Es gibt sie noch, die versteckten Orte. Wenn sie plötzlich zugänglich werden, löst das einen AHA-Effekt aus: »Das war die ganze Zeit da, und wir haben es nicht gewusst!« So ein Ort ist die »Bewegte Terrasse« am Stadtbad Wedding.
Platz an der Sonne
Denn sie liegt prächtig – von ihr aus hat man einen wunderschönen Blick über den Spielplatz Gerichtstraße und die Grünanlage an der Panke. Einst war sie als Sonnenterrasse des Schwimmbads gedacht, sie umspannt über Eck die »Große Halle« des Schwimmbads, das im Jahr 1907 nach Plänen des damaligen Stadtbaurats Ludwig Hoffmann errichtet wurde. Damals führten allerdings noch große Türen in die Halle hinein, doch die wurden später irgendwann beseitigt. »Ich weiß nicht genau, wann das geschehen ist,« erzählt Ute Mai vom Verein BAUFACHFRAU Berlin e.V., »jetzt wäre es natürlich schön, wenn man sie wieder einbauen könnte, aber das wäre aufwändig und letztlich eine Kostenfrage.«
So war die Terrasse die ganzen Jahre über nur von einer kleinen Hintertür aus erreichbar – und verschwand aus dem öffentlichen Bewusstsein. Die Betreiber des Stattbades hatten schon einmal versucht, sie durch eine Außentreppe mit dem »Stattgarten« in Hof des ehemaligen Schwimmbades zu verbinden. Aber die Mittel, die im Jahr 2012 der Gebietsfonds des »Aktiven Zentrums Müllerstraße« für die Einrichtung des Stattgartens zur Verfügung stellten, reichten für die Treppe nicht aus. Im vergangenen Jahr jedoch übernahm das Quartiersmanagement Pankstraße: Im Zusammenhang mit dem Projekt »Auf die Plätze, fertig, los« des Vereins BAUFACHFRAU Berlin e.V.– ein gemeinnütziger Bildungsträger für Frauen in Bauberufen – übernahm das QM die Hälfte der Kosten für eine Außentreppe, die andere trug das Stattbad. Die Treppe führt jetzt zum Pankegrünzug. Die Terrasse wird zum (halb-) öffentlichen Raum.
Spiele-Verleih
Zu dem Projekt gehört jedoch noch mehr: Der Verein BAUFACHFRAU entwickelte zusammen mit Anwohnern und Anwohnerinnen auch diverse Spielelemente, die man sich künftig auf der Terrasse ausleihen kann. In dieser »1. Verleihstation« gibt es Outdoor-Schachfiguren, Cross-Minigolf-Anlagen, Krocket, Backgammon, eine Kletterwand und diverse andere Spielelemente, die man einfach mal ausprobieren sollte: auf der Terrasse oder auch unten im Park.
Die Verleihstation soll künftig an fünf Tagen in der Woche geöffnet sein, so kündigte Jochen Küpper vom »Stattbad« an. Es besteht aber die Hoffnung, dass sich hier eine eigene Dynamik entfaltet und sie irgendwann auch am Wochenende zugänglich sein wird. Hier finden Familien nämlich geradezu ideale Bedingungen vor, man kann die Terrasse gut auch mit Kindern verschiedener Altersstufen besuchen. Für alle ist etwas da, und bei gutem Wetter scheint die Sonne immer irgendwo auf der »Bewegten Terrasse«…
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Autor: Christof Schaffelder, “Ecke Müllerstraße”
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift “Ecke Müllerstraße”, Mai 2015
Eine weitere Info:
Kunst statt Köpper
Das 1908 eröffnete Stadtbad Wedding steht seit 2002 leer. Die Bäderbetriebe hatte aus Kostengründen den Stöpsel gezogen. Arne Piepgras hat die Schwimmhalle vor fünf Jahren gekauft. Die Firma Stattbad Berlin hat aus den alten Waschräumen mit Badewannen, Umkleidekabinen und Schwimmbecken abgefahrene Ausstellungsflächen gemacht und vermietet an Kreative, die hier arbeiten. Es gibt auch ein Bistro im Erdgeschoss. Piepgras will das Haus sanieren. Der 58-Jährige hatte das Schwimmbad auch dem Senat für die Kunsthalle Berlin zur Miete angeboten.
Ursprünglich wollte Piepgras das Stadtbad unter dem Namen Poolhouse-Gallery zum kulturwirtschaftlichen Zentrum für Kreative umbauen. Bis auf die Schwimmhallen sollten alle Gebäude abgerissen werden. Rundherum waren neue Loftbüros, Ateliers, Musik-Probenräume und Aufnahmestudios im alten Technikkeller geplant. Es gab detaillierte Pläne für 169 Ateliers. Die Sanierung des Hauses kostet bis zu vier Millionen Euro. Geld, das Piepgras nicht hat.
Und auch Arne Piepgras setzt auf die Zusammenarbeit mit dem Bezirk. Er spricht von Bildungsprojekten mit Schülern, die im Stattbad laufen sollen. Dadurch will Piepgras Fördermittel akquirieren, um das Haus zu sanieren. “Wir brauchen die Unterstützung vom QM und vom Bezirk”, so Piepgras. In den kommenden sechs Monaten will er anfangen zu bauen. Gelder aus dem Senatsprogramm “Bildung im Quartier (BiQ)” will der Investor beantragen.
http://www.berliner-woche.de/wedding/bauen/stadtbad-wedding-will-foerdergelder-d75624.html
Geld das Piepgras nicht hat, aber für die Dragoner Kaserne in Kreuzberg:
Februar 2015
Piepgras ist nur ein Zwischenverwerter und vermittelt nach einigen Querelen ‘sein Angebot’ an Herrn Dr. EbM, Geschäftsführer eines verschachtelten Firmenkonsortiums, dessen Zentrum die EPG Global Property Invest mit Sitz in Prag ist. Für das ehemalige Kasernengelände wird die Dragonerhöfe GmbH aus der Taufe gehoben. Piepgras ist mit 10% durch seine Gerichtstraße 65 GmbH daran beteiligt.
http://upstall.36komma7.de/index.php?id=61