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Japanische Ästhetik:
Tanz, Tee und Haiku

Ein erfrischender Nachmittag im ElisaBeet
22. August 2022

Wie ent­span­nend und erfri­schend die­ser sehr leicht ver­reg­ne­te Nach­mit­tag zwi­schen den bis­he­ri­gen extrem hei­ßen Som­mer­ta­gen mit dem Event „Japa­ni­scher Som­mer im Eli­sa­Beet“ doch war!

Chi­ho­co Yana­gi tanzt tra­di­tio­nell wie eine Geisha

Der Ver­ein Sol­di­ner Kiez e.V. hat­te ein­ge­la­den im Rah­men der Ver­an­stal­tungs­rei­he „Schö­ne Kiez­mo­men­te“, Dia­na Schaal moderierte.

An den gro­ßen Yoga-Platt­for­men im Eli­sa­Beet an der Wollank­stra­ße wur­de von Chi­ho­co Yana­gi sowohl tra­di­tio­nel­ler Tanz als auch eine Tee­ze­re­mo­nie gege­ben. Etwa 60 Per­so­nen, läs­sig auch mit gut gelaun­ten Hun­den und fröh­li­chen Kin­dern, waren in der Stil­le des Tages anwe­send und saßen im Zelt und wan­del­ten. Es gab eine gro­ße Schau­ta­fel mit Bil­dern zur Tee­ze­re­mo­nie, eine klei­ne Aus­stel­lung der Kera­mi­ke­rin Jea­ni­ne For­nacon, die ihre Tee­scha­len, die sie selbst her­stellt, prä­sen­tier­te und auch ihre Kur­se anbot.

Dia­na Schaal stell­te die­se Ver­an­stal­tung der „Schö­nen Kiez­mo­men­te“ vor und lei­te­te die Dar­bie­tun­gen ein mit erklä­ren­den Wor­ten zu die­sen für uns oft­mals noch immer exo­tisch wir­ken­den Kul­tur­ri­tua­le. Frau Yana­gi, aus einer japa­ni­schen Stadt stam­mend, die die Tra­di­ti­on des Kimo­no pflegt, führ­te drei Tän­ze vor, wie sie von Gei­shas getanzt wer­den. So zum Bei­spiel ein Tanz zur sanf­ten Musik, die einen Streit um ein Schwert erzählt.

Der Auf­ruf zur Tee­ze­re­mo­nie, ein his­to­ri­scher Schriftzug

Im Anschluss an die­se Tän­ze mit sanf­ter japa­ni­scher Musik wur­de die Tee­ze­re­mo­nie his­to­risch erklärt und um Stil­le gebe­ten. Das Medi­ta­ti­ve der Tee­zu­be­rei­tung wur­den erbe­ten. Chi­ho­co Yana­gi als Tee­meis­te­rin ser­vier­te Matcha an die zwan­zig gedul­dig war­ten­den Besu­cher. Nach dem Ritu­al Wabi-cha des Zen-Mönch Sen no Rikyu (16. Jh) wur­de dies Ritu­al aus­ge­führt, dem­nach Tee und Zen als eins betrach­tet wer­den und womit sich die höfi­sche Zere­mo­nie auch dem Volk öff­ne­te. Rikyu war der Begrün­der einer der drei Tee-Tra­di­tio­nen, genau­er der Ura­sen­ke-Linie des Cha-dō, das bis heu­te besteht.

Dia­na Schaal mode­riert das Event “Japa­ni­scher Som­mer”, Chi­ho­co Yana­gi (im Hin­ter­grund) lässt sich ankündigen

Wäh­rend­des­sen tru­gen für die War­ten­den und für die­je­ni­gen, die bereits das Tee-Ritu­al absol­viert hat­ten, Tho­mas Kili­an und Rena­te Straet­ling der Ruhe wegen etwas abge­schie­den auf einer nahen Run­de von Baum­stäm­men unter hohen Bäu­men eine Lesung von Hai­ku vor. Hai­ku, die Kunst der Kurz­ly­rik folgt einer sehr alten japa­ni­schen Tra­di­ti­on, sind die kür­zes­ten Gedich­te der Welt, die dem Sil­ben­sche­ma 5−7−5 folgen.

Die Lesung Hai­ku – Foto Sil­via Nettekoven

Wäh­rend Tho­mas Kili­an vom Sol­di­ner Kiez e.V., die som­mer­li­chen Hai­ku der alten japa­ni­schen Hai­ku-Meis­ter aus dem 16. bis 18. Jahr­hun­dert vor­trug, las Rena­te Straet­ling im Kon­trast dazu ihre eige­nen, moder­nen Som­mer-Hai­ku vor. 

Wind­rä­der krei­sen / Vor Wol­ken­dra­ma in Mar­mor / Lei­se Melodie

(Rena­te Straet­ling (1955 – )

Zum Abend­däm­mern / Der Bauch des Karp­fens blink­te / Dort in den Schnel­len.

Ueji­ma Onit­s­u­ra (1661 – 1738 )

Es war ein erhol­sa­mer Nach­mit­tag im Sol­di­ner Kiez!

Fotos und Text © Rena­te Straetling

Renate Straetling

Jg 1955, aufgewachsen in Hessen; ab 1973 Studium an der FU Berlin, Sozialforschung, Projekte und Publikationen.
Selfpublisherin seit 2011
www.renatestraetling.wordpress.com
Im Wedding seit 2007.
Mein Wedding-Motto:
Unser Wedding: ein großes lebendiges Wimmelbild ernsthafter Menschen!

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