Wir leben zwar auf engem Raum zusammen, aber zu vielen Themen gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. An dieser Stelle geben wir zwei Sichtweisen auf ein kontroverses Thema Raum. Am Ende könnt ihr selbst entscheiden, ob und welche Position ihr teilt. Diesmal befassen wir uns mit der Frage, ob wir in Zeiten des Online-Handels noch die großen Malls brauchen.
JA
Mit dem Gesundbrunnen-Center, das auf 25.000 Quadratmetern Platz für 110 Geschäfte bietet, ist das nach dem Mauerbau in einen Dornröschenschlaf gefallene Viertel an der Badstraße erheblich aufgewertet worden. Dazu bringt der Bahnhof, der wieder unangefochtener Nah- und Fernverkehrsknotenpunkt des Nordens geworden ist, jede Menge Laufkundschaft in die größte Mall weit und breit. Architektonisch ist der Bau in der Form eines weißen Kreuzfahrtschiffs markant und ansprechend, was man von der zugigen Zugangshalle des Bahnhofs nicht gerade behaupten kann. Das Angebot an Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und der Wetterschutz machen das Center zu einem sozialen Ort, wo man sich verabreden und Zeit verbringen kann. Die angrenzenden Straßen, die verkehrsreich sind und wenig Aufenthaltsqualität bieten, sind dafür kaum geeignet. Natürlich hat sich seit der Eröffnung 1997 viel verändert, sind ganz andere Geschäfte und Lebensmittelhändler zu finden als in den ersten Jahren, aber abschreiben sollte man diese Art von Einkaufszentrum vorerst noch nicht. Ein Stadtteil von 90.000 Einwohnern (Gesundbrunnen) und seine unmittelbaren Nachbarn besitzen genug Nachfrage für ein solches Center. Und wir können von Glück sagen, dass wir es haben.
NEIN
Einstmals lebendige Einkaufsstraßen wie die Müllerstraße und die Badstraße sind zu Unorten geworden. Ende der Neunziger haben Center wie die Hallen am Borsigturm und das Gesundbrunnen Center das, was an Fachgeschäften bzw. Einzelhandel in den Straßen noch übrig war, aufgesogen. Und sind die Zeiten der Center, speziell seit dem Anfang der Covid-19-Pandemie, wirklich noch so glorreich? Die Auswirkungen des Online-Handels sind auch dort angekommen – oder warum steht im Gesundbrunnen Center mehr Ladenfläche leer als früher? Die Anfahrt mit dem Auto ist durch das alltägliche Verkehrsaufkommen und durch Dauerbaustellen wie am U‑Bahnhof Pankstraße oder der Koloniestraße arg erschwert. Zudem haben die Menschen auch nicht mehr so viel Geld, das sie bei Shopping-Orgien ausgeben könnten. Kurz: Die Krise des Einzelhandels ist mit Verzögerung auch in den klimatisierten Malls angekommen. Wir als Konsumenten hatten es in der Hand, als es den kleinen Geschäften an den Kragen ging, vermutlich wird es auch bei den Centern so sein.
Wie seht ihr das?
Die Leser:innen unseres Newsletters dürfen am Donnerstag darüber abstimmen.
Peter 18.01.2024
Mehr Center brauche ich nicht dafür müßte nur gesorgt werden das die
Geschäfte zu schnell wechseln. Wenn ich die Müllerstr.und Residenzstr.
betrachte kann ich nicht verstehen das es soviel Barber Shop und Spätis
aufgemacht haben .
Ich wohne an der Grenze zu Reinickendorf und finde die Ecke ist relativ tot und nicht so sehr auf junge Leute eingestellt. Ich finde Wedding braucht nen bisschen Überholung an der Ecke ..nettes Café statt Wettbude, nen Center mit moderneren Geschäften statt Adler im Clou. Nen bisschen mehr Lebendigkeit rund um den Ubhf Afrikanische Straße wäre super! Ich habe vorher in Pberg gewohnt und mir fehlt das ehrlich gesagt schon ziemlich, dass man rausgeht und kleine süße Lädchen hat. Oder ne coole Bar..
In Zukunft werden die Zentren unserer Stadtteile weniger vom Warenhandel geprägt sein – und viel mehr von Dienstleistungen. Schon jetzt findet man in den oberen Etagen ehemaliger Kaufhäuser häufig Fitness–Studio wie im ehem. C&A Müllerstraße. In das ehemalige Schillerpark-Center will jetzt angeblich ein Mixed-Martial-Art-Studio ziehen.. In den Media-Max am Brunnenplatz neben Möbel-Kraft ist jetzt REWE gezogen (kein Mensch kauft mehr CDs oder DVDs) , dafür hat Rewe unten im Karstadt dicht gemacht.
Die großer Frage ist, ob man die polyzentrische Struktur Berlins erhalten kann, also die kleineren Stadt- und Ortsteilzentren, die unsere Stadt prägen. Vermutlich wird uns nichts anderes übrig bleiben, als das eine oder andere in einen neuen Typ Fußgängerzone zu verwandeln, wohin man zum bummeln, zum essen gehen, zum Sport und zur Freizeitgestaltung oder zur Weiterbildung kommt. Einkaufen geht viel bequemer im Internet…
Badstrasse ist einfach mit Autos voll, so wie viele Strassen im Viertel. Daher Unorte.
Ein eindeutiges JEIN.
Einkaufscenter sind bequem und angenehm zum Einkaufsbummel besonders bei Schietwetter.
Doch ich hätte lieber eine Mischung von kleineren Geschäften von Lebensmitteln bis hin zu Schnürsenkeln (brauche ich gerade) fußläufig im Zentrum, also hier in der Müllerstraße und daneben.
Soviele Imbisse, Cafés, Restaurants wie es sie jetzt stattdessen hier gibt, braucht doch kein Mensch. Ich frage mich sowieso, wie diese alle rentabel sein können.
Hallo Heidi
Schnürsenkel gibt es bei Kaufland in der Müller und gegenüber von Schillerparkcenter beim Schuster… und ja , genau an diesen kleinen Dingen fehlt es
Gruß
Ich denke, noch immer macht es die Mischung.
Malls habe hier und da eine gewisse angenehme Aufenthaltsqualität und kommen fern des Straßenverkehrs jungen Familien entgegen. Und Straßen, in denen nur noch Gastronomie besteht, sind auf ihre Weise auch tot. Und dass an der Müllerstraße kein einziges Schuhgeschäft existiert, sollte auch nicht sein.
Insgesamt gesehen fehlen sowohl in Malls als auch in den großen Geschäftsstrassen die ausreichende Anzahl und Zusammenstellung eines Angebot in der weiten Breite der Produkte, die man übers Jahr wirklich so benötigt.
Mir geht es wie Reinhard: im Jeschäft aussuchen, bummeln, Käffchen jenießen..
Aber keine neuen Center. Besser die Center, die es schon gibt, besser machen. Weniger Ketten des ewig Immergleichen, stattdessen mehr Mittelstand in die Center: Cafés, Bäckereien, Mittagstisch, Kiezkantine.
Ne schöne Kleinmarkthalle für Normalverbraucher wäre gut, so wie es sie in anderen Stadtteilen gibt.
nett verschneiter guten Morgen
also ick mach dit mal kurz und bündig… ick je lieba ins Kaufhaus bummeln und koof mir meine Klamotten in Jeschäft als dat ick den janzen Plunder online bestelle… so is man nämlich in Bewejung, man kommt unter die Leute und am ende vom Bummeln jeniest man noch een Käffchen
schöne weiße Woche noch