„Eddi“ steht auf meinem T‑Shirt. Was ist denn das für eine Marke, fragt mich die 21-jährige Praktikantin auf Arbeit. Gar keine, sage ich, denn ich trage ein offenes Hemd über dem T‑Shirt. Ach, Edding, ja das kenne ich, sagt sie, als sie genauer hinsieht. Das ist doch der wasserfeste Stift. Es sei ihr verziehen, dass sie nicht sofort auf Wedding gekommen ist, schließlich ist sie nicht aus Berlin. Wie auch immer: Die Kiez-T-Shirt-Serie der Firma Ampelmann widmet den wichtigsten Berliner Stadtteilen eine spezifische Variante, vorne einen passenden Schriftzug und hinten ein kiezbezogenes Ampelmannmotiv.
Das dezente graue Shirt trägt auf der Vorderseite einen blockigen Schriftzug WEDDING – klare Ansage, keine Schnörkel. Wedding halt. Auf der Rückseite ganz oben kickt ein Ampelmännchen einen Fußball. Der soll wohl die Boateng-Brüder oder das Hertha-Traditionsstadion an der Plumpe symbolisieren. Für die Farbe rot, die den Roten Wedding hätte repräsentieren können, gibt es in der Kiezserie keinen Platz. Das ist aber kein böser Wille, denn alle Shirts sind sowieso einheitlich schwarz bedruckt.
Den Weddingern kann’s egal sein, sie strafen sowieso jeden Bekleidungsstil mit lässiger Nichtachtung. Wobei das nicht immer so ganz richtig ist. Die Reaktionen changieren irgendwo zwischen verständnislosem Kopfschütteln und hingebungsvoller Ignoranz. Immerhin: Wenn ich mich mit dem Wedding-Shirt aus Versehen in andere Stadtteile verirren sollte (Boateng bewahre!), so wissen die Eingeborenen wenigstens sofort, an welcher Türschwelle man mich abladen sollte.
Dass der Wedding sich ohnehin nur bedingt dazu eignet, außerhalb der Kiezgrenzen auf die Pauke zu hauen, liegt nicht nur an seinem Namen. Dafür ist er viel zu unaufgeregt. Und vielleicht ist das auch ganz gut so. Ich stelle allerdings vor, wie das wohl wäre, würde ich mit einem “Wedding”-Shirt in Soho, Camden oder sonstwo in London herumirren.
Die Reaktionen auf das Shirt sind jedenfalls überschaubar. Ein netter Versuch vob “Ampelmann”, auf den Zug mit dem Trendbezirk Wedding” aufzuspringen. Die Bio-Qualität des graumelierten Shirts ist zwar hochwertig, aber ob es sich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Das gilt schließlich auch für den Trendbezirk.
Lieber Herr Faust,
wann waren Sie das letzte Mal im Wedding 🙂
Ich sehe neben den Kopftüchern nur noch Hipsters.
Und was das Ampelmännchen hier soll. Es gibt doch schon genügend N.Y T‑shirts im Wedding 🙂