Der Integrationspreis Mitte geht in diesem Jahr nach Wedding und Moabit. Das Familienzentrum Wattstraße und das JugendtheaterBüro Berlin sind von der Bezirksverordnetenversammlung für ihre integrative Arbeit ausgezeichnet worden. Die Initiativen teilen sich das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro. Der Preis wird seit 2003 jährlich an erfolgreiche Projekte und Initiativen zur Integration von Zuwanderern vergeben.
„Es ist für uns eine Ehre, diesen Preis entgegen nehmen zu können“, sagte Selda Karcay, die Leiterin des Familienzentrums Wattstraße. Das Zentrum wurde erst vor vier Jahren mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Sozial Stadt“ gebaut und wird seitdem von der Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH betrieben. Es unterstützt vor allem Familien mit Migrationshintergrund im Brunnenviertel mit Beratungs- und Bildungsangeboten, Begegnungs- und Betreuungsmöglichkeiten. Tilo Siewer, der Vorsitzende des Integrationsausschusses, lobte besonders die gute Vernetzung des Projektes in der Nachbarschaft. Diese wurde auch bei der Preisverleihung sichtbar: Selda Karacay wurde zur Preisverleihung von einigen Kiezmüttern, dem Quartiersmanagement und einer Reihe engagierter Nachbarn aus dem Brunnenviertel begleitet.
Das Preisgeld, so Selda Karacay, soll den ehrenamtlichen Helfern zugute kommen. Sie tragen maßgeblich zum Erfolg des Familienzentrums bei. Besonders stolz ist die Projektleiterin auf die Arbeit mit den Vätern, die noch weiter ausgebaut werden soll. Im Familienzentrum gibt es seit 2011 eine wöchentliche Gruppe, bei der sich Väter treffen, um gemeinsam mit ihren Kindern zu spielen oder in der Holzwerkstatt zu bauen. Damit diese Arbeit für die Familien kontinuierlich fortgesetzt und entwickelt werden kann, richtete Selda Karacay einen Wunsch an die Bezirksverordneten: „Für die Zukunft wünschen wir uns eine solide Finanzierung, um unsere Integrationsarbeit weiter voran treiben zu können“.
Für das Moabiter „Theater X“ des Jugendtheaterbüros nahmen Dalia El-Heit und Nils Erhard die Urkunde entgegen. Nils Erhard nutze die Preisverleihung, um den Integrationsbegriff kritisch zu hinterfragen. „Wer soll sich in was integrieren“, fragte er und wies in seinen Ausführungen auf strukturelle Ausgrenzungen im Kulturbetrieb hin. Unbequeme Fragen zu stellen gehöre zur Auseinandersetzung mit der Gesellschaft dazu, so Erhard. Das sei auch ein Kern der Theaterarbeit mit den Jugendlichen. Ausschussvorsitzender Tilo Siewer hob bei der Preisverleihung den Anspruch des Projektes hervor, Jugendliche unabhängig ihrer kulturellen Herkunft aktiv einzubinden: „Akzeptanz und Mitbestimmung werden hier auf Augenhöhe erreicht“.
Das JugendtheaterBüro kündigte an, das Preisgeld für die Kampagne „My Right is Your Right“ zu spenden. Ein Zusammenschluss von Kulturinstitutionen, darunter das Grips-Theater, das Maxim-Gorki-Theater, das Theater an der Parkaue und das JugendtheaterBüro, setzt sich gemeinsam gegen Rassismus und für Flüchtlinge ein.
Text und Fotos: Dominique Hensel