Benjamin Fritz ist in Mitte der vierte Stadtrat für Schule und Sport innerhalb von knapp zwei Jahren. Mit ihm führt wieder ein CDU-Politiker das Amt. Zum Amtsantritt beantwortet er in einem Interview die Frage, ob Mitte nun eine konservative Bildungspolitik zu erwarten hat.
Bekommt Mitte jetzt mit einem CDU-Stadtrat eine konservative Schulpolitik?
Benjamin Fritz: Meines Erachtens haben in der Bezirkspolitik die meisten Parteien das gleiche Ziel: Wir alle wünschen uns Schulen, an denen sich die Schülerinnen und Schüler wohlfühlen, mit denen die Lehrer, aber auch die Eltern und Großeltern, zufrieden sind. Das A und O der bezirklichen Schulpolitik ist, dass wir gute Schulgebäude zur Verfügung stellen mit dem Ziel, dass ein geregelter Unterricht stattfinden kann.
Ich möchte, dass sich die Schulstandortsituation verbessert und dass wir unsere Schulen saniert bekommen. Das wird nur als Teamleistung gehen. Da werden wir das gesamte Bezirksamt mit allen sechs Stadträten brauchen, da werden wir die Bezirksverordnetenversammlung benötigen, da werde ich die eigene Verwaltung und andere Fachämter brauchen. Dazu gehe ich jetzt in die Gespräche. Ich hoffe, dass die Parteien im Bezirk weiterhin dazu stehen, dass der Schulbereich gestärkt werden muss und sich dies auch in den anstehenden Haushaltsberatungen widerspiegeln wird. Für die Unterrichtsausgestaltung ist der Senat zuständig. Aber ich persönlich finde den Religionsunterricht wichtig. Für mich gehört der Religionsunterricht zur Allgemeinbildung.
Wie haben sich die zahlreichen Wechsel der Schulstadträte auf das Schulamt ausgewirkt?
Benjamin Fritz: Natürlich macht das was mit Mitarbeitern, wenn sie innerhalb von eineinhalb Jahren den vierten Stadtrat haben. Wenn wir das Parteibuch von Herrn Spallek [CDU], Frau Remlinger [Grüne], Frau Lasic [SPD] und meines [CDU] ausklammern, dann ist es einfach so, dass jeder dieser vier Personen zwischenmenschlich anders ist. Da mussten sich Mitarbeiter immer neu darauf einstellen. Es wird jetzt wichtig sein, dass wir eine personelle Konstanz im Schulamt sicherstellen können. Eine gewisse Ruhe und Stabilität sind wichtig, um die künftigen Herausforderungen meistern zu können.
Die Schulentwicklungsplanung – also die Prognose der Schülerzahlen – ist für Sie ein wichtiger Baustein. Warum?
Benjamin Fritz: Eine Prognose der Entwicklung der Schülerzahlen ist für unsere Arbeit sehr wichtig. Durch die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen in der Schulorganisation haben wir aktuell Orientierungswerte. Der letzte Schulentwicklungsplan stammt aus dem Jahr 2018. Die Fortschreibung dieses Plans ist derzeit nicht möglich, da die Position noch vakant ist. Ich bin optimistisch, dass wir diese Stelle zeitnah neu besetzen und so den Schulentwicklungsplan aktualisieren können. Der Schulentwicklungsplan ist für mich ein wichtiges Steuerungsinstrument.
Sportflächen und Schulplätze haben gemeinsam, dass sie knapp sind. Können Sie den Menschen mehr Turnhallen versprechen?
Benjamin Fritz: Wir müssen deutlich mehr Sportangebote für die Kinder, aber auch für die Erwachsenen hier im Bezirk schaffen. Wir kommen aus der Pandemie, viele haben wieder das Verlangen nach Sportmöglichkeiten. Jedoch haben wir zu wenig Sportplatz- und Hallenzeiten. Es gibt aber im Bezirk durchaus die ein oder andere Fläche, die wir für mehr sportliche Angebote nutzen könnten. Viele vergessen, dass beispielsweise die Catcherwiese früher eine Sportfläche war, auf der nicht wenige in ihrer Jugend Schulsport hatten oder Fußball gespielt haben. Denken wir auch gerne an den Schillerpark, wo auf der Wiese das weltweit größte Faustballturnier stattfindet, ohne dass wir als Bezirk etwas hergerichtet haben.
Die Bezirkspolitik hat die Arbeit Ihres Vorgängers und Parteifreundes Carsten Spallek ungewöhnlich deutlich kritisiert. Was sagen Sie?
Benjamin Fritz: Zunächst einmal muss man festhalten, dass niemand erfreut war, welche Entwicklung die Anna-Lindh-Schule genommen hat. Allerdings darf man nicht verkennen, dass diese sich schon über viele Jahre, noch vor 2016, angedeutet hat. Auch andere Schulen in Berlin haben leider solch ein Schicksal erfahren müssen. Die Unzufriedenheit der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Eltern ist also verständlich. Es ist aber zu kurz gegriffen und zu einfach, es allein auf die Zeit der Jahres 2016 bis ’21 zu reduzieren. Vergessen wird, dass auch vorher schon Mängel bestanden, die letztendlich die Entwicklung begünstigt haben und auch die Verantwortung für bezirkliche Schulen vor 2016 lange bei anderen Parteien lag. Ich möchte aber in die Zukunft schauen und mich für funktionierende und gute Schulen im Bezirk einsetzen. Ich hoffe, dass wir alle zu einer sachlichen Diskussion finden, nicht nur bei der Anna-Lindh.
Vielen Dank für das Interview.
Das Interview wurde Mitte April geführt und erscheint demnächst gekürzt in der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Wieso wurde sich in der Überschrift für Schulstadtrat entschieden? 50% sind Sport. Das Themenfeld kommt auch im Artikel zu kurz. Kein Wunder bei dem Framing.
So wie ich Benjamin Fritz bei dem Termin erlebt habe, vermute ich, dass er im Bereich Sport Themen setzen wird, über die ich/wir auf diesem Blog dann berichten werde/n.
Die CDU ist in Berlin von 7% der Wahlberechtigten unter 35 Jahre gewählt worden.
In der Innenstadt, gegen die sie mit ihrem rechtspopulistischen Wahlkampf bekämpft, noch weniger.
Daraus ergibt sich keine Legimitation. Die Wahlwiederholung hat der Demokratie schwer geschadet.
Wie man auch rechnet, es lässt sich nicht wegkürzen, dass der CDU in Mitte ein zweiter Stadtrat zusteht. Und die Parteien und die anderen Stadträte haben entschieden, dass an die CDU die Bereiche Schule und Sport gehen. Die Legitimation dafür ergibt sich aus dem Wahlergebnis auf Bezirksebene.