Wer den Schienenersatzverkehr der Tram M13 und 50 auf der Seestraße bereits als Zumutung empfand, wird jetzt erstaunt sein: Ab 13. Januar wird der U-Bahnhof Seestraße in Richtung Alt-Mariendorf für mindestens anderthalb Jahre gesperrt. Die BVG rät zusteigenden Fahrgästen, bis zum U-Bahnhof Rehberge und von dort zurückzufahren. Damit verliert einer der zentralen Kieze im Wedding zum Teil seinen direkten Anschluss ans Schienennetz.
Der über 100 Jahre alte U-Bahnhof Seestraße wird seit 2019 umfassend saniert. Mit seinen zwei sehr unterschiedlichen Bahnsteigen nimmt er eine besondere Stellung im Berliner U-Bahn-Netz ein. Ursprünglich wurde der Bahnhof 1923 als Endstation mit zwei Bahnsteigen und vier Gleisen eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1955 ein kompletter Umbau für die U-Bahn-Verlängerung. Der westliche Bahnsteig I wurde dabei ausschließlich für den Verkehr Richtung Süden genutzt.
Nachdem der östliche Bahnsteig bereits saniert und barrierefrei ausgebaut wurde, steht nun der westliche Bahnsteig mit seinen zwei Gleisen vor einer kompletten Sperrung. Diese Arbeiten sollen – zur Überraschung vieler – frühestens ab Herbst 2026 abgeschlossen sein. Der Bahnsteig sowie die Zugangstreppen werden in dieser Zeit komplett abgerissen und neu gebaut. Parallel wird die Deckenkonstruktion saniert. Dafür müssen auf der gesamten Fläche Gerüste aufgebaut werden. "Ein Aus- und Einstieg für Fahrgäste ist für keines der beiden Gleise an diesem Bahnsteig möglich", teilte uns die BVG auf Nachfrage mit.
Die Alternativen sind nicht gerade komfortabel: Fahrgäste, die ab Seestraße Richtung Süden fahren möchten, müssen zunächst eine Station nordwärts bis Rehberge fahren und dort in die Bahn Richtung Alt-Mariendorf umsteigen. Wer aus Richtung Norden kommend am U-Bahnhof Seestraße aussteigen möchte, wird bis Leopoldplatz oder – besser, da ohne Bahnsteigwechsel – bis Wedding fahren müssen, um von dort zurück zur Seestraße zu gelangen. Alternativ empfiehlt die BVG die Nutzung des Busses 120 oder einen Spaziergang bis zum Leopoldplatz.
Wer will noch mal? Wer hat noch nicht? Auch entlang der U8 fahren bald wegen des Einbaus einer Weiche statt der gelben U-Bahnen im Tunnel Ersatzverkehr-Busse auf der Straße. Ebenfalls vom 13. Januar, aber nur bis 2. Februar, gibt es daher keine Bahnen zwischen Paracelsus-Bad und Gesundbrunnen.
Für den Tramverkehr gibt es ja einen Busersatz, also wird es sicher weiterhin genug Umsteiger geben. Für mich wird die gedankliche Umgewöhnung am größten sein: Bislang brauche ich 5 Minuten bis zur U Seestraße und laufe auch immer entsprechend knapp bemessen los. Künftig muss ich die doppelte Zeit einplanen, um entweder zu Rehberge oder Leo zu laufen. Es ist ein Luxusproblem der Großstädter, aber nervt halt trotzdem.
Warum alles so kompliziert früher gab es schon immer eine Straßenbahn bis nach Tegel, Weshalb verlegt man nicht oberirdischen eine Strecke vom Leapoldplatz bis Bahnhof Rehberge im Pendelverkehr ???
Ich finde das konsequent: Wenn schon die Straßenbahn nicht fährt, will hier auch keiner in die U-Bahn umsteigen. Also kann man in Ruhe den Bahnhof renovieren. Da sag einer, in Berlin werden Bauarbeiten nicht koordiniert. 🙂