Wir treffen uns im Garten! Zum Beispiel im himmelbeet in der Ruheplatzstraße. Unser Autor Andaras hat in dieser Saison ein Pachtbeet im Gemeinschaftsgarten und er nimmt den Weddingweiser mit. Ein Mal im Monat berichtet er in seiner Gartenkolumne, was er beim Gärtnern gelernt hat, wen er traf und was so los ist im und um sein himmel-Beet. Heute: ernten, einfrieren, essen, errichten
Wenn ich auf mein Beet schaue …
… dann muss ich feststellen, dass die Tomaten immer länger brauchen zum Rotwerden. Gutes Wetter hin oder her. Die Sonne geht ja auch immer früher unter. Der Basilikum dagegen sprießt weiter vor sich hin, die Brennnesseln nehmen langsam Überhand am Beet-Boden und die Himbeeren sind da, aber winzig.
Wenn ich mich im Garten umsehe …
… ist immer was los, ob beim Freiluftkinogucken, während “2 Tage Wedding”, oder auch unter der Woche. Die Leute mögen es, nach der Arbeit oder an freien Tagen sich bei einem Ale am Beet zu entspannen. Egal ob Pächter eines Beets, oder nicht.
Mein himmlischer Gartenmoment war …
… och, ich tu mich immer so schwer mit DEM Moment. Freiluftkino war stark, an einem Sonntag den ganzen Tag abhängen war cool, genauso der Arbeitseinsatz „Ölen der Holzpaletten“.
Was ich im August gelernt habe …
… dass ich mir mal längst hätte Gedanken machen sollen über Pflanzen, die man zum Ende der Saison aussäen kann.
Gemeinschaft oder Gärtnern?
… nun, das ist der Punkt an diesen luftigen Zeilen. Es ist die Gemeinschaft. Es ist aber auch das Wissen darum, dass nächstes Jahr die letzte Saison sein wird und das Himmelbeet einen neuen Platz braucht. Wo-wie-was steht immer noch nicht fest. Nur das Warum wissen alle. Wenn man mal beim Helfen dabei war, merkt man erst, was eigentlich alles so dahintersteckt hinter diesem Projekt, welches so wichtig ist in einer Stadt – abseits vom Gärtnern. Sei es Kino, backen, Beete für Schulklassen, Fahrradwerkstatt und so weiter oder einfach als Treffpunkt für Alle.
Es sind nun mal diese Orte, die einen Kiez einen Kiez sein lassen. Genauso wie das Bierchen am Abend auf dem Leopoldplatz, die Brause am Robert-Rescue-Platz, das Treffen an einer x‑beliebigen Tischtennisplatte, weil die Lieblingskneipen im Hochsommer geschlossen haben. Es ist der Blick auf den Wedding vom Flakturm im Humboldthain, eine Flasche Wein am Nordufer, sitzen am Späti XY oder eben das Himmelbeet.
Klar, das Gefühl ist individuell, nur hat es bisher ja ganz gut für alle funktioniert. Dass die Stadt, beziehungsweise der Bezirk Mitte scheinbar keine Idee hat, was nun aus dem himmelbeet werden soll, ist traurig. Auch deshalb, weil das himmelbeet dem Bezirk ja angeblich auch am Herzen liegt. Aber wer weiß, vielleicht kommt der Bezirksbürgermeister morgen mit einer Idee um die Ecke. Bis dahin freut sich das himmelbeet über jeden Vorschlag für eine neue Fläche aus der Bevölkerung.
Andaras Hahn ist seit 2010 Weddinger. Er kommt eigentlich aus Mecklenburg-Vorpommern. Schreibt assoziativ, weiß aber nicht, was das heißt und ob das gut ist. In dieser Saison hat er ein Pachtbeet im Gemeinschaftsgarten. Macht manchmal Fotos: @siehs_mal
[osm_map_v3 map_center=“52.5478,13.3625” zoom=“18” width=“100%” height=“450” ]