Am Donnerstag, den 15. Mai um 14:30 Uhr werden Manuela Schwesig (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Jan Stöß (Berlins SPD-Chef) und Ralf Wieland (Präsident des Berliner Abgeordnetenhaus) den “Sprint”-Förderunterricht im Medienhof Wedding besuchen. Wir veröffentlichen aus diesem Anlass noch einmal einen Text zu diesem Projekt in der Prinzenallee in Berlin-Gesundbrunnen.
Es ist Donnerstag Nachmittag, ich bin im Klassenraum der 5a. „Wie schreibt man Hölle?“, fragt Zeinab*. „Hölle, Hölle, Hölle, Hölle“, singt mein Kollege Marius abwesend. Ich muss lachen. „Mit Doppel‑L“, sage ich. Zeinab guckt etwas verwirrt, weil Marius und ich grinsen müssen, schreibt aber ohne zu fragen weiter.
Heute arbeiten alle 13 Schülerinnen und Schüler sehr konzentriert. Am Morgen entdeckten sie Dinosaurier im Naturkundemuseum. Die Rallye war für sie ein faszinierendes Erlebnis. Sie haben sich viel gemerkt, aber auch noch viele Fragen. Bei manchen muss ich passen. Sie kennen sich da schon weit besser aus als ich, mit Dinosauriern. „Frag mal einen von deinen Mitschülern – ich wette, jemand weiß es noch!“, antworte ich auf die Frage, „wie heißt der Eine mit den großen Flügeln noch mal?“
An einer Grundschule im Wedding unterrichten mein Kollege Marius E. und ich jede Woche zwei Stunden. Wir sind beide Lehramtsstudenten. Etwa ein Dutzend Schüler kommen freiwillig und motiviert zu uns. Wir erklären Grammatikgrundlagen, wie man schwere Texte schneller verstehen kann, üben für Klassenarbeiten und helfen bei den Hausaufgaben. Wir machen all die Sachen, die meine Mutter jetzt für meinen kleinen Bruder macht: unter die Arme greifen, wenn’s in der Schule etwas hapert. Dabei ist unser Unterricht weder explizit Förderunterricht, noch Begabtenförderung. Wir machen sozusagen Motivierten-Förderung.
Denn nicht alle Eltern können ihrem Sohn oder ihrer Tochter die deutsche Grammatik erklären oder gemeinsam für die nächste NaWi-Arbeit üben. Und nicht alle Eltern haben das Geld, einen Nachhilfe-Lehrer zu bezahlen.
Wenn Eltern das nicht können, bedeutet das für ihre Kinder systematisch schlechtere Chancen im deutschen Bildungssystem. Das SPRINT-Projekt versucht dieser Ungerechtigkeit entgegenzuwirken, indem es Schülern kostenlose Hilfe anbietet. Einzige Voraussetzung: Motivation und der Wille, sich zu verbessern.
Das SPRINT-Projekt ist aber nicht nur nützlich für die Schülerinnen und Schüler, auch wir Studierende profitieren sehr davon. Der Alltag Lehramtsstudierender ist bestimmt durch sehr viel Theorie und leider eher weniger durch Praxiserfahrungen. Ich finde das sehr schade, denn was ich lerne, möchte ich auch anwenden können. Durch mein Engagement bei SPRINT werde ich schon während des Studiums mit Problemen aus der Praxis konfrontiert und kann mir dann Lösungsansätze im Studium erarbeiten. Ich sammle wichtige Erfahrungen, die mich auf den Job als Lehrerin vorbereiten.
Der Medienhof im Soldiner Kiez ist der Träger des SPRINT-Projekts. SPRINT geht an die Schulen im Umfeld aber auch im Medienhof direkt können Schüler Angebote wahrnehmen. Montags bis donnerstags gibt es Hausaufgabenhilfe von Lehramtsstudierenden und wer Lust hat kann einfach vorbei kommen. Theaterworkshops und Sprachkurse für Eltern gibt es auch.
Die Schulstunde am Donnerstag-Nachmittag ist fast zu Ende, als Zeinab zu mir kommt. „Soll ich dir meinen Text vorlesen, Frau Meyer?“, fragt sie. Die Geschichte handelt von zwei befreundeten Dinosauriern und ihrer Erzfeindin: „Sie war für mich eine Hölle, Hölle, Hölle, Hölle“, liest Zeinab. Ich gebe mir wirklich Mühe, muss dann aber doch lachen. „Hä, Frau Meyer, warum lachen Sie, wenn sie Hölle sagt?“ fragt Emre*. Ich erzähle ihnen von dem bekannten Song und erkläre, dass Hölle schon richtig geschrieben ist, wenn man das Wort nur ein Mal und mit Doppel‑L schreibt.
Autor: Lena Meyer
*Namen sind geändert.
Mehr Informationen zum SPRINT-Projekt und zum Medienhof im Wedding findet ihr hier: http://www.foerderunterricht-sprint.de/ Dort gibt es auch die Möglichkeit zu spenden!
Prinzenallee 25⁄26
13359 Berlin
In der Adventszeit 2013 hatten wir gefragt, welcher gemeinnützige Verein eine finanzielle Zuwendung von 300 Euro verdient. Lena Meyer schlug uns das SPRINT-Projekt im Medienhof Wedding vor, das wir für die Spende ausgewählt haben.