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Milieuschutzgebiete: Der Wedding soll erhalten bleiben

7. Februar 2016
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Erhaltungsgebiete Wedding
© BA Mitte

Alle haben es längst gewusst: bevor der Wed­ding kommt, wird er ein­fach ver­drängt. Auf­ge­hübscht, tot­sa­niert und am Ende kommt die Feri­en­woh­nung. Die­se angst­vol­le Ver­hei­ßung wur­de ein Jahr nach der ers­ten Grob­ana­ly­se nun durch eine bezirks­wei­te Ana­ly­se des Stadt­rau­mes noch ein­mal bestä­tigt. Jetzt soll durch drei Erhal­tungs­ge­bie­te die “typi­sche Ber­li­ner Mischung” auch bei uns im Wed­ding erhal­ten wer­den. Wäh­rend ande­re noch über die Wir­kung sol­cher Maß­nah­men dis­ku­tie­ren, bleibt man in der Gen­ter Stra­ße 33 bis 45 schein­bar ganz entspannt.

Milieuschutz mal drei

Der Wed­ding wird im soge­nann­ten “Stadt­raum 2: Wed­ding Zen­trum” in die­sem Jahr gleich um drei Erhal­tungs­ge­bie­te rei­cher. Gemäß ihrer Lage wer­den die unter ande­rem auch “Milieu­schutz­ge­bie­te” genann­ten Berei­che auf die Namen “See­stra­ße”, “Leo­pold­platz” sowie “Sparr­platz” getauft. In die­sen Berei­chen sei­en zir­ka drei Vier­tel aller Woh­nun­gen neben enor­mem Auf­wer­tungs- auch einem beson­de­rem Ver­drän­gungs­po­ten­ti­al ausgesetzt.

Alle Wohn­häu­ser in den im zwei­ten Jah­res­quar­tal zu schaf­fen­den Erhal­tungs­ge­bie­ten, sol­len in Zukunft vor die­sem Pro­zes­sen also geschützt wer­den. Das bedeu­tet, die Umwand­lung in Eigen­tums­woh­nun­gen soll unter Geneh­mi­gungs­vor­be­halt gestellt, Grund­riss­än­de­rung sowie Zusam­men­le­gung von Woh­nun­gen grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen wer­den und auch die Nut­zungs­än­de­rung von Woh­nun­gen in Gewer­be­räu­me soll nicht mehr mög­lich sein. All das soll gemein­sam mit Ein­füh­rung eines gebiets­spe­zi­fi­schen Miet­spie­gels hel­fen, die “typi­sche Ber­li­ner Mischung” zu erhal­ten blei­ben, so heißt es bei Bau­stadt­rat Spal­lek (CDU). Die Wirk­kraft sol­cher Maß­nah­men darf durch­aus dis­ku­tiert werden.

Eine Ausnahme in der Genter Straße

Ostender Straße
Blick von der Ost­ender Straße

Umfas­sen die Erhal­tungs­ge­bie­te aber wirk­lich alle in ihnen befind­li­chen Wohn­häu­ser? Nun ja, nicht ganz. Zwi­schen dem Erhal­tungs­ge­biet “Sparr­platz” und dem Erhal­tungs­ge­biet “See­stra­ße” prangt auf der Kar­te ein auf­fal­lend wei­ßer Fleck. Und wie es der Zufall so will, auf die­sem wei­ßen Fleck­chen Wed­ding steht ein Wohn­ge­bäu­de. Des­sen Adres­se: Gen­ter Stra­ße 33 bis 45.

Genau hier, an der Gen­ter Stra­ße Kreu­zung Ost­ender Stra­ße ver­läuft die zukünf­ti­ge Erhal­tungs­gren­ze. Auf der Sei­te eine sau­be­re Fas­sa­de; die auf der ande­ren scheint schon in die Jah­re gekom­men. Eini­ge alte Her­tha-Fah­nen fris­ten trotz sport­li­chem Höhen­flug ein eher stief­müt­ter­li­ches Dasein. Eini­ge Bal­ko­ne der Gen­ter Stra­ße schei­nen regel­recht ver­waist. Dass aus­ge­rech­net hier eine Erhal­tungs­gren­ze ver­lau­fen soll, erschließt sich nicht sofort.

Der Grund ist weni­ger offen­kun­dig, aber den­noch schnell gefun­den: Die Wohn­an­la­ge zwi­schen Zep­pe­lin­platz, Gen­ter Stra­ße, Ost­ender Stra­ße und Lim­bur­ger Stra­ße gehört der EVM Ber­lin eG – ehe­mals “Erb­bau­ver­ein Moa­bit”. Die Genos­sen­schaft wur­de 1904 unter ande­rem von Adolf Damaschke gegrün­det und zählt heu­te zir­ka 11.000 Mit­glie­der in mehr als 5.100 Woh­nun­gen in ganz Berlin.

Im Wed­ding zäh­len unge­fähr fünf bis sechs Pro­zent der Wohn­häu­ser zu den genos­sen­schaft­li­chen Bau­ten, in ganz Ber­lin rech­net man mit unge­fähr zehn Pro­zent. Auf­grund ihrer beson­de­ren Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur sind sie von den Erhal­tungs­ge­bie­ten nicht nur im Wed­ding, son­dern zum Bei­spiel auch in Moa­bit gene­rell aus­ge­schlos­sen. Die Wohn­an­la­ge an der Gen­ter Stra­ße ist also nur ein Bei­spiel – in der Spren­gelstra­ße steht übri­gens eine weitere.

Eine Bau­ge­nos­sen­schaft ver­folgt unter ande­rem übri­gens das Ziel, sei­nen Mit­glie­dern beson­ders güns­ti­gen Wohn­raum zur Ver­fü­gung zu stel­len. Hat man ein­mal Genos­sen­schafts­an­tei­le erwor­ben und die Woh­nung bezo­gen, muss man als Bewoh­ner zum Bei­spiel nicht auto­ma­tisch wei­ter­ge­hen­de Moder­ni­sie­rungs­maß­nah­men akzep­tie­ren. Auch Miet­erhö­hun­gen sind nur in dem Rah­men zu erdul­den, wie es auch die Nach­barn tun.

Genossenschaft als Ausweg?

Genter Strasse 33 bis 45
Gen­ter Stras­se 33 bis 45

Man kann sich gut vor­stel­len, dass der Wed­ding trotz des zag­haf­ten Milieu­schut­zes auch in Zukunft rasan­te Preis­stei­ge­run­gen erle­ben wird. Allein im Pla­nungs­raum Reh­ber­ge sind die Kalt­mie­ten im obe­ren Seg­ment von 6,50 pro Qua­drat­me­ter im Jahr 2011 auf mehr als 14 Euro pro Qua­drat­me­ter im Jahr 2013 ange­stie­gen – laut Steck­brief des Stadtplanungsausschuss.

Da erscheint der Ein­tritt in eine Genos­sen­schaft als durch­aus pro­ba­tes Mit­tel, um sich gegen dras­ti­sche Preis­stei­ge­run­gen auch lang­fris­tig abzu­si­chern. Als wären die genos­sen­schaft­li­che Woh­nungs­an­ge­bo­te nicht ohne­hin schon völ­lig über­lau­fen, wer­den sie sich wohl auch in Zukunft gro­ßer Beliebt­heit erfreuen.

Links:

http://www.berlin.de/ba-mitte/aktuelles/pressemitteilungen/2016/pressemitteilung.440962.php

2 Comments Leave a Reply

  1. Dan­ke für die Info!!

    Könn­tet Ihr bit­te in Zukunft eure Quel­len ange­ben und ver­lin­ken, dann ist das auf­fin­den wei­te­rer Infos erheb­lich leichter.

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