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Vielfältige Lesung mit Weddinger Texten:
Im Spurt literarisch durch unser Berlin ab ‘89

10. Mai 2025

Wie­der ein­mal fin­det eine lite­ra­ri­sche Lesung im Wed­ding statt. Mit­te Mai geht es im Café der PA58 zur Sache. Nach zwei Wed­ding­Ex­press-Lesun­gen im Herbst 2023 und Herbst 2024 mit Tex­ten über unse­ren Stadt­teil Wed­ding ist nun als The­ma Ber­lin ab 1989 angesagt.

Was geschah seit­her und wie ist das, was geschah und unser Ber­li­ner Leben auf den Kopf stell­te, in den heu­ti­gen Roma­nen und Kurz­ge­schich­ten erzählt?

Ber­li­ner Autorin­nen und Autoren sind dies­mal ver­tre­ten mit eige­nen Tex­ten, in medi­as res, ihre Erfah­run­gen, Beob­ach­tun­gen und Ideen prä­sen­tie­rend. Dane­ben wer­den auch Best­sel­ler in Text­pas­sa­gen vor­ge­tra­gen, teils wuch­tig, teils beflü­gelnd durch Phan­ta­sien zum urba­nen Leben.

Das Lese­team WeddingExpress2 im Put­ten­saal der Lui­sen­bad­bi­blio­thek Foto: S. Terhardt

In den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren fan­den in der Schil­ler­bi­blio­thek (2023) und in der Lui­sen­bad­bi­blio­thek (2024) mit regem Zulauf zwei Lesun­gen zum Wed­ding statt.

Es gab viel zu lachen, denn der Wed­ding ist gut „besun­gen“, da sich etli­che Schrift­stel­ler auch in Mund­art zum Wed­din­ger Leben äußer­ten und die Robust­heit der Wed­din­ger in deren Dia­lo­ge auf Ber­li­nisch, ein Metro­lekt, so rich­tig beherzt zur Gel­tung kom­men lassen.

Nicht nur Jon­ny Lie­se­gang als Mund­art­dich­ter hat sich schrift­stel­le­risch ver­ewigt, son­dern auch die Brau­se­boys mit einer lan­ge Zeit im Wed­ding fest ver­an­ker­ten Lese­büh­ne. Sie machen sich bemerk­bar mit schar­fem Blick auf die Wed­din­ger, wie sie heu­te “lei­ben und leben” und neh­men mit gepfef­fer­ter Wort­wahl kein Blatt vor den Mund.

In bei­den Lesun­gen war Brau­se­boy Frank Sor­ge als gebo­re­ner Ber­li­ner dabei und wird auch bei Ber­lin­Ex­press wie­der lesen, denn er ber­li­nert von Natur aus vor­bild­lich und authen­tisch, und selbst­ver­ständ­lich auch in sei­nen eige­nen Kurzgeschichten.

Das Ber­li­ne­ri­sche „Icke“ ist seit 2017 im Duden ver­an­kert und mit einem Online-Wör­ter­buch Ber­li­nisch-Deutsch, Deutsch-Ber­li­nisch kann man sich als Zugezogene/r nicht nur vor­be­rei­ten, son­dern zudem goo­geln und gele­gent­lich nach­be­rei­ten, was man unter­wegs in unse­rer Stadt “nisch zu kapie­ren” zu hören bekommt. Denn die alten Ber­li­ner ber­li­nern noch und die Mär­ker – so ähn­lich – märkern.


In der zwei­ten Lesung am Lui­sen­bad gab es zudem poli­ti­sche Tex­te zum his­to­ri­schen Gesche­hen in Gesund­brun­nen, denn der Wed­ding war einst rot, also kom­mu­nis­tisch rot, und der Blut­mai 1929 ist detail­liert und anschau­lich nie­der­ge­schrie­ben wor­den. Auch Otto Nagel, der 10 Tage nach der Lesung 100 gewor­den wäre, schil­dert als Kom­mu­nist die Lebens­wel­ten der hun­gern­den Arbeits­lo­sen in der dama­li­gen Wirt­schafts­kri­se rea­lis­tisch und lie­be­voll in sei­nem ein­zi­gen Roman, den er neben sei­nem gro­ßen Werk als Maler des Pro­le­ta­ri­ats hinterließ.

v.l. Tho­mas Kili­an und Rena­te Straet­ling WeddingExpress_1 (2023), Grup­pen­fo­to WeddingExpress_1 (2023)

Die Lesun­gen wer­den vom Sol­di­ner Kiez e.V. orga­ni­siert, und ich, Rena­te Straet­ling, auch Ver­eins­mit­glied, erstel­le wie­der das lite­ra­ri­sche Kon­zept und lei­te das Team bis zum Tag der Auf­füh­rung durch alle – im übri­gen vie­le – orga­ni­sa­to­ri­schen Anfor­de­run­gen. Vie­le Lese­stun­den, Abspra­chen, Tele­fo­na­te, Anträ­ge und immer wie­der mehr als 300 E‑Mails sind nötig, um die Sache bis zur fina­len Fas­sung für die Auf­füh­rung auf­zu­be­rei­ten. Wolf­gang Weber assis­tier­te und steu­er­te erfolg­reich Kon­tak­te aus sei­nen etli­chen Lese- und Schreib­büh­nen bei.

Aus‘m Wedding für’n Wed­ding ist ein zutref­fen­der Aus­druck dafür, dass alle Betei­lig­ten, die Ver­eins­freun­de wie die Autor*innen (teils auch aus ande­ren Ber­li­ner Kiezen) und Vorleser*innen aus dem Wed­ding sind und jede/r von uns in Wed­din­ger Kul­tur­pro­jek­ten aktiv ist und als Multiplikator*in wirkt!

WeddingExpress_2, Lui­sen­bad­bi­blio­thek ‘24: Fotos von ob. lks nach re.: Frank Sor­ge, Tho­mas Kili­an, Rena­te Straetling

Mit­te Mai 2025 geht es um Ber­lin nach 1989, etli­che Schreiber*innen aus umlie­gen­den Kiezen kom­men hin­zu, und es liegt der Schwer­punkt auf den zeit­ge­nös­si­schen Buch­erschei­nun­gen und Tex­ten. Es wird gedich­tet, es wird im Dia­log vor­ge­tra­gen wer­den, Roman­aus­schnit­te aus migran­tisch ori­en­tier­ten Inhal­ten und eben­so Geschich­ten über das, was die Ber­li­ne­rin­nen und Ber­lin so sehr lie­ben, ob Knei­pen­sause, Dating oder Femi­nis­mus! Sto­ries dar­über wer­den rankommen. 

Und natür­lich beginnt die Lesung mit dem 9. Novem­ber 1989, ein­mal von ande­ren Orten aus gese­hen als übli­cher­wei­se von der Böse­brü­cke, die­je­ni­gen Brü­cke, die genau zwi­schen Gesund­brun­nen (Mit­te) und Pan­kow liegt und einen Grenz­über­gang hat­te, wo an die­sem welt­be­we­gen­dem Abend der Schlag­baum das ers­te Mal zwi­schen Ost und West hochging.

Las­sen wir uns mit Herz, See­le und Ver­stand über­ra­schen von den Ange­le­gen­hei­ten unse­rer Zeit, von den Tur­bu­len­zen, Unge­reimt­hei­ten und Kon­flik­ten der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te, der Pha­se der Bau­krä­ne und Bau­ge­rüs­te, und las­sen Sie uns die Stim­mung eines gemein­sa­men Mai­abends mit­ten im Sol­di­ner Kiez genießen! 

Ein­tritt frei! Herz­lich willkommen!

Links

Ver­an­stal­tun­gen des Sol­di­ner Kiez e.V.

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es freundlich, bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt.
Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte.

Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.com mit fast 60 diversen Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegeschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22). An der mehr Weltraum-Tech orientierten Fortsetzung arbeite ich derzeit.

Meine Beiträge zu meiner "Kolumne Ü 60" habe ich für alle, die lieber analog lesen, in einem Sammelband zusammengefasst
Renate Straetling
Kolumne Ü 60 - Sommer 2022 – Sommer 2024
Ein Sammelband
Sachbuchformat, 336 Seiten
ISBN: 978-3-759847-6, - Überall im Buchhandel oder online.

Mein Wedding-Motte lautet: Unser Wedding, ein großes lebendiges Wimmelbild ernsthafter Menschen!

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