Leider Geschlossen! // Der Supermarkt in der Brunnenstraße 64 ist ein Ort der vielen Möglichkeiten. Hinter der Glasfassade verbirgt sich eine junge, kreative und irgendwie neue Welt. Im Moment ist der Supermarkt eine Bibliothek für Dinge des täglichen Lebens: Fahrradanhänger, Bollerwagen, Bohrmaschinen, Babyschalen fürs Auto, Wanderrucksäcke, ein Tau, ein Kärcher, Laufräder und vieles mehr. Seit April und noch bis Ende Juni hat Andreas Arnold mit seiner LifeThek Platz im Kreativ-Ressourcen-Center gefunden. Am Sonntag (8. Juli) ist die LifeThek zusammen mit 50 anderen Akteuren der Share Economy bei der Share Fair im Supermarkt dabei.
„Besitz belastet. Dinge zu teilen vereinfacht das Leben“, sagt Andreas Arnold. Wer nicht kauft, sondern teilt, spart Ressourcen, Platz, Geld und Zeit. Anfang April hat Andreas Arnold die Idee des so genannten green Lifestyle zu seinem Beruf gemacht und in der Brunnenstraße 64 die LifeThek eröffnet – eine Bibliothek für Dinge des täglichen Lebens. Die Idee ist einfach: für ein paar Euro können Alltagsgegenstände ausgeliehen werden. Werden sie nicht mehr benötigt, gehen sie zurück an den Leihladen.
„Die Bollerwagen gehen rein und sofort wieder raus. Sie sind einsame Spitze“, erzählt Andreas Arnold. Wer einen ausleihen möchte, sollte reservieren. Auch die Fahrradanhänger sind sehr begehrt bei der Kundschaft des neuen Leihladens. Etwa 50 Produkte hat Andreas Arnold im Supermarkt untergestellt. Auf der Internetseite www.lifethek.de steht, was gerade verliehen ist und was vorrätig.
Die Idee kam aus Hamburg ins Brunnenviertel
Viele weitere Gegenstände können sich die Kunden von der Hamburger Filiale der LifeThek ins Brunnenviertel schicken lassen. Über 500 Alltagsdinge sind somit nur einen Klick und ein paar Euro weit entfernt. Die Idee zur LifeThek hatte der hanseatische Startup-Unternehmer Dirk Feldmann vor zwei Jahren. In Hamburg gründete er den ersten seiner Leihläden. Andreas Arnold baut nun die zweite Filiale des Unternehmens auf. „Die Leute wollen heute flexibel sein. Für sie ist die Share Economy ideal“, sagt Andres Arnold.
Für den Frühjahrsputz einen Kärcher, für den Enkelbesuch einen Auto-Kindersitz, einen Beamer für die Vorführung des Urlaubsvideos, ein riesiges Indianerzelt und die Holz-Ritterburg für den Kindergeburtstag? „Das sind Dinge, die man selten braucht. Warum sollte man sie kaufen“, fragt Leihladen-Betreiber. Auch ein Schlitten, ein Schlauchboot, ein Lenkdrachen oder eine Handkreissäge stehen die meiste Zeit im Keller und stauben ein. Also warum nicht ausleihen und dann anderen überlassen? Das Angebot richtet sich hauptsächlich an Familien. Das hat seinen Grund: „Familien sind zeitlich meist sehr eingebunden, ihnen fehlt oft der finanzielle Background um alles zu kaufen und sie sind mit dem Internet aufgewachsen“. Ein weiterer Effekt überzeugt sicher nicht nur Familien: man kann Geld sparen.
Leihladen auf Zeit: Popup-Laden erstmal bis Ende Juni
Anfang April hat Andreas Arnold in der Brunnenstraße 64 eröffnet. „Wir wollten nah an den Familienkiezen im Prenzlauer Berg sein, denn die sind besonders leihfreudig“, sagt der junge Unternehmer, der jeden Morgen aus Kreuzberg ins Brunnenviertel fährt. „Wedding ist eine interessante Gegend, weil sich viele Startups angesiedelt haben, der Technologiepark Humboldthain ist spannend“, erklärt Arnold seine Standortwahl. Im Supermarkt hat er ein passendes Dach für seinen Leihladen gefunden, denn im Supermarkt dreht sich seit 2012 alles um neue Arbeitsformen, um Kreativität und ums Internet. Auch ums Teilen geht es dort, denn in den Supermarkt Studios werden Schreibtischarbeitsplätze verliehen – komplett mit Schreibtischlampe, Postservice, drahtlosem Internet und Wasserspender.
„Bis Ende Juni sind wir erstmal mit unserem Pop-Up-Laden hier“, sagt Arnold. Der Supermarkt könnte jedoch bald zu klein werden für die nachgefragten Leihartikel, die wie Lastenräder und Bollerwagen oft recht groß sind. Die Resonanz der Kunden auf die LifeThek ist gut und die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel für die Selbstabholer ebenfalls. Deshalb hofft Andreas Arnold, dass er dauerhaft im Brunnenviertel bleiben kann.
Die LifeThek hat Montag, Donnerstag und Freitag 10–18 Uhr und Sonnabend 10–14 Uhr geöffnet.
Foto und Text: Dominique Hensel