Am Montag, den 23. August fand eine Infoveranstaltung zum ab Oktober geplanten “Drogenkonsumraum” an der Müllerstraße Ecke Transvaalstraße statt. Das Haus mit der aufgemalten Windmühle wäre der zweite Ort dieser Art im Bezirk. Drogen waren im unmittelbaren Umfeld des Afrikanischen Viertels bisher kein Aufregerthema, weshalb sich Anwohner:innen fragen, ob sich ihr Kiez dadurch zum Schlechteren verändert.
Anwohner Magnus Isensee berichtet für uns von der Veranstaltung, bei der Vertreter von “Fixpunkt e.V.” und der Polizei sowie Bezirksstadtrat Ephraim Gothe Rede und Antwort standen. Alle waren sehr bemüht, die anwesenden Anwohner zu beruhigen, denn es gab viel Unmut. Das ehemalige Spielcasino stand zuletzt lange leer.
Was ist ein Drogenkonsumraum?
In einem Drogenkonsumraum können Drogensüchtige mitgebrachte Drogen konsumieren. Hauptsächlich sind das derzeit Heroin, Amphetamine und Kokain. Spritzbesteck wird ihnen dabei zur Verfügung gestellt. Auch Kaffee, eine Waschgelegenheit und derartiges mehr können obdachlose Drogensüchtige dort erhalten. Es handelt sich gleichzeitig um eine Kontaktstelle, sodass dort Sozialarbeiter für Gespräche und Beratung zur Verfügung stehen. Auch als Anwohner soll man dort mit den Sozialarbeitern in Kontakt treten können. Die Idee dahinter ist, Drogensüchtige von der Straße zu holen, Drogentote zu verhindern und Ansprechpartner für Anwohner zu sein.
Bedenken der Anwohner
- Die Veranstaltung kommt zu spät. Die Anwohner wären gerne vorher gefragt worden, ob sie so einen Raum hier wollen.
- So ein Raum ist hier womöglich fehl am Platz, da es hier in der Transvaalstraße keine offene Drogenszene gibt. Auf den Spielplätzen findet man keine Spritzen und keine Drogensüchtigen. Im Park sieht man keine Dealer (anders als zum Beispiel im Görli oder in der Hasenheide).
- Es besteht die reale Gefahr, dass der Raum dazu führt, dass sich die Drogenszene vom Leopoldplatz in diese Gegend verlagert. Wenn Drogensüchtige vermehrt hier her kommen, um zu konsumieren, werden ihnen die Dealer vermutlich folgen.
- Auch, wenn die Mitarbeiter des Drogenkonsumraumes darauf achten, dass niemand in den Hauseingängen herumliegt (zumindest während der Öffnungszeiten), kann nicht verhindert werden, dass Drogensüchtige nach ihrem Schuss in der Gegend umherwandern oder es sich im Park, auf dem nächsten Spielplatz oder in der nächsten Kleingartenanlage gemütlich machen.
- Die Polizei war sehr bemüht, dem Publikum zu versichern, dass sie alles tun werde, um Dealerei und derlei Dinge zu verhindern. Zum Ende der Fragerunde musste sie jedoch offen eingestehen, dass sie gegen Dealer nichts tun kann,
weil die Politik der Polizei permanent in den Rücken falle. Wörtlich sagte der Polizist, die Dealer seien “schneller wieder draußen, als wir unsere Schreibarbeit erledigt haben”. - Der Drogenkonsumraum soll “Mühlenstube” heißen. In Moabit gibt es seit Jahren so einen Raum, der sich “Birkenstube” nennt. Dort sind die Zahlen der Drogenkonsumenten in den letzten Jahren stark gestiegen. Das wurde während der Veranstaltung als Erfolg des Raumes gewertet. Wenn man bei Google Zeitungsartikel dazu sucht, kommt man aber schnell dazu, dass auch die offene Szene größer geworden ist. Das muss allerdings nicht auf den Raum dort zurückzuführen sein, sondern kann andere Gründe haben.
Und das meint Magnus Isensee persönlich: Die Einrichtung dieses Raums ist ein Experiment mit unsicherem Ausgang. Eigentlich war eine Immobilie am Leopoldplatz gesucht worden, und dort hätte der Raum meiner Meinung nach auch hingehört. Leider waren dort keine Vermieter bereit, ihre Räumlichkeiten dafür zur Verfügung zu stellen. So ein Raum könnte das ganze Haus entwerten, weil die meisten Mieter nicht in einem Haus wohnen wollen, in dem Drogen konsumiert werden.
Fotos und Bericht: Magnus Isensee
Ich bin auch der Meinung, dass diese ausgewählte Stelle nicht die richtige ist dafür, anders sieht es aus in der Nähe von der Leopoldplatz.
Ich bin eigentlich nicht gegen solche Einrichtungen, im Gegenteil. Ich finde genauso wie die Argumenten von der Petition, dass diese Einrichtungen wichtig für Prävention von Müll/ benutzten Kanülen/ Spritzen Besteck aber sollte in der Nähe von der Drogenszenen in Berlin sein, nicht in der Nähe von Schulen, Kitas und Spielplätzen und schöne Parks (Rehberge und Schillerpark) sein, eine Umgebung wo eigentlich keine harte Drogen in der Öffentlichkeit konsumiert werden soll.
Das betrifft meine Familie, Freunde und Nachbarn direkt und deswegen macht mich traurig, dass wir unsere alltägliche Routine bedroht sehen.
Sowas zieht Kriminalität mit sich…
https://www.lr-online.de/ein-raum-fuers-nackte-ueberleben-eine-fixerstube-in-berlin-33494574.html
Inzwischen gibt es eine Petition, in der sehr gut auf den Punkt gebracht wird, wieso ein Drogenkonsumraum in dieser Gegend mehr Probleme bringt als löst:
http://www.openpetition.de/neinzumdkr
So ein DKR passt doch super zu den ganzen Alkis, die vor den Spätis oder “Cafes” rumlungern und Cat Calling betreiben
Alle die aktiv werden möchten – Bitte unterzeichnet diese Petition gegen das Experiment: https://www.openpetition.de/petition/online/nein-zum-drogenkonsumraum-muehlenstube-auf-der-muellerstrasse-ecke-transvaalstrasse
Was ist das für eine Entscheidung, die saubere Ecke wird zur Kreuzberg verähnlicht.
Wir wollen hier in der Ecke sowas definitiv nicht haben das ist doch für unsere Umgebung keine gute idee weil was noch bis heute von wedding als Ecke sauber geblieben ist. Wir haben soviele Schulen Kindergarten Spielplätzen in der Umgebung so das die Kinder auch mal alleine könnten in diesem Fall wird das ein riesen Bedenken für die Eltern.
Was ich jetzt schon sehen kann, ist unsere Grünfläche unsere spielplatzengänge am nah befindet sich Schiller und Rehberg Park wird verschmutzt. In Raum wird der Droge konsumiert in der Öffentlichkeit wird ohne Ende gedealt.
Für unseren Kiez ist das schrecklich.
Drogenkonsumräume machen Angebote an Drogenkonsument*innen. Dass diese die Angebote der Einrichtung nutzen und z.B. am Leopoldplatz weniger im öffentlichen Raum und mehr im geschützten Rahmen in der Einrichtung konsumieren , ist wünschenswert. Die Erfahrungen der seit vielen Jahren bestehenden Drogenkonsumräume in Berlin (Moabit, Kreuzberg, Neukölln) zeigen, dass es durch diese keineswegs zur einer Verlagerung der “Drogenszene” kommt. Deren Bewegung hängt eher von Verkehrsinfrastruktur (z.B. U Bahn Kreuzungen) polizeilicher Verdrängung und städtebaulichen Maßnahmen ab, als von Drogenhilfeeinrichtungen. Diese (und die Umgebung) werden nach Nutzung in der Regel schnell wieder verlassen.
Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen in erster Linie, dass die Drogenszenen in Berlin sich immer weiter vergrößert haben, und zwar trotz oder wegen dieser Räume. Bislang konnten diese Konsumräume nicht zu Verlagerungen führen, weil die Räume dort entstanden, wo die Drogenszene bereits war. In Frankfurt z.B. befindet sich solch ein Raum im Hauptbahnhof. Dass ein Drogenkonsumraum in einer Wohngegend ohne offene Drogenszene eingerichtet wird, ist einmalig, soweit ich weiß. Der Konsumraum wird nach der Nutzung bestimmt schnell verlassen, aber wieso sollten die Konsumenten wieder zum Leopoldplatz zurück fahren? Wir reden hier von 80 Konsumvorgängen am Tag und 13 Konsumstationen. Bei solch einem Angebot ist es quasi unumgänglich, dass die Konsumenten in der Nähe bleiben. Dazu bieten sich die Parks ja gut an. Ihre Behauptung, die Konsumenten würden die Gegend schnell wieder verlassen ähnelt dem Versuch der Beteiligten, die Anwohner zu beruhigen.
Neben den Parks gibt es ja auch noch den Sportplatz und das offene Parkhaus des Kaufland’s, die sich anbieten den Rausch auszuschlafen… Ich habe mittlerweile das Gefuehl, dass die Stadtpolitik den Wedding ans Abstellgleis sieht!
Besonders gut kann man die Entwicklung in Moabit nachvollziehen, wenn man diese beiden Zeitungsartikel hintereinander liest:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/in-den-fixerstuben-ist-es-noch-ruhig/494288.html
https://www.berliner-woche.de/moabit/c‑soziales/drogenhandel-rund-um-die-bremer-strasse-beunruhigt-anwohner_a204316
Der erste ist von 2004, der zweite von 2019. Einleuchtend finde ich besonders diesen Abschnitt im ersten Artikel: “Wer kommt, kommt wieder und bringt dann seine Bekannten mit. Die Abhängigen kämen meist aus der Umgebung.”
Hallo
zuerst ein paar Schlagzeilen die uns allen bekannt sein könnten…
Die Katastrophe ergibt sich aus den allseits bekannten Ereignissen rund um die Drogendealer und die Drogen im Kiez. Hier nur einige krasse Beispiele, die öffentlich geworden sind: Drogendealer bietet 11-jährigem Mädchen Drogen an; Drogendealer bedrängen Mutter mit Kinderwagen; Kind findet Drogenspritze im Sandkasten; Kind findet Crystal Meth im Sandkasten; Kind nimmt Drogenbesteck in den Mund; Kita verbietet Kindern, Spielplatz im Görli wegen Drogenfunden zu benutzen; Frauen am Görli trauen sich nachts nicht mehr aus dem Haus; Görli gefährlichster Ort Berlins; Späti-Besitzer tötet Drogendealer in Notwehr; mehr als 260 Drogendealer im Görli, Revierkämpfe mit Verletzen zwischen den Drogendealerbanden.
Nun zu meiner Befürchtung… wenn sich die Drogenszene vom Leo hierher verlagert besteht für mich die Gefahr das dadurch Dealer dann auch hier auftauchen werden !! Wollen wir das wirklich riskieren !!?? Soll hier ein 2ter Görli enstehen?? Lasst die Finger davon mein eindringlicher Rat an dieser Stelle !!!!
Beste Grüße
ich verstehe nicht, warum den Süchtigen Zucker in der A.… geblasen wird anstatt sie zu verhaften und Zwangseinweisungen in Suchtkliniken zu veranlassen
Ich verstehe nicht, wie Sie so einen Kommentar verfassen können. Ganz unabhängig davon, welche Argumente es für oder gegen einen Drogenkonsumraum an diesem Standort gibt, ist Ihr Kommentar unangebracht und gänzlich unempathisch. Süchtige suchen sich ihre Sucht fast nie aus und leiden selber häufig unter dieser mit allen ihren Folgen. Es sind auch Menschen mit einer eigenen Geschichte, eigenen Gefühlen und einem Recht auf eigene Entscheidungen. “Zucker in den Arsch” wird ihnen nicht geblasen, sondern es wird versucht, ihnen ein konkretes Hilfsangebot zu machen, mit Beratung, die sie auf ihrem hoffentlich nachhaltigen Weg in ein cleanes Leben unterstützen kann. “Zwangseinweisungen in Suchtkliniken” sind da ganz sicher nicht die richtige Herangehensweise und ignorieren auch das Recht auf Selbstbestimmung dieser Menschen. Vielleicht kann mein Kommentar Sie ja zum Nachdenken anregen.
Ich bin schockiert. Im dem Viertel wird kaum offen konsumiert!
Danke für den Bericht aus der Nachbarschaft. Ich bin für jede Unterstützung von Drogenabhängigen, die auf der Straße leben. Sauberer Konsum hilft Leben zu retten. Und so ganz stimmt das mit der heilen Welt in der Transvaalstraße ja auch nciht. Schon vor Jahren fand ich Silberpapierchen auf den Spielplätzen meiner Kinder. Gekifft wird dort eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Eigentlich sollte man sich fast um die Sicherheit der Junkies Sorgen machen. Denn gegenüber der „Müllerstube“, im Café Lale, gabe es vor einigen Wochen eine Schießerei auf offener Straße mit drei Schwerverletzten.
Ein prima und zutreffender Bericht zur geladenen “Bürgerkundgebung” im Paul Gerhard Stift. Allerdings, und hier entsteht vielleicht ein mißverständlicher Eindruck, die/der Vertreter vom Fixpunkt e.V. war nicht als Vertreter des neuen Drogenkonsumraumes in der Müllerstraße 120 zugegen. Träger dieser neuen Einrichtung ist die Vista gGmbH, die auch schon die erwähnt Birkenstube betreibt. Die Frustation der Polizei war im Übrigen nicht nur auf dieser Kundgebung für mich deutlich wahrnehmbar – sondern auch beim “Runden Tisch Leopoldplatz”. Wer genau hingehört hat, hat dort – zumindest zwischen den Zeilen – den längst offenliegenden Widerspruch – bestätigt bekommen. Es wird bei Inbetriebnahme der Mühlenstube sehr wohl eine Entlastung der Verhältnisse auf dem Leo erwartet – was im Umkehrschluß nicht anderes bedeuten kann, als dass sich die Szene ins Parkviertel verlagert um sich zwischen Schillerpark und Rehberge zu etablieren! Zusammen mit den Beitreibern, der Polizei und sonst involvierten Institutionen werden die Anwohnenden wohl zunächst “abwarten, beobachten und begleiten” müssen – wie sich dieses Projekt auswirkt – auf das >Leben im Parkviertel<!