Mastodon

Weddinger Künstlerin Susanne Haun:
“Meine Blumen stehen mir Modell”

9. Mai 2022
Zeich­nung: Susan­ne Haun; Foto: Rolf Fischer

Die Künst­le­rin Susan­ne Haun hat nicht nur ihre Wur­zeln und ihr Ate­lier im Wed­ding. Sie bringt hier in ihren Salons auch Kunst­freun­de zusam­men und die Bil­der Wed­din­ger Künst­le­rin­nen und Künst­ler auf die Stra­ße. Nach lan­ger Zeit sind ihre Bil­der nun end­lich wie­der in einer Ein­zel­aus­stel­lung zu sehen.

„In Tusche­li­ni­en träu­men“ heißt die aktu­el­le Aus­stel­lung von Susan­ne Hauns Wer­ken in der Ate­lier Gale­rie Oran­ge in Nie­der­schön­hau­sen. Die Bil­der in den hel­len Räu­men eines Grün­der­zeit­hau­ses, des­sen Tür sich zum Her­tha­platz öff­net, erfül­len das Ver­spre­chen voll und ganz. Mit Tusche erschafft die viel­sei­ti­ge Künst­le­rin Zeich­nun­gen, die mit ein­fa­chen Mit­teln eine gro­ße Strahl- und Anzie­hungs­kraft ent­wi­ckeln. Meis­ter­lich vari­iert sie in vie­len der gezeig­ten Bil­der einen ein­zi­gen Farb­ton von fast trans­pa­ren­ten Flä­chen zu farb­ge­sät­tig­ten Lini­en. Ob Kat­ze in grün oder Blü­te in vio­lett: Ihre Moti­ve nimmt sie aus der Natur oder ihrer All­tags­um­ge­bung. „Mei­ne Blu­men ste­hen mir Modell“, sagt sie in schnodd­ri­ger, leicht melan­cho­li­scher Selbst­ver­ständ­lich­keit in Ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung.

Foto: Andre­as Flauß

Haun ist Ber­li­ne­rin, unver­kenn­bar. Eine Frau mit tro­cke­nen Humor und eine Frau, die in Far­ben träumt, aber mit bei­den Bei­nen auf dem Boden steht. Sie bewir­te­te die Besu­cher ihrer, lei­der seit der Pan­de­mie noch nicht wie­der auf­ge­nom­me­nen, Kunst­sa­lons in ihrem Ate­lier in der Gro­nin­ger Stra­ße immer wie­der ger­ne mit Schmalz­stul­len und lief die gan­ze Mül­lerstra­ße ab, um die rich­ti­gen Stand­or­te für die Pla­ka­te des Kunst­wett­be­werbs „Mein Wed­ding“ zu fin­den, den sie 2020 fast im Allein­gang organisierte.

Susan­ne Haun (rechts) und Gale­ris­tin Ant­je Flauß bei der Aus­stel­lungs­er­öff­nung (Foto: Rolf Fischer)

Eine Kar­rie­re als Künst­le­rin wur­de ihr in einer Wed­din­ger Hand­wer­ker­fa­mi­lie in den 1960er Jah­ren nicht in die Wie­ge gelegt. „Das war für Mäd­chen damals undenk­bar.“ Statt­des­sen arbei­te­te sie lan­ge als Sys­tem­ana­ly­ti­ke­rin und Pro­gram­mie­re­rin beim dama­li­gen Sen­der Frei­es Ber­lin (heu­te RBB). „Pro­gram­mie­ren ist auch etwas Krea­ti­ves”, sagt sie ohne Dün­kel. „Aber bei­des zusam­men geht nicht, man kann nur eine Sache mit dem Her­zen gut machen.“ So ent­schied sie sich 2002 gegen den fes­ten Job und für die freie Kunst. Mit Erfolg. Die Lis­te ihrer Aus­stel­lun­gen ist lang und die Schaf­fens­kraft in den 20 Jah­ren frei­er Arbeit so viel­fäl­tig, dass Susan­ne Haun inzwi­schen ein digi­ta­les Werk­ver­zeich­nis erstellt. Dazu passt, dass die Pari­ser Online-Gale­rie Sin­gu­lart Wer­ke von Susan­ne Haun in der gan­zen Welt anbie­tet. Gleich­zei­tig ist das The­ma „Das Digi­ta­le Werk­ver­zeich­nis“ Gegen­stand ihrer Dok­tor­ar­beit an der udk, Uni­ver­si­tät der Küns­te Ber­lin. „So kann ich bei­de krea­ti­ve Adern mit­ein­an­der ver­bin­den: Die Kunst und die Sys­tem­ana­ly­se“, sagt sie pragmatisch. 

Was einen auch gleich für Susan­ne Hauns Bil­der ein­nimmt, ist die hohe hand­werk­li­che Qua­li­tät. Haun ver­wen­det als Mate­ria­li­en für ihre Zeich­nun­gen Tusche und Stahl-/ Zei­chen­fe­dern sowie Pin­sel auf Büt­ten­pa­pier, manch­mal auch Lein­wand und Glas. Für die­se Tech­ni­ken ist sie auch eine gefrag­te Leh­re­rin, die bun­des­weit unter­rich­tet und dazu auch Lehr­bü­cher ver­fasst hat.

Zeich­nung: Susan­ne Haun, Foto: Andre­as Flauß

Über den Unter­richt lern­te sie die Inha­be­rin der Ate­lier Gale­rie Oran­ge, Ant­je Flauß, ken­nen. Flauß, sel­ber Male­rin, hat­te bei Susan­ne Haun einen Work­shop belegt und schnell ent­stand die Idee einer Zusammenarbeit.

Und so ver­wun­dert es nicht, dass ein Work­shop zu Arbeit mit Tusche Ende Mai in den Räu­men der Gale­rie Oran­ge Teil der Aus­stel­lung ist.

Aus­stel­lung „In Tusche­li­ni­en träu­men – Zeich­nun­gen von Susan­ne Haun“
29. April – 26. Juni 2022
Diens­tag, Don­ners­tag und Sams­tag von 14 – 18 Uhr

Ate­lier­Ga­le­rie ORANGE
Her­tha­platz 6, 13156 Ber­lin, 0176 5509 2449

[email protected] |

http://www.orange-galerie.de

Work­shop

„Mit Tusche zeich­nen und kolo­rie­ren“
(max. 6 Personen)

Sams­tag, den 28. Mai 2022, von 10 – 16 Uhr

Kos­ten 75 Euro / Per­son inklu­si­ve Material

Anmel­dung: Ate­lier­Ga­le­rie Oran­ge, Ant­je Flauß

Fotos Rolf Fischer/Andreas Flauß

Rolf Fischer

Ich lebe gerne im Wedding und schreibe über das, was mir gefällt. Manchmal gehe ich auch durch die Türen, die in diesem Teil der Stadt meistens offen stehen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?