Michael Schaller träumt von Italien. Schon als Jugendlicher begeisterte er sich für die Mittelmeerregion. Er lernte die Sprache, er verliebte sich in eine Italienerin und heiratete. Beinahe wäre er, den jeder Michele nennt, vor Jahren sogar ganz nach Italien gegangen. Doch er blieb. Heute teilt er seine Leidenschaft mit den Weddingern, die für die italienische Küche ebenso schwärmen wie er. In der Lotzingstraße 17 im Brunnenviertel betreibt er seit eineinhalb Jahren das „Michele – Feinkost und Fremdsprachen“. Es ist sein kleines Italien im Wedding.
„Rosmarinkäse aus Spanien eingetroffen“ und „Weine aus dem Chianti“ hat Michele an sein Feinkostgeschäft geschrieben. Mitten im Brunnenviertel, zwischen Mauerpark und Brunnenstraße will er die Feinschmecker aus der Nachbarschaft anziehen. Mit gutem Wein, mit Käse, Panini, Tappas, Pizza und Tagesgerichten wie toskanischem Schweinebraten mit Rosmarinkartoffeln. Auch der Kaffee in Micheles Laden ist ein aromatischer Gruß aus Italien. Sonntags lädt Michael Schaller zum mediterranen Brunch ein.
Jeden Tag eine andere Sprache – auch für Kinder gibt es Kurse
Das Essen, serviert wochentags ab derzeit 13 Uhr und am Wochenende ab 9 Uhr, ist jedoch nicht das einzige Angebot, das Michele den Menschen hinter den Wohnfassaden macht. „Ich möchte, dass die verschiedenen Kulturen in entspannter Atmosphäre Miteinander ins Gespräch kommen“, sagt der gelernte Betriebswirt aus Baden-Württemberg, der 2008 nach Berlin kam. Eigentlich war er damals sozusagen auf der Durchreise nach Italien, aber dann blieb er doch im Wedding. Miteinander ins Gespräch kommen – das meint Michele wörtlich. Deshalb bietet er in seinem Laden Sprachkurse mit Muttersprachlern an. Jeden Tag ist eine andere Sprache an der Reihe: von Italienisch, Spanisch, Türkisch bis zu Persisch und Business-Englisch. Auch Kinder lädt er zum Sprachelernen ein.
Michele wirkt ganz eins mit seinem Laden. Inmitten der Tische mit den rot-weiß karierten Tischtüchern, den Cappuccinos, den samtrot schimmernden Weinflaschen und dem guten Essen nach mediterraner Art fühlt er sich zuhause. Nur der Zugang zur Nachbarschaft ist schwerer als gedacht. „Der Laden, das Umfeld – es entwickelt sich, aber sehr langsam“, sagt er. Er hat sein Geschäft genau einen Tag nach der Öffnung der Verbindung durch den Mauerpark zum Prenzlauer Berg gestartet. „Ich habe mir mehr davon erhofft“, sagt Michele. Es gäbe immer mal Gäste, die auf diesem Weg an seinem Geschäft vorbei gingen und dann den Feinkostladen entdeckten, insbesondere vor großen Sportereignissen in der Max-Schmeling-Halle, aber es müssten noch mehr sein, damit sich das Feinkost-Restaurant rentiert.
Kultur und Kulinarik in der Lortzingstraße
Sehr beliebt ist das „Michele – Feinkost und Sprachen“ als Ort von privaten Feierlichkeiten, als Cateringanbieter – etwa für die Verleihung des Teddy Award im Rahmen der Berlinale 2013. Auch die eigenen Kulturveranstaltungen werden gut besucht. Kürzlich war der Entertainer Ivo Lotion bei Michele. „Ein bis zwei Mal im Monat gibt es hier Kleinkunst“, sagt der Gastgeber. Mitten in seinem Weddinger Italien waren bereits ein Feuerschlucker, ein Zauberer, ein Kaspertheater oder Musiker zu Gast. Auch Weinproben gab es und kulinarische Themenwochen, das liegt ja nahe.
Das Geschäft im Brunnenviertel ist bereits Micheles zweiter Versuch, ein Feinkost-Restaurant zu etablieren. Zuvor war er eineinhalb Jahr in der Prinzenallee im Soldiner Kiez. Dort hatte er jedoch mit kriminellen Übergriffen zu kämpfen, weshalb er nun sein Italien-Glück in der etwas verschlafenen Lortzingstraße versucht.
„Michele – Feinkost und Fremdsprachen“, Lortzingstraße 17, geöffnet Montag bis Freitag 13–22 Uhr, Samstag und Sonntag 9 Uhr-open end, Sonntag Brunch
auf Facebook: https://www.facebook.com/michelemediterranea
Text und Fotos: Dominique Hensel
Aktualisierung 10. März 2015: Das Restaurant hat geschlossen und existiert nicht mehr.
Hallo, weiß jemand was der Schließungsgrund war? Hat Herr Schaller unter dem Druck der Schutzgelderpresser schließlich aufgegeben? Kennt jemand ihn persönlich und weiß ob es ihm gut geht?
Das Geschäft ging nicht gut. Der Standort war nicht besonders glücklich gewählt. Der Betreiber hat aufgegeben und anderswo
eine feste Stelle angetreten.