Seit Anfang 2014 gibt es auf der Landeswebseite www.berlin.de eine Suchmöglichkeit nach freien Kitaplätzen (Klick auf grauen Button „Freie Plätze suchen“). Außerdem kann neu (seit Frühjahr 2014) der Kitagutschein, der die Bezahlung regelt, online beantragt werden, was einige Wege spart. Anlass für Autor Andrei Schnell die Kindergärten im Brunnenviertel zu zählen.
Warum gibt es überhaupt Kindergärten?
Vor fast schon 150 Jahren, also Sicht meiner drei Kinder ungefähr zur Ritterzeit, wurde ein Kanzler, der auf seine adlige Herkunft doch sehr stolz war, erpresst. Tu was in der sozialen Frage oder wir armen Schlucker organisieren uns. Also erfand der Kanzler die Rentenversicherung. Unter anderem. Aber weil er nicht wollte, dass die Steuerzahler, also auch Adlige, diese bezahlen müssen, sagte er: Aber ihr armen Schlucker bezahlt sie hübsch selbst. Und so bis heute geblieben. Und bis heute heißt auch immer wieder: Wir brauchen Kinder, wer soll sonst arbeiten, um die schöne Rente zu bezahlen? Und sieh da, prompt bekommen die Menschen Kinder. Und dann kommt es zu der großen Frage: Wohin denn nun mit ihnen? Etwa drei Jahre lang zu Hause betreuen wie die bayrischen Hausfrauen? Wie langweilig! Wer soll das aushalten? Die Lösung heißt: Kindergarten! Ab einem Alter von 12 Monaten kann man sein Kind abliefern und wird man dort nicht auch so freundlich empfangen mit den Worten: „Früher wurden die Kinder ja nur verwahrt, heute arbeiten wir nach dem Berliner Bildungsprogramm“.
Kindergarten immer die richtige Entscheidung?
Nachdem meine drei Kinder durchweg ungeeignet für den Kindergarten waren, bin ich kein großer Freund der Erfindung Kindergarten. Das hat man sicher schon gemerkt. Tagesmüttern und anderen Kleingruppen kann ich für ein- bis dreijährige akzeptieren. Am besten wäre es natürlich, wenn die Oma täglich kommen könnte (wenn die nicht eine bayrische Hausfrau wäre, mit so merkwürdigen Ansichten manchmal).
Aber gut, lassen wir persönliche Befindlichkeiten, Kindergärten sind nun einmal das Thema. Schauen wir uns im Brunnenviertel um, wo ich wohne. Wo können in diesem Kiez Kinder kleinkindgemäß gebildet werden?
Suche eines Kindergartens
Die Suche auf der Seite der Senatsverwaltung ergibt für das Brunnenviertel 16 Treffer. (Dort kann man den Kitagutschein – wichtig für die Kostenübernahme – online beantragen). Die ebenfalls dieses Jahr gestartete Freiplatzbörse (Klick auf Button Freie Plätze) wirft für das Brunnenviertel mit Datum 2. Mai keine freien Plätze aus. Man wird trotz Börse auch im Brunnenviertel Klinken putzen gehen müssen.
Liste für das Brunnenviertel – Kleine Träger
Wer Eigeninitiativ-Kitas mag, weil dort die Gruppen klein sind und die Chance recht hoch ist, dass das erarbeitete pädagogische Konzept nicht als bürokratische Erschwernis, sondern als Anleitung für den Alltag verstanden wird, der geht zu Omas Garten e.V. (mit 76 Plätzen nicht mehr ganz klein), zum neu eröffneten Brunnengarten des Hauptstadtkinder e.V., Waldorf-Kindergarten Berlin-Wedding e.V. oder zum Mauerspechte e.V.
Wer christlich gebunden ist, hat es leichter. Die Auswahl ist gering. Erste Adresse ist hier: Kita der Katholischen Kirchengemeinde St. Sebastian beziehungsweise die Evangelische Kita am Humboldthain. Eine ausdrücklich islamische Kindergärten gibt es Stand Mai 2021 eine: die Kita Sonnenschein.
Wer es privat mag, bevorzugt die phorminis. Dann kann das Kind – natürlich immer gegen Gebühr – über die Schule zur Fachhochschule einen guten Teil seines Lebens im gleichen Gebäude verbringen.
Im Unterschied zu privatwirtschaftlichen Trägern gibt es auch freie Träger, die ein bestimmtes Konzept verfolgen. Hier gibt es den Träger TÜDESB Bildungsinstitut Berlin-Brandenburg e.V. (steht TÜDESB für Türkisch-Deutscher-Schulbund ?), bekannt als Betreiber – ich sage mal lax – türkischer Grundschulen und Gymnasien (dabei nicht unumstritten bzw. auch hier kritisch Deutsch-Tuerkische-Privatschulen). Im Brunnenviertel wird die Kita Kinderparadies betrieben.
Große Täger
Unumstritten dürften der landeseigene Träger Kindergärten City sein. Er bietet die Kita Ackerstraße (kein einfallsreicher Name) und die Kita Ramlerstraße (auch kein einfallsreicher Name) an. Ebenfalls zwei Kiten betreibt der Träger Pfefferwerk. Pfefferwerk ist bekannt als Kulturträger und hat seinen Verwaltungssitz in der Schönhauser Allee. Die Kiten im Brunnenviertel sind: Kita Wattstraße und Kita Sternenhimmel.
Ein Big Player mit zahlreichen Kiten in Wedding und Gesundbrunnen ist Kinder in Bewegung gGmbH Gemeinnützige Kindergarten-Trägergesellschaft des Berliner Sports . In der Wolgaster Straße verfügt die Gesellschaft über ein Haus mit 180 Kindern, die gegen Aufpreis alle Schwimmen lernen. Ebenfalls groß in Berlin ist die Arbeiterwohlfahrt mit ihren zahlreichen Kreisverbänden. Die Kita Rosa Marzipan gehört zu diesem Verein.
Ausreichend Kitas?
Aber man darf auch eine eigene Kita gründen. In den 90er Jahren waren die Eigeninitativ-Kitas hoch im Kurs. Heute muss man Träger werden – als Verein am besten und schauen wie man in das Programm „Auf die Plätze, Kitas, los!“ – Landesprogramm Kita-Ausbau 2012–2015 gelangt. Der Bedarfsatlas zeigt für den Bezirk Mitte die Region Moabit West als unterversorgt an. Das Brunnenviertel gilt als Region gut versorgt, bei einem Betreuungsüberangebot (PDF 2014 nicht mehr verfügbar, hier PDF 2017) trotz steigender Kinderzahlen)
Der Bedarfsatlas berücksichtigt natürlich nur die Kinderzahlen aus dem Brunnenviertel, nicht die Nachfrage nach Plätzen aus den benachbarten Bezirken. Böse Zungen behaupten einfach, für Brunnenviertler wird es immer schwerer einen Kitaplatz im Kiez zu bekommen. Aber ob das stimmt?
Schwer zu beantworten ist natürlich die Frage, welche Kita nun die beste ist. Dabei ist die Frage gar nicht so wichtig, weil nicht Eltern entscheiden, sondern das Schicksal in Form der Warteliste. Man sollte aber schon darauf achten, ob die Kita über Jahrgangsmischung hinaus auch in offene Gruppen organisiert ist. Dann sind nämlich 30 bis 40 Kinder in einer Gruppe mit vier Erziehern, die dann am Ende selbst nicht mehr so genau wissen, wer eigentlich zuständig ist. Mit meinem konservativen Hintergrund empfinde ich die Organisationsform als nicht mehr normal.
Unbeantwortet bleibt natürlich die Frage, ob Hunde und Kinder überhaupt in die Stadt gehören. Und man in einer Stadt mit so viel Angeboten überhaupt Kinder braucht.
Text: Andrei Schnell, Fotos: Dominique Hensel