Der Wedding. Endliche Weiten. Dies sind die Abenteuer der Bewohner des Wohnhauses in der Müllerstraße 42, die schon oft zuvor da gewesene Gentrifizierung bekämpfen und dahin gehen, wo schon viele Weddinger zuvor gewesen sind.
Eine Fortsetzungsgeschichte von Ruben Faust und Nethais Sandt. Dies ist Teil der zweiten Staffel von Ruben Faust.
Seit dem letzten Mal:
Hausverwalter Sanghofer hat, entgegen des Beschlusses der Mieterversammlung, eine Dachrenovierung angeordnet. Als er kurze Zeit später von seiner Frau rausgeworfen wurde, hat er sich die letzte freien Wohnung in der Müllerstraße 42 genommen und die Dachrenovierung hinausgezögert, bis er einen neuen, besseren Ort zum Leben gefunden hat, oder seine Frau ihn zurückkehren lässt. Im Haus bekommt er von den meisten Nachbarn, insbesondere jedoch der alten Doro, nur noch böse Blicke. Nur Lehrerin Lisbeth wagt es ihn zu grüßen. Diese jedoch ist immer seltener im Haus anzutreffen, da sie viel Zeit bei ihrer Freundin verbringt. Der Hausmeister Herr Brown ist seit längerem glücklich und schreibt nebenbei ein Buch. Seine Muse Doro meckert dabei natürlich an allem weiter. Albert und Elena haben eine Zeit lang Plakate im Erdgeschoss aufgehängt, in denen sie erst um einen Stopp der Renovierungen gebeten haben, später aber für neue Fenster. “Die Freudenzeiten unserer Nachbarn müssen wir und unsere Tochter nicht mithören.” Damit waren offensichtlich Melina und Phil gemeint.
Jetzt:
Auf einer Wiese in den Rehbergen sitzen Melina und Phil. Beide tragen dicke Daunenjacken, um trotz der niedrigen Temperaturen gemeinsam auf einer Decke im Park zu sitzen. Beide lachen, weil Phil einen sehr schlechten Witz erzählt hat, der genau deswegen wieder gut ist. Plötzlich dreht dieser sich zu seinem Rucksack um. “Also, Melina. Heute ist ja auch nicht irgendein ganz normaler Tag”, beginnt er seine Rede. “Seit genau 6 Monaten sind wir heute zusammen. Und deswegen müssen wir feiern!” Er lächelt sie an und zieht aus dem Rucksack eine Flasche Champagner und zwei dazu passende Gläser, die er – so romantisch wie das nur geht – in Alufolie gewickelt und dann mit mehreren Schichten Küchenpapier versehen hat, damit sie nicht so einfach kaputt gehen. “Ich wusste gar nicht, dass du dir das gemerkt hast”, freut sich Melina und setzt sich in den Schneidersitz. Phil nickt ihr zu.
“Ich merke mir natürlich nur die wichtigsten Daten. Weihnachten, Semesterferienbeginn… aber dich kann man nicht vergessen. Egal wann.” Das soll wesentlich romantischer klingen, als es ist, aber Phil ignoriert das einfach (genauso wie Melina) und küsst seine Freundin. Zufrieden gießen die beiden sich den Sekt ein und stoßen an. Jedoch nimmt nur Phil einen Schluck. “Ist etwas falsch?”, fragt er. “Nein”, entgeget sie ihm, “Ich muss nur gleich noch zur Uni, und habe besseres zu tun als wegen einem Schluck Sekt mit den Öffis fahren zu müssen.” Natürlich kann Phil das verstehen. Ein wenig traurig ist er trotzdem.
Die beiden sitzen noch länger auf der Wiese, bis Melina irgendwann einfällt, dass sie bald los muss. Sie hilft Phil einzupacken, schnappt sich ihr klappriges Fahrrad und küsst Phil zum Abschied, bevor sie zur Universität losradelt. Phil geht in die andere Richtung: die Müllerstraße 42.
Kurz bevor er zum Parkausgang kommt, begegnet er seiner Nachbarin Lisbeth. “Guten Tag”, sagt er. Doch er bekommt keine Antwort. Lisbeth läuft einfach kommentarlos und genervt an ihm vorbei. Irgendwas stimmt auch hier nicht, denkt sich Phil, bevor er einfach weiter nach Hause geht. Bayerische Lehrerinnen sind nicht sein Ding…
Fortsetzung folgt!
Alle Figuren und Namen sind rein fiktional und jede Übereinstimmung mit der Realität ist nur zufällig.
Müller42 ist eine Weddingweiser-Textreihe von Ruben Faust und Nethais Sandt. Sie wird immer dienstags und freitags weitergeführt.