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Kaum noch Wohnungsangebote im Wedding

22. Dezember 2020
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Wenn doch, dann oft mit zwei unter­schied­li­chen Preisen
Wer die­ser Tage nach einer neu­en Woh­nung sucht, fin­det im Inter­net kaum noch Miet­an­ge­bo­te im Wed­ding – zum Bei­spiel bei Immobilienscout24.de, dem Marktführer unter den deut­schen Immo­bi­li­en­por­ta­len mit Sitz in der Inva­li­den­stra­ße 65 in Mit­te. Unse­re Such­an­fra­ge erbrach­te für den gesam­ten Orts­teil Wed­ding nur 33 Offer­ten – für ein Stadt­ge­biet mit 85.000 Ein­woh­nern und deut­lich mehr als 40.000 Woh­nun­gen ist das extrem wenig. Von die­sem 33 Woh­nungs­an­ge­bo­ten lagen schät­zungs­wei­se maxi­mal zehn in preis­li­chen Regio­nen, die nach dem Ber­li­ner Mie­ten­de­ckel mög­li­cher­wei­se gera­de noch zuläs­sig wären. In den meis­ten Ange­bo­ten wer­den kei­ne Anga­ben zum Bau­al­ter der Wohn­häu­ser gemacht, nach dem sich die Ober­gren­zen des Mie­ten­de­ckels maß­geb­lich berechnen.

Gesenkte Miete nur unter Vorbehalt

Streetart, MietenOft wer­den in den Ange­bo­ten auch zwei ver­schie­de­ne Preis­le­vel mit erheb­li­chen Unter­schie­den ange­ge­ben, zum Bei­spiel für die Woh­nung unter dem Titel: “WG-geeig­ne­tes DG mit 4 Bädern und 2 Ter­ras­sen im sehens­wer­ten Erst­be­zug: Traum­la­ge Mal­plaquet­stra­ße”. Der zunächst ein­ge­for­der­te Miet­preis der 6‑Zim­mer-Luxus­woh­nung von knapp 200 Qua­drat­me­tern liegt bei ca 15 Euro/qm net­to­kalt. Unter “Aus­stat­tung” aber heißt es: “In dem Miet­ver­trag wird eine Net­to­kalt­mie­te in Höhe von 2.948,38 Euro ver­ein­bart. Es wird ausdrücklich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass vor dem Hin­ter­grund des Ber­li­ner Mie­ten­de­ckels wäh­rend des Gel­tungs­zeit­raums des Mie­ten­WoG Bln ledig­lich eine Net­to­kalt­mie­te in Höhe von 1.130,96 Euro gefor­dert und ent­ge­gen­ge­nom­men wird. Die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Mie­te sei aber in vol­ler Höhe zu zah­len, sobald das Mie­ten­WoG Bln endet, außer Voll­zug gesetzt wird oder in sons­ti­ger Wei­se außer Kraft tritt”, der Ver­mie­ter for­de­re gege­be­nen­falls die Dif­fe­renz zwi­schen gezahl­ter und ver­ein­bar­ter Mie­te über den gesam­ten Zeit­raum hin­weg zurück.

Ähn­lich ver­hält es sich bei einer als frisch saniert ange­prie­se­nen Woh­nung in der Türkenstraße. Die Ein-Zim­mer- Woh­nung von 35 Qua­drat­me­tern schlägt mit 625,64 Euro zu Buche, von denen wegen des Mie­ten­de­ckels vor­erst aber nur 263,25 Euro gezahlt wer­den sol­len. Für eine Zwei- Zim­mer-Woh­nung im sel­ben Haus und mit der­sel­ben Haus­ver­wal­tung wer­den dage­gen mehr als 21 Euro/qm net­to­kalt gefor­dert – ohne irgend­wel­che Ein­schrän­kun­gen. Die­se Woh­nung befin­det sich aber im Erd­ge­schoss. Wenn hier vor der Sanie­rung noch ein Laden war, wäre sie vom Mie­ten­de­ckel als Aus­nah­me­fall zu behan­deln und die überhöhten Mie­ten in Ordnung.

Legal sind des­halb auch die etwa 16 Euro/qm für eine Dach­ge­schoss­woh­nung am Spren­gel­park: 95 Qua­drat­me­ter mit drei Zim­mern und Wohnküche für 1540 Euro net­to­kalt. Im Begleit­text heißt es: “Bei der Woh­nung han­delt es sich um einen Neu­bau aus dem Jahr 2016/2017.” Stimmt das, so wäre auch hier der Mie­ten­de­ckel nicht anwend­bar, da er ja nur auf Woh­nun­gen mit Erst­be­zug vor dem Jahr 2014 beschränkt ist. Das gilt genau­so für die win­zi­gen “Mikro-Appart­ments”, die möbliert bei YOUNIQ Apart­ment in der Müllerstraße 34 zu mie­ten sind: etwa 20 Qua­drat­me­ter für 536 Euro kalt. Sie sind erst seit dem Jahr 2017 auf dem Markt und wer­den daher vom Mie­ten­de­ckel nicht berührt. Eine Zwei-Zim­mer-Woh­nung im Brüsseler Kiez liegt mit rund 10 Euro/qm net­to­kalt mut­maß­lich zwar nur mäßig über dem Rah­men des Mie­ten­de­ckels. Die For­de­rung nach einem 2‑Raum-WBS weist aber dar­auf hin, dass es sich um eine Sozi­al­woh­nung oder eine ander­wei­tig öffent­lich geför­der­te Woh­nung han­delt. Auch die sind von den Rege­lun­gen des Mie­ten­de­ckels ausgenommen.

Ins­ge­samt zeigt sich: Ein regu­lä­rer Woh­nungs­markt ist im Gebiet um die Müllerstraße kaum noch vor­han­den. Die weni­gen günstigen Woh­nun­gen kriegt nur,  wer die rich­ti­gen Kon­tak­te zur Glücksgöttin For­tu­na hat.

Text: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Arti­kel erschien in der Aus­ga­be Dez.2020/Jan.2021 der Sanie­rungs­zeit­schrift Ecke Mül­lerstra­ße, die ihr hier her­un­ter­la­den könnt.

Gastautor

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1 Comment

  1. Ein wei­te­res Bei­spiel für die frag­wür­di­ge Ent­wick­lung ist der Neu­bau in der Naza­reth­kirch­stra­ße 51. Gebaut im Auf­trag der Fir­ma Ber­lin­haus – denen ohne­hin ein Groß­teil des Blocks gehört – und von den Archi­tek­ten noch wie folgt angepriesen: 

    “In Kom­bi­na­ti­on mit den effi­zi­ent ange­leg­ten Grund­ris­sen ent­steht somit reiz­vol­ler Wohn­raum, der an das Wed­din­ger Miet­ni­veau ange­passt ist.”
    (Quel­le: https://oow.berlin/wohnen-am-leopoldplatz/)

    Ergeb­nis: Möblier­te WG-Zim­mer zwi­schen 510 und 820 EUR bei z.T. nicht mal 10 m² Raumgröße.
    (Quel­le: https://village‑m.de)

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