Was Yoga nicht alles können soll: den gestressten Geist entspannen, spirituelle Erleuchtung liefern und auch noch den schlaffen Bürokörper straffen. Unsere Autorin hat in den vergangenen Monaten mehr Zeit vor dem Fernseher und/oder dem Kuchenteller verbracht als im herabschauenden Hund. Und sie ist fest entschlossen, das zu ändern. Für uns hat sie Yogastudios im Wedding getestet.
1. Super für Muttis: Yogasense
Als Nilpferd fühlte ich mich am wohlsten unter anderen Nilpferden. Kein Wunder, dass das Yogasense in der Torfstraße 16A während meiner Schwangerschaft zu einem meiner liebsten Orte im Wedding wurde und es danach auch blieb. Schwangerschaftsyoga, Rückbildung, Mutter-Kind-Yoga – das alles gibt es in dem kleinen, gemütlichen Yoga-Studio von Lisa Stopik-Labede.
Hier lernte ich, was und wo eigentlich mein Beckenboden ist, warum man das wissen sollte, wenn man auch als Mutter irgendwann mal wieder von einer Mauer hüpfen möchte und vor allem: dass man auch in der Yoga-Stunde ziemlich viel lachen kann. Das gilt vor allem für die Stunden mit Melanie, die hier die Rückbildungskurse und das Mutter-Kind-Yoga macht und ihre Nilpferde ohne viel schörkeliges Gerede wieder in Form bringt.
Ansonsten haben Lisa und ihre Lehrerinnen viel Flow Yoga im Angebot, also etwas für alle, die es gern sportlich-dynamisch haben. Die Atmosphäre ist locker und familiär. Für alle bürostuhlgeplagten gibt es Rückenyoga, regelmäßig auch Vorträge und Workshops.
Preise (Auswahl): Einzelstunde – 13 Euro/11 Euro ermäßigt, 10er Karte – 100 Euro/90 Euro ermäßigt, mehr Info: Website
2. Umsonst und draußen: Yoga im Park
Im Schillerpark gibt es regelmäßig Yoga auf Spendenbasis. Ich habe mir an einem regenfreien Donnerstagabend Hatha Yoga bei Annette ausgesucht und liege mit etwa zwei Dutzend anderen Frauen auf einer kleineren Wiese im vorderen Teil des Parks – über mir die Baumwipfel, unter mir das Gras. Die Vögel zwitschern, der Wind rauscht, von der großen Wiese hallen die Rufe der Fußballspieler herüber. Hin und wieder fährt ein lärmender Kranken- oder Polizeiwagen vorbei, denn klar, wir sind hier immer noch im Wedding.
Annette testet während der Stunde die Grenzen ihrer Yogis aus, die Gruppen sind für alle offen, so dass sich das Niveau unterscheidet. Eine ganze Gruppe junger Frauen kommt schon seit einem Jahr regelmäßig, erzählt sie nach der Stunde, andere waren vorher noch nie da. Sie will in Zukunft allerdings auch reine Anfängerklassen anbieten. Annette ist es wichtig, die Stunden offen zu gestalten – auch für Leute, die sich keine Stunde im Yogastudio leisten können. Mir gelingt es unter ihrer Anleitung zum ersten Mal, ein halbes Minütchen in der Krähe auszuhalten.
Wichtig: Die Yogamatte und einen dicken Pulli für Shavasana und Heimweg nicht vergessen. Denn selbst an sonnigen Tagen kommt es kalt von unten.
Preise: auf Spendenbasis, mehr Info: https://www.facebook.com/park.yoga.wedding/
3. Einstieg leicht: Blue Panta Yoga
Bei Blue Panta läuft vieles ein bisschen anders. Juliane Johannsen hat in der Transvaalstraße 11 ihr Yoga-Studio eröffnet und verbindet dort die Freude an der Bewegung mit Kunst und Musik. “Ich möchte das Klischee von Yoga hinter mir lassen“, sagt die Yogalehrerin. Und so passt das Zeichen des blauen Panthers an der Scheibe, ein elegantes Tier, zu den stärkenden, die Muskeln kräftigenden Übungen, die Juliane anbietet. Statt dem Ashtanga, das sich eher auf Atmung konzentriert, ist ihre Form Yoga das Hatha, wo die Bewegungen zu einem „Flow“ werden.
Blue Panta Yoga, Preise: 10 Euro, sparen mit Rabattkarten
4. Anspruchsvoll: Yoga Rebellion
Auf der Seite von Yoga Rebellion verstehe ich erst einmal nur Bahnhof. Die Klassen heißen hier Align, Stretch, Flow, Half Strength und Full Strength. Einen freundlichen Mailwechsel weiter weiß ich: Yoga lernt man hier nach dem Baukastensystem – erst kümmert man sich um die Ausrichtung, dann um die Dehnung, dann fallen im Flow die Pausen zwischen den Positionen weg und dann… Ach. So weit bin ich nun wirklich noch nicht. Erst einmal setze ich mich aufs Rad und fahre zu meiner ersten Align-Klasse in das Studio, das idyllisch auf einer kleinen Halbinsel in der Nähe des Westhafens liegt. Bei schönem Wetter, erfahre ich, gibt es auf dem Pier Yoga im Sonnenuntergang.
Stattdessen erwartet mich während draußen der Dauerregen an die Scheibe platscht die größte sportliche Herausforderung seit Jahren. Yogalehrerin Laura achtet bei jedem ihrer Schüler darauf, dass sie die Posen nicht einfach nur hinschummeln, sondern sie bis in die Fingerspitzen richtig machen. Sie biegt und dehnt, ich schwitze. Ich hatte ja keine Ahnung, was mein Körper alles kann!
„Wir merken oft, dass selbst Leute, die schon länger Yoga machen, die Positionen gar nicht wirklich beherrschen“, sagt Carsten, der mit Laura das Studio betreibt. Deswegen das Baukasten-System, das mein bis dahin sanft schlummerndes kompetitives Ich in helle Aufregung versetzt. Wie lange ich wohl brauche, bis ich in die Stretch-Klasse aufsteige?
Preise (Auswahl, abhängig vom Einkommen): Einzelstunde 10–15 Euro, 11er-Karte 100 – 150 Euro, Abo: 80 – 110 Euro monatlich, mehr Info: http://www.yogarebellion.com/
Text: Hannah Beitzer, Joachim Faust , Fotos: NachbarschaftsEtage (1), Wikimedia Commons (3)
In der Utrechter Straße gibt es noch das Bowspring-Yoga-Studio. Wäre sehr gespannt, ob es hier jemanden gibt, der schon mal dort war und seine Erfahrungen teilen möchte.
https://bowspringberlin.com/bowspring-wedding-bastian/