Die Idee klingt zunächst nicht besonders plausibel: Eine Initiative im Malplaquetkiez möchte den Autofahrenden mit Kiezblocks die Durchfahrt durch das Viertel erschweren. Das ist deshalb überraschend, weil viele Straßen in dem Gebiet schon seit langem verkehrsberuhigt sind und die Durchfahrt für PKW eher unkomfortabel ist. Mit einer Verkehrszählung wollte die Initiative Malplakiezblock ihre Forderung unterstreichen. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Beete ragen in den Straßenraum, Tischtennisplatten stehen im Weg, wechselne Parkrichtungen zwingen zum Schlängelkurs, die Straße ist schmal, mit Kopfsteinpflaster und sogenannten Moabiter Kissen versehen. Wenn ein Lieferant am Straßenrand hält, um etwas in der Nachbarschaft abzugeben, was oft geschieht, staut sich der Verkehr zusätzlich. Es macht keinen Spaß, die Malplaquetstraße mit dem Auto entlangzufahren, bei der Liebenwalder Straße ist es ebenso. Man braucht Geduld. Eine Gruppe von Anwohnenden hat jedoch andere Beobachtungen gemacht. „Weil die bisherigen verkehrsberuhigen Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt hatten, haben wir uns als Initiative dazu entschlossen, einen Kiezblock zu planen, den Malplakiezblock“, erklärt Simon Gückel von der Initiative Malplakiezblock. Trotz der Verkehrsberuhigung würden einige Straßen als Abkürzung und Umgehung genutzt.
Verkehrszählung: Wo fahren die Autos lang?
Um zu überprüfen, ob die These vom Durchgangsverkehr stimmt, hat die Initiative am Mittwoch, den 12. Januar eine Verkehrszählung durchgeführt. Eine Stunde lang – von 16 bis 17 Uhr – erfassten Freiwillige alle ein- und ausfahrenden Autos. Das Interesse an der Aktion war groß, problemlos fanden sich fast 20 Personen, die sich an dem kalten Tag an den in den Kiez führenden Straße postierten und Daten in eine App tippten. So sollten die Verkehrsströme im Kiez erfasst und ein Gefühl in eine Datenlage übersetzt werden.
Auch wenn alle Teilnehmenden der Aktion und den gewünschten Maßnahmen postitiv gegenüberstanden, gab es doch Skepsis. Manche fragten sich: Stimmt die These vom Durchfahrts- und Abkürzungsverkehr überhaupt? Inzwischen sind die erfassten Daten ausgewertet und sie sagen: Ja, die These stimmt – für einige Strecken. „Bei der Zählung haben wir insgesamt 1500 Autos erfasst, von denen 33 Prozent Durchgangsverkehr waren“, heißt es in einer Presseerklärung der Initiative. Ein Drittel der Autorfahrenden nutzten die Straßen im Kiez als Schleichweg, um die Hauptstraßen zu umgehen. Eine von den Aktiven erstellte Grafik zeigt, dass vor allem die Oudenarder Straße als Abkürzung zwischen Reinickendorfer und Seestraße genutzt wurde. Die Maxstraße und die Malplaquetstraße dienten als Umgehungen für die Müllerstraße.
Initiative hofft oft Unterstützung der Bewohnerschaft
„Anhand der Daten wollen wir ein Konzept erstellen, in dem steht, an welchen Stellen wir uns Kiezblocks oder auch Einbahnstraßen wünschen“, sagt Simon Gückel. Das Konzept soll in den nächsten zwei Wochen fertig werden. Mit diesem Konzept will die Initiative dann an Anwohner:innen und Gewerbetreibende im Kiez herantreten, sie informieren und um Unterstützung für die Ideen bitten.
Obwohl in der Initiative auf Vertreter:innen verschiedener Parteien vertreten sind, habe man sich bewusst entschieden, den Wunsch nach mehr Verkehrsberuhigung im Malplaquetkiez nicht über einen klassischen Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung in die Debatte und zu einer eventuellen Umsetzung zu bringen. Stattdessen hofft Malplakiezblock, in der Bewohnerschaft 1.000 Unterschriften für das Konzept sammeln zu können und damit die Anforderungen für einen sogenannten Einwohner:innenantrag im Bezirksparlament im Frühling zu haben. „Das soll eine Initiative von unten sein. Wir wollen eine Konsensentscheidung. Das heißt aber auch, dass es nicht klappt, wenn zu viele Anwohner:innen das nicht wollen. Aber wir glauben und hoffen das nicht“, sagt Simon Gückel.
Weitere Kiezblocks im Wedding
Kiezblocks sind in Berlin eine noch neue Form der Verkehrsberuhigung, die im Rahmen der Verkehrswende eingesetzt wird. Im Wedding wurden zuerst im Bellermannkiez erste Sperren für den Autoverkehr eingerichtet, weitere sollen dort in diesem Frühling folgen (Ende einer Durchfahrt). Eine weitere Intitiative setzt sich für Kiezblocks im Brüsseler Kiez ein.
Hallo irgendwie bringt mich Herr J.Schmitz immer wieder zum schmunzeln wenn man seine Kommentare verfolgt…
Einerseits fühlt er sich im Wedding nicht wohl und vermeidet es zu sagen das er hier wohnt / lebt , andererseits kann er es anscheinend gar nicht erwarten das in “seinem” Sprengel-Kiez auch solche Poller hingestellt werden ‚… wiederum andererseits ist er Autofahrer aus Leidenschaft und die freie Fahrt geniesst , während Andere wegen der Umbaumassnahmen U‑Seestr sich im Ersatzverkehr drängeln müssen
;)))) Grüße
Frei nach dem St. Floriansprinzip hoffe ich doch sehr, dass die Umsetzung dieser Kiezblocks auch in der Reihenfolge der Betroffenheit erfolgt – und hier wäre aktuell der Bereich Sprengelkiez (nach der Schließung der Tegeler Str. ) ganz weit vorne.
Ich empfehle den Bewohnern des Malplaquet-Kiezes dringend, sich die Situation vor Ort ( Samoastr., Tegeler Str., Triftstr.) einmal anzuschauen! Hier gibt es weder Moabiter Kissen in größerem Maße, noch TT-Platten und Verengungen!
Selbstverständlich gilt: Das Eine zu tun heißt ja nicht, das Andere zu lassen! Beides sollte gemacht werden – dabei ist aber auf die Reihenfolge der Umsetzung zu achten!
Hat die Initiative das in der Hand? Ich würde annehmen, dass den Zeitplan letztlich das Bezirksamt bestimmt. Aber eventuell wäre es sinnvoll, wenn die Initiativen sich vernetzen?
Hallo,
es gibt eine Initiative im Sprengelkiez und wir sind bereits vernetzt! Vielleicht magst du dich der Ini dort anschließen, Jupp?
Die Priorisierung erfolgt durch das Bezirksamt.
Viele Grüße,
Jakob vom Malplakiezblock