­ge­schich­te von Ruben Faust und Net­hais Sandt. Die zwei­te Staf­fel von Ruben Faust.

Staf­fel 1 ; Staf­fel 2: Fol­ge 1

Mon­tag

Sein Wecker klin­gelt und wie ein Robo­ter schal­tet er ihn so schnell wie mög­lich aus. Lie­be­voll dreht sich Albert um und schaut, ob sei­ne Ehe­frau Ele­na auch auf­ge­wacht ist. Zum Glück schläft sie noch wei­ter. Albert steht so lei­se wie mög­lich auf und greift sich ein rot-karier­tes Hemd und ein Paar Jeans aus dem IKEA-Schrank. Als Albert laut­los aus dem Zim­mer geschli­chen ist, geht er schon in das benach­bar­te Zim­mer, und sieht da sei­ne klei­ne Toch­ter mit ein paar Stif­ten den Boden bema­len. “Guten Mor­gen Eli­sa. Komm, wir machen dich fer­tig und gehen zur Kita.”, sagt er. Sie schreit ihm freu­dig ent­ge­gen und springt ihm in die Arme. Ein paar Minu­ten spä­ter hat er schon das Früh­stück zube­rei­tet und in eine klei­ne, grü­ne Papier­tü­te ver­packt. Eli­sa greift sie und rennt schon zur Tür hin­aus, bevor sie sich ihre Schu­he ange­zo­gen hat. Albert greift sie noch schnell. Er ver­sucht zu flüs­tern und zu rufen: “Eli­sa, komm wie­der. Schu­he anzie­hen!” Doch sie ist schon die hal­be Trep­pe run­ter. Er atmet ein­mal tief aus und hech­tet sei­ner Toch­ter hinterher.

Vor der Haus­tür war­tet sie brav unter dem Pla­kat, das auf­for­dert, die Atom­kraft abzu­schaf­fen und hat sich bereits hin­ge­setzt. Lachend streckt Eli­sa ihrem Vater ihre Füße ent­ge­gen. Als er ihr die Schu­he ange­zo­gen hat, nimmt er sie bei der Hand und geht los in Rich­tung Kita. Dort ange­kom­men springt sie zwi­schen ihre Freun­de und rennt über den Spiel­platz hin­weg. “Herr Kreuz­burg, kann ich kurz mit Ihnen reden?”, fragt ihn eine der Erzie­he­rin­nen. Besorgt schaut er zurück und bejaht die Fra­ge. “Ach kei­ne Sor­ge. Ist nichts Schlim­mes. Wir sehen lei­der immer wie­der, dass Eltern gro­ße Schwie­rig­kei­ten haben mit ihren Kin­dern. Des­we­gen woll­ten wir ein Eltern-hel­fen-Eltern-Ange­bot machen. Und wie wir Sie und Ihre Toch­ter ken­nen, dach­ten wir es wäre viel­leicht eine gute Idee, wenn Sie und Ihre Frau da auch anwe­send sind.” Albert fällt ein Stein vom Her­zen. Er sagt, er wür­de es sich über­le­gen und mit sei­ner Frau bere­den. Dar­auf­hin ver­ab­schie­det er sich freund­lich und geht.

Auf den Boden schau­end schlen­dert er die Stra­ße zur Tram ent­langt. Er seufzt ein­mal, und gähnt im glei­chen Atem­zug. Nach kur­zer War­te­zeit an der Hal­te­stel­le setzt er sich in die Tram und lehnt den Kopf gegen das Fens­ter. Für einen Moment kann es nicht scha­den, noch­mals Schlaf nachzuholen.

Diens­tag

Sein Wecker klin­gelt und wie ein Robo­ter schal­tet er die­sen so schnell wie mög­lich aus. Albert schaut, ob sei­ne Ele­na auch auf­ge­wacht ist. Die­se stöhnt ein­mal und dreht sich von weg. Albert steht lei­se auf und greift sich ein grü­nes Shirt mit gol­de­nen Lini­en und ein Paar Jeans aus dem IKEA-Schrank. Vor dem Spie­gel fährt er sich über den kaum merk­ba­ren Stop­pel­bart. Er atmet ein­mal tief ein und wie­der aus. Plötz­lich rennt Eli­sa an ihm vor­bei und schaut ihn for­dernd an. Er lächelt sie an und begrüßt sie, indem er sie hoch­hebt. Gemein­sam put­zen sie Zähn,e und machen sich bereit, zur Kita zu gehen. Auf dem Weg dort­hin begeg­nen sie der Mut­ter von einer von Eli­sas Freun­den. Nach ein paar Minu­ten schaut er auf die Uhr, tut erschro­cken und sagt:  “Ent­schul­di­gung, ich bin etwas spät dran. Kannst du Eli­sa die paar Blö­cke noch schnell mit­neh­men, dann schaf­fe ich es noch pünkt­lich zur Arbeit.” “Ja, klar doch. Wir sehen uns dann bestimmt mor­gen, oder?”, beant­wor­tet sie die Frage.

“Wie­so? Was ist denn mor­gen?”, fragt er. “Na der Eltern­abend. Ich habe in der Ein­la­dungs­mail gese­hen, dass es auch um ein Eltern-hel­fen-Eltern-Semi­nar gehen soll. Da willst du doch bestimmt dabei sein?”

“Stimmt. Ich den­ke, dass Ele­na kom­men kann. Aber ich ver­su­che es auch. Bis dann!”

Schon rennt er zur Straßenbahn.

Mitt­woch

Sein Wecker klin­gelt. Albert fährt sich durchs Gesicht und seufzt. Nach ein paar Malen dreht sich Ele­na um und schlägt auf die immer noch klin­geln­de Digi­tal­uhr. Albert bedankt sich und steht auf. Er geht ins Bad und greift sich da das rote Hemd aus dem Wäsche­korb. Eine Hose, die er am Wochen­en­de gewa­schen hat­te, nimmt er von der Lei­ne auf dem Bal­kon. Er geht zurück ins Schlaf­zim­mer und spricht sei­ne Ehe­frau an.

“Ich schaf­fe es heu­te Abend nicht pünkt­lich zum Eltern­abend und kom­me etwas spä­ter. Mein Chef möch­te, dass ich län­ger arbeite.”

Als Ant­wort stöhnt ihm Ele­na genervt etwas Unver­ständ­li­ches entgegen.

“Ich habe voll ver­schla­fen. Eli­sa muss noch zur Kita gebracht werden.”

Ele­na setzt sich hin und schaut ihn böse an. Er ent­schul­digt sich und ver­lässt die Woh­nung. Er geht erst ein paar Meter in Rich­tung der Stra­ßen­bahn, doch dreht sich dann um und geht zur U‑Bahn.

Mitt­woch Abend

Erschöpft atmen bei­de, als wären sie gerannt. Sie klet­tert von Albert run­ter und lehnt sich auf sei­nem Arm an ihn an. Er seufzt und schaut trau­rig zur Decke. “Ich muss jetzt unbe­dingt los.”, sagt er ernst.

“Wirk­lich schon?”, bet­telt sie. Er nickt, steht auf und zieht sich an.

“Sehen wir uns bald wie­der?”, fragt sie und wirft sich lachend die Decke über. Er zuckt mit den Ach­seln und geht.

Don­ners­tag

Der Wecker klin­gelt. Albert schal­tet ihn aus und bleibt liegen.

“Schatz, du musst zur Arbeit.”, sagt Ele­na und wen­det sich zu ihm. “Ich wer­de mir heu­te und mor­gen frei neh­men. Viel­leicht machen wir mal wie­der was als Familie?”

Fort­set­zung folgt!

Alle Figu­ren und Namen sind rein fik­tio­nal und jede Über­ein­stim­mung mit der Rea­li­tät ist nur zufällig.

Müller42 ist eine Wed­ding­wei­ser-Text­rei­he von Ruben Faust und Net­hais Sandt. Sie wird immer diens­tags und frei­tags weitergeführt.

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