Unsere Autor:innen sind nicht nur im Wedding unterwegs – sie sind mittendrin im Alltag. Im Supermarkt, auf dem Spielplatz oder beim Schlendern durchs Viertel: Überall warten Geschichten, Geräusche, Begegnungen. Und manchmal schreiben uns sogar Leser:innen direkt. So entstehen sie – diese kleinen, echten Kiezmomente. Alles Wedding.

Summertime
Auf dem Weg in den Urlaub: Nervös warte ich mit einem schweren Koffer auf den 120er Bus. Wenn der, wie meistens, zu spät kommt, verpasse ich die Straßenbahn, und dann die S-Bahn und dann… Klappt aber. Und das, obwohl an der Kreuzung Seestraße mal wieder die Ampel ausgefallen ist und Polizisten auf der Kreuzung ein hilfloses Ballett aufführen, während ein Trupp Bauarbeiter in Orange gelbe Streifen auf den Asphalt klebt. Keiner regt sich auf und als ich mit meinem Koffer in die Straßenbahn steige, springt ein Mann mit dunklem Fusselbart sofort auf und bietet mir mit einem freundlichen „Bitte sehr“ seinen Platz an. Dabei bin ich noch keine 65. Zwei Stationen weiter steigt eine Mutter mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm ein. Diesmal ist es eine junge Frau in einem knallroten, engen Kleid, die sofort aufspringt und mit einem Lächeln den Platz frei macht. Was hat der Sommer bloß aus dem Wedding gemacht? Will ich überhaupt noch wegfahren, wenn alle plötzlich so nett zueinander sind?
Rolf Fischer
Frecher Spatz

Kaum verliert man noch ein Wort über die vielen Spatzen, die man sieht und erlebt, allerorten. Aber manches ist dann doch eher frech.
So schaut mich also dieser kleine Vogel fragend an, als hätte er Ansprüche an mich und mein Essen auf der Picknickwiese im Schillerpark.
Das Köpfchen hin- und herbewegt als müsse er mich sogar daran erinnern und mich mit good vibes neckisch anstubsen, damit der Krümelkram noch schneller rüberkommt.
Was mich aber umhaute, ist, dass so ein Spatz das von mir mit Händen in Mundhöhe angehobene Kuchenteil im Steilflug angreift und flatternd stehend in der Luft auf die Kante einpickt.
Ist eine nette Begegnung der besonderen Art, so direkt zu zweit zu mampfen, aber sauer war ich dann doch, dass er sein Gefieder über meinem Kaffeebecher ausschüttelte.
Echt wahr!
Renate Straetling
Ein Ring wird gesucht

32 Grad – der schönste Ort des Wedding, die Fischerpinte, die perfekte Abkühlung. Direkt vor uns steigen zwei Mädels in ein Tretboot. Rund 20 Minuten später kommen sie eilig zurück. „Der Ring ist weg, der Fingerring.“ Eine der beiden steigt aus. „Der war von großem Wert.“ „Das wird wohl nichts, der wird weg sein“, sagt ein Mann am Steg. Das Mädchen, das im Boot geblieben ist, erklärt, dass es sich um einen Ring der Mutter handele. „Ein Geschenk. Ideeller Wert.“ Oh oh – der Steg ist sich einig. Das ist dann etwas anderes.
Währenddessen sucht die andere sucht den Steg ab. Bohle für Bohle – der Kopf Richtung Boden. Dann - sie ruft rüber, wedelt wild rum und auch wenn ich sie zumindest von da hinten nicht verstehe, also akustisch, verrät die Mimik eine komplette Erleichterung. Fast in der letzten Ecke lag er anscheinend. Der Ring. Zwischen den Bohlen.
Zurück am Tretboot geht es freudestrahlend wieder hinaus auf den See. Wahrscheinlich wäre jetzt kein Weg zu weit. Aber der Weg in den Sonnenuntergang ist am schönsten Ort des Weding eh inklusive.
Andaras Hahn
Und jetzt seid ihr dran!
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