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Verkehrszählung:
Auf Schleichwegen durch den Malplaquetkiez

Initiative will noch mehr Verkehrsberuhigung für ihr Viertel
25. Januar 2022
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Die Idee klingt zunächst nicht beson­ders plau­si­bel: Eine Initia­ti­ve im Mal­plaquet­kiez möch­te den Auto­fah­ren­den mit Kiez­blocks die Durch­fahrt durch das Vier­tel erschwe­ren. Das ist des­halb über­ra­schend, weil vie­le Stra­ßen in dem Gebiet schon seit lan­gem ver­kehrs­be­ru­higt sind und die Durch­fahrt für PKW eher unkom­for­ta­bel ist. Mit einer Ver­kehrs­zäh­lung woll­te die Initia­ti­ve Mal­pla­kiez­block ihre For­de­rung unter­strei­chen. Nun lie­gen die Ergeb­nis­se vor.

Anwohnende des Malplaquetkiezes engagieren sich für mehr Verkehrsberuhigung
Anwoh­nen­de des Mal­plaquet­kiezes enga­gie­ren sich für mehr Ver­kehrs­be­ru­hi­gung. Foto: Hensel

Bee­te ragen in den Stra­ßen­raum, Tisch­ten­nis­plat­ten ste­hen im Weg, wech­sel­ne Park­rich­tun­gen zwin­gen zum Schlän­gel­kurs, die Stra­ße ist schmal, mit Kopf­stein­pflas­ter und soge­nann­ten Moa­bi­ter Kis­sen ver­se­hen. Wenn ein Lie­fe­rant am Stra­ßen­rand hält, um etwas in der Nach­bar­schaft abzu­ge­ben, was oft geschieht, staut sich der Ver­kehr zusätz­lich. Es macht kei­nen Spaß, die Mal­plaquet­stra­ße mit dem Auto ent­lang­zu­fah­ren, bei der Lie­ben­wal­der Stra­ße ist es eben­so. Man braucht Geduld. Eine Grup­pe von Anwoh­nen­den hat jedoch ande­re Beob­ach­tun­gen gemacht. „Weil die bis­he­ri­gen ver­kehrs­be­ru­hi­gen Maß­nah­men nicht den gewünsch­ten Effekt hat­ten, haben wir uns als Initia­ti­ve dazu ent­schlos­sen, einen Kiez­block zu pla­nen, den Mal­pla­kiez­block“, erklärt Simon Gückel von der Initia­ti­ve Mal­pla­kiez­block. Trotz der Ver­kehrs­be­ru­hi­gung wür­den eini­ge Stra­ßen als Abkür­zung und Umge­hung genutzt.

Verkehrszählung: Wo fahren die Autos lang?

Um zu über­prü­fen, ob die The­se vom Durch­gangs­ver­kehr stimmt, hat die Initia­ti­ve am Mitt­woch, den 12. Janu­ar eine Ver­kehrs­zäh­lung durch­ge­führt. Eine Stun­de lang – von 16 bis 17 Uhr – erfass­ten Frei­wil­li­ge alle ein- und aus­fah­ren­den Autos. Das Inter­es­se an der Akti­on war groß, pro­blem­los fan­den sich fast 20 Per­so­nen, die sich an dem kal­ten Tag an den in den Kiez füh­ren­den Stra­ße pos­tier­ten und Daten in eine App tipp­ten. So soll­ten die Ver­kehrs­strö­me im Kiez erfasst und ein Gefühl in eine Daten­la­ge über­setzt werden.

Auch wenn alle Teil­neh­men­den der Akti­on und den gewünsch­ten Maß­nah­men pos­ti­tiv gegen­über­stan­den, gab es doch Skep­sis. Man­che frag­ten sich: Stimmt die The­se vom Durch­fahrts- und Abkür­zungs­ver­kehr über­haupt? Inzwi­schen sind die erfass­ten Daten aus­ge­wer­tet und sie sagen: Ja, die The­se stimmt – für eini­ge Stre­cken. „Bei der Zäh­lung haben wir ins­ge­samt 1500 Autos erfasst, von denen 33 Pro­zent Durch­gangs­ver­kehr waren“, heißt es in einer Pres­se­er­klä­rung der Initia­ti­ve. Ein Drit­tel der Autor­fah­ren­den nutz­ten die Stra­ßen im Kiez als Schleich­weg, um die Haupt­stra­ßen zu umge­hen. Eine von den Akti­ven erstell­te Gra­fik zeigt, dass vor allem die Oude­nar­der Stra­ße als Abkür­zung zwi­schen Rei­ni­cken­dor­fer und See­stra­ße genutzt wur­de. Die Max­stra­ße und die Mal­plaquet­stra­ße dien­ten als Umge­hun­gen für die Müllerstraße.

Initiative hofft oft Unterstützung der Bewohnerschaft

„Anhand der Daten wol­len wir ein Kon­zept erstel­len, in dem steht, an wel­chen Stel­len wir uns Kiez­blocks oder auch Ein­bahn­stra­ßen wün­schen“, sagt Simon Gückel. Das Kon­zept soll in den nächs­ten zwei Wochen fer­tig wer­den. Mit die­sem Kon­zept will die Initia­ti­ve dann an Anwohner:innen und Gewer­be­trei­ben­de im Kiez her­an­tre­ten, sie infor­mie­ren und um Unter­stüt­zung für die Ideen bitten.

Obwohl in der Initia­ti­ve auf Vertreter:innen ver­schie­de­ner Par­tei­en ver­tre­ten sind, habe man sich bewusst ent­schie­den, den Wunsch nach mehr Ver­kehrs­be­ru­hi­gung im Mal­plaquet­kiez nicht über einen klas­si­schen Antrag in der Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung in die Debat­te und zu einer even­tu­el­len Umset­zung zu brin­gen. Statt­des­sen hofft Mal­pla­kiez­block, in der Bewoh­ner­schaft 1.000 Unter­schrif­ten für das Kon­zept sam­meln zu kön­nen und damit die Anfor­de­run­gen für einen soge­nann­ten Einwohner:innenantrag im Bezirks­par­la­ment im Früh­ling zu haben. „Das soll eine Initia­ti­ve von unten sein. Wir wol­len eine Kon­sens­ent­schei­dung. Das heißt aber auch, dass es nicht klappt, wenn zu vie­le Anwohner:innen das nicht wol­len. Aber wir glau­ben und hof­fen das nicht“, sagt Simon Gückel.

Weitere Kiezblocks im Wedding

Kiez­blocks sind in Ber­lin eine noch neue Form der Ver­kehrs­be­ru­hi­gung, die im Rah­men der Ver­kehrs­wen­de ein­ge­setzt wird. Im Wed­ding wur­den zuerst im Bel­ler­mann­kiez ers­te Sper­ren für den Auto­ver­kehr ein­ge­rich­tet, wei­te­re sol­len dort in die­sem Früh­ling fol­gen (Ende einer Durch­fahrt). Eine wei­te­re Inti­tia­ti­ve setzt sich für Kiez­blocks im Brüs­se­ler Kiez ein.

Die Grafik veranschaulicht die Nutzung der Straßen im Malplaqutkiez als Abkürungsstrecken.
Die Gra­fik ver­an­schau­licht die Nut­zung der Stra­ßen im Mal­plaqut­kiez als Abkür­zungs­stre­cken. Gra­fik: Jakob Baum/OpenStreetMap

4 Comments Leave a Reply

  1. Hal­lo irgend­wie bringt mich Herr J.Schmitz immer wie­der zum schmun­zeln wenn man sei­ne Kom­men­ta­re verfolgt…

    Einer­seits fühlt er sich im Wed­ding nicht wohl und ver­mei­det es zu sagen das er hier wohnt / lebt , ande­rer­seits kann er es anschei­nend gar nicht erwar­ten das in “sei­nem” Spren­gel-Kiez auch sol­che Pol­ler hin­ge­stellt wer­den ‚… wie­der­um ande­rer­seits ist er Auto­fah­rer aus Lei­den­schaft und die freie Fahrt geniesst , wäh­rend Ande­re wegen der Umbau­mass­nah­men U‑Seestr sich im Ersatz­ver­kehr drän­geln müssen

    ;)))) Grü­ße

  2. Frei nach dem St. Flo­ri­ans­prin­zip hof­fe ich doch sehr, dass die Umset­zung die­ser Kiez­blocks auch in der Rei­hen­fol­ge der Betrof­fen­heit erfolgt – und hier wäre aktu­ell der Bereich Spren­gel­kiez (nach der Schlie­ßung der Tege­ler Str. ) ganz weit vorne.
    Ich emp­feh­le den Bewoh­nern des Mal­plaquet-Kiezes drin­gend, sich die Situa­ti­on vor Ort ( Samo­astr., Tege­ler Str., Trift­str.) ein­mal anzu­schau­en! Hier gibt es weder Moa­bi­ter Kis­sen in grö­ße­rem Maße, noch TT-Plat­ten und Verengungen!
    Selbst­ver­ständ­lich gilt: Das Eine zu tun heißt ja nicht, das Ande­re zu las­sen! Bei­des soll­te gemacht wer­den – dabei ist aber auf die Rei­hen­fol­ge der Umset­zung zu achten!

    • Hat die Initia­ti­ve das in der Hand? Ich wür­de anneh­men, dass den Zeit­plan letzt­lich das Bezirks­amt bestimmt. Aber even­tu­ell wäre es sinn­voll, wenn die Initia­ti­ven sich vernetzen?

      • Hal­lo,
        es gibt eine Initia­ti­ve im Spren­gel­kiez und wir sind bereits ver­netzt! Viel­leicht magst du dich der Ini dort anschlie­ßen, Jupp?
        Die Prio­ri­sie­rung erfolgt durch das Bezirksamt.
        Vie­le Grüße,
        Jakob vom Malplakiezblock

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