Die Angebote für Senioren und Seniorinnen vor Ort sind mittlerweile vielfältig und voller Schwung. Weitere Institutionen neben den Seniorentreffs der Stadt und der Kirchen wie beispielsweise im KuKiK und bieten ihre speziellen Themen zum Leben älterer Menschen als wertvolle Ergänzung zum Mitmachen und Austauschen an, womit der lebendige Austausch konkret erweitert und bereichert wird.

Ich besuchte das Erzähl-Cafe im Bestattungshaus Schmidt in Gerichtstraße 34 nahe dem Nettelbeckplatz und staunte: Hier finden spontan altersgemischte Besucherinnen und Besucher zum Thema Trauer und Verlust zusammen.
„Was wir aus unserem Leben gemacht haben,
läßt uns zu dem werden, was wir sind,
wenn wir sterben.
Und alles, absolut alles, zählt.“
Aus: Tibetisches Buch des Lebens und des Sterbens
Weddingweiser: Seit wann gibt es das Erzählcafe?
Frau Senger, Fa. Schmidt: Unser erstes Erzählcafé fand Ende Juni 2024 in unserer Filiale statt. Wir luden zu einer Lesung mit anschließend lockerer Gesprächsrunde ein. Weitere Veranstaltungen fanden statt im August und Oktober vergangenen Jahres. Der kommende Termin ist am 28. Mai von 16 bis 18 Uhr bei uns im Geschäft.
Weddingweiser: Gibt es schon Stammgäste? Welche Altersgruppen nehmen teil?
Frau Senger: Wir haben einen festen Stamm von 4–6 Personen die, wenn sie Zeit haben, an unserer Veranstaltung immer gerne teilnehmen.
Dazu kommen immer mal wieder Menschen, die unsere Einladung im Schaufenster bemerken.
Es gibt Teilnehmende ab 40 Jahre.




Urnen – Fotos I. Kosok
Weddingweiser: Wie entdeckten Sie den Bedarf fürs Austauschen?
Frau Senger: Durch die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum der Palliativen Geriatrie des Union Hilfswerkes entstand die Idee zu einem Erzähl-Café. Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Menschen zusammenkommen und sich vernetzen können, die in ähnlichen Lebenssituationen oder allein sind.
Weddingweiser: Kann man Themenwünsche einbringen?
Frau Senger: Gerne können auch Themenwünsche benannt werden. Wir sind für alles offen, was interessant ist und für unsere Teilnehmer von Interesse ist.





Weddingweiser: Was sind die wichtigsten Themen der Teilnehmenden?
Frau Senger:Anfangs beginnt die Gesprächsrunde eher etwas zurückhaltend, dann tauen die Gäste in der Runde nach und nach auf, entdecken Gemeinsamkeiten oder geben sich Tipps bei Problemen des Alltags.
Viele sprechen über ihre Trauer und alles was den Verlust eines lieben Menschen mit sich bringt.
Wie man ohne ihn oder sie weiterlebt, lernen muss ohne ihn oder sie, weiterzuleben.
Weddingweiser: Was ist die Bandbreite der Themen im Austausch?
Frau Senger: Alles, was einen bewegt.
Weddingweiser: Gibt es Vorträge und Impulse zu den Treffen?
Frau Senger: Wir haben erfahren, dass ein Impuls für eine Gesprächsrunde nicht unbedingt benötigt wird. Es findet sich meist ein Thema. Manchmal wird zwischen verschiedenen Themen gesprungen. Je nachdem wer erzählt.
Bei unserem letzten Treffen waren die verschiedenen Angebote der Seniorengruppen, die sich in unserem Kiez befinden, ein Thema. Eine junge Dame wiederum, die unser Angebot spontan annahm, berichtete über den Verlust ihres Bruders.
Weddingweiser: Gibt es Lesungen zum Thema?
Frau Senger: Beim ersten Erzählcafé gab es eine Lesung und Besprechung des Buches „Ein Tag mit Herrn Jules“.
Weddingweiser: Gibt es eine Moderation?
Frau Senger: Bei den ersten Erzählcafés hatten wir jeweils einen thematischen Einstieg zum Beispiel Shiatsu, Trauerbegleitung usw. Danach lassen wir den Gesprächen freien Lauf.
Weddingweiser: Was ist Ihnen das wichtigste Anliegen der Treffen?
Frau Senger: Wir versuchen, bei Bedarf die Angehörigen in der Nachsorge zu vernetzen und möchten auch Menschen ohne akuten Trauerfall aus unserem Kiez ansprechen.
Weddingweiser: Wo finden sich Ihre Angebote wie Friedhofsbesichtigungen und Austauschtreffen?
Frau Senger: Wir bieten dies auf unserer Webseite an, im Schaufenster des Geschäfts, bei Union Hilfswerk, bei Ihnen im Kalender des Weddingweisers und auch durch direkte Einladungen.
Weitere Angebote
Nächster Termin des Erzählcafés ist am 28.5.2025 ab 16.00 Uhr in den Räumen von Schmidt & Co. Bestattungen, Gerichtstraße 34, nahe Nettelbeckplatz.
Im August wird es eine Führung über die vier Friedhöfe in der Liesenstraße geben. Der Termin wird noch bekannt gegeben.
Gespräch und Fotos, soweit nicht anders genannt: Renate Straetling