Ja ist denn noch Wahlkampf? Der Koalitionsvertrag enthält so viele Ziele, wie man sie in einem Parteiprogramm erwarten würde. Es wird also spannend in den nächsten fünf Jahren. Es wird ein Tauziehen geben um die Projekte, die dann tatsächlich verwirklicht werden. Mal sehen wie gut die Weddinger Sozialdemokraten, Grünen und Linken in der Landespolitik vernetzt sind. Davon wird abhängen, ob zum Beispiel die Tram M 27 einst durch Wollankstraße über Prinzenallee und Pankstraße nach Moabit fahren wird.Eine einfache Volltextsuche in der Koalitionsvereinbarung für die Jahre 2016 bis 2021 ergibt Null Fundstellen für das Suchwort Wedding und immerhin zwei für das Suchwort Gesundbrunnen. Am Bahnhof Gesundbrunnen “werden” Fahrradparkhäuser errichtet und die Heidekrautbahn “soll” statt wie bisher über Karow künftig wieder über Wilhelsmruh bis zum Bahnhof Gesundbrunnen führen.
Also muss man die 177 Seiten des Werks von Anfang bis Ende durchlesen:
1. Verkehr
Kommt die Straßenbahn auf die Wollankstraße? Seite 39 des Koalitionsvertrages sagt, dass zumindest die Planungen für diese “mittelfristigen Maßnahme” beginnen sollen. Baubeginn “spätestens” 2026.
Bei der neu zu bauenden S21 zwischen Hauptbahnhof und Gesundbrunnen soll die Deutsche Bahn aufgefordet werden, die Strecke “zügig fertigzustellen”. Und auf dem S‑Bahn-Ring soll ein 5‑Minuten-Takt geschafft werden. Das würde den Weg zwischen Bahnhof Gesundbrunnen und Bahnhof Wedding verbessern.
“Umverteilung des Straßenraums zugunsten des ÖPNVs, des Rad- und Fußverkehrs”, heißt es auf Seite 35. Konkrete Projekte werden nicht genannt, aber für die Bad- und Brunnenstraße darf auf einen Fahrradweg gehofft werden. Mindestens 10 Millionen Euro wird in es in Berlin für neue Radwege zusätzlich geben.
Werden bis 2021 tatsächlich alle Kieze innerhalb des S‑Bahn-Rings zu Parkzonen, dann entstünde im Brunnenviertel die erste Parkzone Weddings.
2. Wohnen
“Die Koalition sieht in bezahlbarem Wohnen ein Grundrecht für alle Berliner”, heißt es ehrgeizig auf Seite 17. Landeseigene Grundstücke sollen nach einem neuen Verfahren abgegeben werden, so dass vor allem die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und (leider auch) Baugruppen leichter an Bauland kommen. Das Verbot, eine Wohnung zweckentfremdet zu vermieten, soll gestärkt werden. Weitere Milieuschutzgebiete sollen ausgewiesen werden. In diesen Gebieten sind Mietsteigerungen zumindest ein wenig erschwert. Mieten im sozialen Wohnungsbau sollen eingefroren oder sogar gesenkt werden.
3. Schule
“Besonders unterstützt werden Schulen in belasteten Sozialräumen”, heißt es auf Seite 9. Davon würden Weddinger Schulen besonders profitieren. Es ist herauszulesen, dass die besondere Unterstützung nicht durch mehr Geld geschehen soll. Denn das Bonusprogramm, bei dem Schulen in so genannten Brennpunkten Extrageld erhielten, wird erst einmal wissenschatlich ausgewertet. Dagegen soll die Zahl der Berater für Lehrer, das sind die so genannten Fachcoaches der Abteilung proSchul, verdoppelt werden. Die Berater werden immer dann an eine Schule kommen, wenn an ihr besonders viele Schüler durch die Prüfung rasseln. Ausgeweitet wird auch der so genannte Verfügungsfonds mit dem Schulen in eigener Regie Honorarkräfte anstellen können. Ob Weddinger Schule mehr Geld aus diesem Topf erhalten als Schulen in Alt-Mitte verrtät der Koalitionsvertrag nicht.
Für die Quinoa-Schule interessant: Freie Schulen sollen besser finanziert werden, wenn sie behinderte Schüler aufnehmen und Schüler aus armen Familien aufnehmen.
3. Wirtschaft
Interessant ist, dass im Koalitionsvertrag der Begriff migrantische Ökonomie vorkommt. Wenn der geplante neue Wirtschaftspreis für Migranten beweist, dass es nicht nur um Döner geht – wie manch Weddinger glaubt -, dann hätte der Preis einen großen aufklärerischen Nutzen.
Der Technologie-Park Humboldthain rund um das ehemalige AEG-Gelände an der Brunnen- und Voltastraße soll Zukunftsort bleiben.
4. Land gegen Bezirk
Unentschieden zeigt sich der Koalitionsvertrag, wer oder was die Bezirke künftig sein sollen. Es heißt orakelhaft: “Um den Erwartungen der Bürger gerecht zu werden, stärkt die Koalition die Bezirke in ihren Handlungskompetenzen und verbessert gleichzeitig die gesamtstädtische Steuerung.”
5. Hochschulen
Für Studenten soll es mehr Wohnungen geben, diese sollen von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft mitgebaut werden, werden aber vom Studentenwerk vermietet. Die Mieten dieser Wohnungen sollen sich an den im BAföGesetz genannten Höhen orientieren.
Das freut die Studenten der Beuth-Hochschule. Auch weiterhin wird es keine Studiengebühren geben.
6. Fördergeld
Gestärkt werden soll die so genannte Sozialraumorientierung. So wurde der Bezirk Mitte bereits vor einiger Zeit in zehn Regionen gegliedert. Für den Wedding sind das die vier Gebiete Parkviertel, Osloer Straße, Wedding Zentrum und Brunnenstraße Nord. Jedes Gebiet erhält eine so genannte Stadtteilkoordination, die ein eigenes Budget an Fördergeld erhält. Die bestehenden Quartiersmanagements – im Wedding sind das vier: rund um die Pankstraße, die Soldiner Straße, die Badstraße und die Brunnenstraße – sollen sich mit den Stadtteilkoordinationen “vernetzen”.
7. Und sonst noch:
Wenn die Kleingärtner sich als “Grüne Bildungsorte” verstehen, werden sie wieder optimistischer in die Zukunft schauen können.
Die Bürgerämter sollen schneller werden – innerhalb von 14 Tagen soll ein Anliegen künftig bearbeitet werden.
Fuß- und Fahrradpolizei soll mehr Personal erhalten.
Text und Fotos Andrei Schnell.
und :
Hat überhaupt jemand einmal eine ehrliche Überprüfung der Fördermittel für die QMs und die Sozialraumorientierung gemacht??
Aber da wagt sich woh keiner heran.
Das Beispiel Leopoldplatz ist doch exemplarisch für ein worst practise.
oder??
6. Fördergeld
Gestärkt werden soll die so genannte Sozialraumorientierung. So wurde der Bezirk Mitte bereits vor einiger Zeit in zehn Regionen gegliedert. Für den Wedding sind das die vier Gebiete Parkviertel, Osloer Straße, Wedding Zentrum und Brunnenstraße Nord. Jedes Gebiet erhält eine so genannte Stadtteilkoordination, die ein eigenes Budget an Fördergeld erhält. Die bestehenden Quartiersmanagements – im Wedding sind das vier: rund um die Pankstraße, die Soldiner Straße, die Badstraße und die Brunnenstraße – sollen sich mit den Stadtteilkoordinationen „vernetzen“
Hallo Moritz, was ist denn mit “Überprüfung der Fördermittel für die QMs und die Sozialraumorientierung” gemeint? Dass die unterfinanziert sind? Oder das Geld nicht sinnvoll verwenden? Die Herkunft der Finanzierung ist ja in beiden Fällen sehr unterschiedlich und auch die Ziele sind sehr verschieden.
Und was meinst du mit “worst practise” am Leopoldplatz?
worst practise heißt ganz banal:
Geld für Sachinvestitionen ausgeben, aber die Sozialarbeiter einzusparen!!
Und was die Finanzmittel der QMs betrifft.
Wo finde ich im Netz einmal eine Evaluierung z.B. der Projekte zum Thema Müll auf den Spielplätzen oder im jeweiligen Kietz?
Was ganz banal hier fehlt sind z.B. Beamte des Ordnungsamtes die daraufhinweisen, dass z.B. das Wegwerfen einer Bananenschalen auf den Bürgersteig 35 Euro kostet.
nachzulesen unter:
https://umwelt.bussgeldkatalog.org/muell/
Muß ich da eigentlich workshops zur Müllvermeidung machen?
Aber der common sense oder wie es im Deutschen heißt der gesunde Menschenverstand muß wohl auch unter CITES gestellt werden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Washingtoner_Artenschutz%C3%BCbereinkommen
🙂
Und ob das Säubern von Spielplätzen zur Umwelterziehung von Kindern gehört 🙂
http://www.heikoherberg.de/2016/02/wo-endet-das-ehrenamt-wo-beginnt-die-ausbeutung/
🙂
Was hat dieses Projekt wohl gekostet und welche Wirkung ist erzielt worden:
http://himmelbeet.de/hb/wp-content/uploads/2015/08/20150821_LowWaste_Brosch%C3%BCre_A5.pdf
???????
@Andrei Schnell
Warten wir nicht schon seit Jahren auf die Verlängerung des Radweges in der Müllerstr.???
Umverteilung des Straßenraums zugunsten des ÖPNVs, des Rad- und Fußverkehrs“, heißt es auf Seite 35. Konkrete Projekte werden nicht genannt, aber für die Bad- und Brunnenstraße darf auf einen Fahrradweg gehofft werden. Mindestens 10 Millionen Euro wird in es in Berlin für neue Radwege zusätzlich geben.