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Plaudern zwischen bunten Urnen:
Zwischen Diesseits und Jenseits

6. April 2025

Die Ange­bo­te für Senio­ren und Senio­rin­nen vor Ort sind mitt­ler­wei­le viel­fäl­tig und vol­ler Schwung. Wei­te­re Insti­tu­tio­nen neben den Senio­ren­treffs der Stadt und der Kir­chen wie bei­spiels­wei­se im KuKiK und bie­ten ihre spe­zi­el­len The­men zum Leben älte­rer Men­schen als wert­vol­le Ergän­zung zum Mit­ma­chen und Aus­tau­schen an, womit der leben­di­ge Aus­tausch kon­kret erwei­tert und berei­chert wird.

Ich besuch­te das Erzähl-Cafe im Bestat­tungs­haus Schmidt in Gericht­stra­ße 34 nahe dem Net­tel­beck­platz und staun­te: Hier fin­den spon­tan alters­ge­misch­te Besu­che­rin­nen und Besu­cher zum The­ma Trau­er und Ver­lust zusammen.

„Was wir aus unse­rem Leben gemacht haben,
läßt uns zu dem wer­den, was wir sind,
wenn wir ster­ben.
Und alles, abso­lut alles, zählt.“

Aus: Tibe­ti­sches Buch des Lebens und des Sterbens

Wed­ding­wei­ser: Seit wann gibt es das Erzählcafe?

Frau Sen­ger, Fa. Schmidt: Unser ers­tes Erzähl­ca­fé fand Ende Juni 2024 in unse­rer Filia­le statt. Wir luden zu einer Lesung mit anschlie­ßend locke­rer Gesprächs­run­de ein. Wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen fan­den statt im August und Okto­ber ver­gan­ge­nen Jah­res. Der kom­men­de Ter­min ist am 28. Mai von 16 bis 18 Uhr bei uns im Geschäft.

Wed­ding­wei­ser: Gibt es schon Stamm­gäs­te? Wel­che Alters­grup­pen neh­men teil?

Frau Sen­ger: Wir haben einen fes­ten Stamm von 4–6 Per­so­nen die, wenn sie Zeit haben, an unse­rer Ver­an­stal­tung immer ger­ne teil­neh­men.
Dazu kom­men immer mal wie­der Men­schen, die unse­re Ein­la­dung im Schau­fens­ter bemer­ken.
Es gibt Teil­neh­men­de ab 40 Jahre.

Urnen – Fotos I. Kosok

Wed­ding­wei­ser: Wie ent­deck­ten Sie den Bedarf fürs Aus­tau­schen?
Frau Sen­ger: Durch die Zusam­men­ar­beit mit dem Kom­pe­tenz­zen­trum der Pal­lia­ti­ven Ger­ia­trie des Uni­on Hilfs­wer­kes ent­stand die Idee zu einem Erzähl-Café. Wir woll­ten einen Ort schaf­fen, an dem Men­schen zusam­men­kom­men und sich ver­net­zen kön­nen, die in ähn­li­chen Lebens­si­tua­tio­nen oder allein sind.

Wed­ding­wei­ser: Kann man The­men­wün­sche ein­brin­gen?
Frau Sen­ger: Ger­ne kön­nen auch The­men­wün­sche benannt wer­den. Wir sind für alles offen, was inter­es­sant ist und für unse­re Teil­neh­mer von Inter­es­se ist.

Wed­ding­wei­ser: Was sind die wich­tigs­ten The­men der Teilnehmenden?

Frau Sen­ger:Anfangs beginnt die Gesprächs­run­de eher etwas zurück­hal­tend, dann tau­en die Gäs­te in der Run­de nach und nach auf, ent­de­cken Gemein­sam­kei­ten oder geben sich Tipps bei Pro­ble­men des All­tags.
Vie­le spre­chen über ihre Trau­er und alles was den Ver­lust eines lie­ben Men­schen mit sich bringt.
Wie man ohne ihn oder sie wei­ter­lebt, ler­nen muss ohne ihn oder sie, weiterzuleben.

Wed­ding­wei­ser: Was ist die Band­brei­te der The­men im Aus­tausch?
Frau Sen­ger: Alles, was einen bewegt. 

Wed­ding­wei­ser: Gibt es Vor­trä­ge und Impul­se zu den Tref­fen?
Frau Sen­ger: Wir haben erfah­ren, dass ein Impuls für eine Gesprächs­run­de nicht unbe­dingt benö­tigt wird. Es fin­det sich meist ein The­ma. Manch­mal wird zwi­schen ver­schie­de­nen The­men gesprun­gen. Je nach­dem wer erzählt.
Bei unse­rem letz­ten Tref­fen waren die ver­schie­de­nen Ange­bo­te der Senio­ren­grup­pen, die sich in unse­rem Kiez befin­den, ein The­ma. Eine jun­ge Dame wie­der­um, die unser Ange­bot spon­tan annahm, berich­te­te über den Ver­lust ihres Bruders.

Wed­ding­wei­ser: Gibt es Lesun­gen zum The­ma?
Frau Sen­ger: Beim ers­ten Erzähl­ca­fé gab es eine Lesung und Bespre­chung des Buches „Ein Tag mit Herrn Jules“.

Wed­ding­wei­ser: Gibt es eine Mode­ra­ti­on?
Frau Sen­ger: Bei den ers­ten Erzähl­ca­fés hat­ten wir jeweils einen the­ma­ti­schen Ein­stieg zum Bei­spiel Shi­atsu, Trau­er­be­glei­tung usw. Danach las­sen wir den Gesprä­chen frei­en Lauf.

Wed­ding­wei­ser: Was ist Ihnen das wich­tigs­te Anlie­gen der Tref­fen?
Frau Sen­ger: Wir ver­su­chen, bei Bedarf die Ange­hö­ri­gen in der Nach­sor­ge zu ver­net­zen und möch­ten auch Men­schen ohne aku­ten Trau­er­fall aus unse­rem Kiez ansprechen.

Wed­ding­wei­ser: Wo fin­den sich Ihre Ange­bo­te wie Fried­hofs­be­sich­ti­gun­gen und Austauschtreffen?

Frau Sen­ger: Wir bie­ten dies auf unse­rer Web­sei­te an, im Schau­fens­ter des Geschäfts, bei Uni­on Hilfs­werk, bei Ihnen im Kalen­der des Wed­ding­wei­sers und auch durch direk­te Einladungen.

Weitere Angebote

Nächs­ter Ter­min des Erzähl­ca­fés ist am 28.5.2025 ab 16.00 Uhr in den Räu­men von Schmidt & Co. Bestat­tun­gen, Gericht­stra­ße 34, nahe Net­tel­beck­platz.
Im August wird es eine Füh­rung über die vier Fried­hö­fe in der Lie­sen­stra­ße geben. Der Ter­min wird noch bekannt gegeben.

Gespräch und Fotos, soweit nicht anders genannt: Rena­te Straetling

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es freundlich, bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt.
Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte.

Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.com mit fast 60 diversen Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegeschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22). An der mehr Weltraum-Tech orientierten Fortsetzung arbeite ich derzeit.

Meine Beiträge zu meiner "Kolumne Ü 60" habe ich für alle, die lieber analog lesen, in einem Sammelband zusammengefasst
Renate Straetling
Kolumne Ü 60 - Sommer 2022 – Sommer 2024
Ein Sammelband
Sachbuchformat, 336 Seiten
ISBN: 978-3-759847-6, - Überall im Buchhandel oder online.

Mein Wedding-Motte lautet: Unser Wedding, ein großes lebendiges Wimmelbild ernsthafter Menschen!

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