144 Kinder besuchen jeden Tag die Kita Gottschedstraße. Der Träger “Kinder in Bewegung” hat die Kita seit 2018 in drei Etappen saniert. Zunächst wurden 2019 und 2020 die beiden Betreuungs-Etagen komplett umgebaut. Im November 2021 folgte der Wirtschaftstrakt. Gastautor Johannes Hayner von der Kommunikations-Agentur georg+georg hat die Kita nach dem letzten Schritt des Umbaus besucht.
“Kita Gottschedstraße 28” steht an der Eingangstür, auf die ich im Februar zusteuere. So direkt und schnörkellos wie der Name der Kita, so begrüßt mich auch deren Leiterin: “Ah, da bist du ja, komm rein”, lächelt Angelika Graß schon von weitem. Am “du” erkennt man, dass wir uns aus meiner Eigenschaft als Kiezreporter für das Quartiersmanagementgebiet Pankstraße bereits kennen. Zweimal war ich schon hier, um über Umbauarbeiten zu berichten. Damals ging es um den Umbau der beiden Etagen, in denen die Kinder ihre Tage verbringen. Und nun bin ich zum dritten Mal da, wieder sind Bauarbeiten das Thema.
Zu unserem heutigen Gespräch mit Angelika Grass, an dem auch Geschäftsführer Bernd Wille teilnimmt, fährt die Küche stolz leckere Snacks auf: Obstsalat, belegte Brötchen, Kuchen, Getränke. Es kann losgehen. Ich frage, welcher Mangel mit der Sanierung beseitigt wurde? Ganz einfach: Das Gebäude des Kindergartens wurde 1974 gebaut. In den fast 50 Jahren seither ist nicht nur die Bausubstanz gealtert, auch die Ausstattung des Küchenbereichs verlor von Jahr zu Jahr an Überzeugungskraft. Es haperte an vielen Ecken. Eine neue Lüftung musste her, um Zugluft und Abfuhr von Feuchtigkeit zu regeln. Der geflieste Boden entsprach nicht mehr dem Arbeitsschutz. Viele Kollegen klagten über Rückenprobleme, da im Wirtschaftsbereich Vorrichtungen existierten, die wenig hebefreundlich waren.
Wirtschaftsbereich ist ein komisches Wort. Damit ist die Küche des Kindergartens gemeint, und die ist in der Gottschedstraße besonders wichtig. Anders als in vielen anderen Einrichtungen wird selbst gekocht. Koch Chris, seit 2015 dabei, kennt die Arbeit nach und vor der Sanierung. Er lässt keinen Zweifel daran, welche Küchenversion ihm besser gefällt. War das Kochen bisher oft Knochenarbeit, werden inzwischen die anstrengendsten Arbeiten automatisiert oder zumindest auf einem arbeitstechnisch viel entspannterem Niveau erledigt. Grießbrei kochen? Das war früher Rührstück und Nervensache: rühren, rühren, rühren und im richtigen Moment den Herd abdrehen, damit die Milch nicht überkocht. Heute erledigt dies der moderne Kochautomat von allein. Oder so banale Dinge wie das Öffnen eines Deckels: einst mit langem Kurbeln verbunden, ist heute per Knopfdruck ganz easy. Auch gut: Die neuen Backöfen. Mit ihnen gelingt alles viel besser, etwa das Gebäck, das gemeinsam mit den Kindern vorbereitet wird. Muffins avancierten so zum neuen Geheimtipp. Einfach am Touchdisplay den Finger auflegen, und schon setzt sich der Backofen mit gutmütigem Brummen in Aktion. Wohlriechend kommt am Ende das Gebäck aus der Röhre.
Insgesamt versorgt die Küchen-Truppe täglich gut 200 Personen mit frischem Essen. Damit die Speisen auch ankommen, fragen die Köche bei den Kindern nach, was ihnen schmeckt. “Nudeln und irgendwas mit Tomaten, das klappt immer”, erzählt Chris lachend. “Neulich war ich wieder bei einer Gruppe im Morgenkreis. Sie wünschen sich Reis mit Tomatensauce, Nudeln mit Tomatensauce und einen Tomaten-Kartoffel-Auflauf.” Freilich, nicht jeden Tag gibt’s Tomaten, heute zum Beispiel Fischfilet mit Gemüse und Reis. Ich bedauere die frühe Besuchsstunde, denn lecker duftend dünstet sich der Fisch seiner Vollendung entgegen.
Wie schon bei den ersten Baustufen beantragte “Kinder in Bewegung” Fördermittel beim Quartiersmanagement Pankstraße. Zu den öffentlichen Geldern in Höhe von 245.000 Euro kamen noch nicht geringe Eigenmittel des Kitaträgers hinzu.
Und nun – endlich Feierabend, Herr Wille, Frau Grass? Beide lachen: “Nein, es geht weiter. Bei unseren berlinweit 21 Einrichtungen gibt es immer etwas zu tun, auch zu bauen”, meint Bernd Wille. Zum Zurücklehnen sieht auch Angelika Grass keinen zwingenden Grund: “Ein Kindergarten ist so lebendig, da macht man von ganz allein immer weiter.”
Die beiden verabschieden mich. Man sieht ihnen die Freude über das in der Gottschedstraße Erreichte an.
Text gekürzt von Andrei Schnell
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