Bildung Eine der Grundschulen im Brunnenviertel ist die Gustav-Falke-Grundschule, eine gebundene Ganztagsschule. Kinder, die eingeschult werden, kommen in jahrgangsübergreifende Klassen. Die 1⁄2 b ist eine dieser Anfangsklassen. Hier lernen Erstklässler, die „Minis“, gemeinsam mit den „Maxis“ aus der zweiten Klasse. Klassenlehrerin Stephanie Aschenbrandt und Klassenerzieherin Gabriele Wangerin erzählen über sich, „ihre Kinder“ und warum sie das Ganztagskonzept schätzen.
Frau Wangerin, warum sind Sie Erzieherin geworden?
Gabriele Wangerin: Ich wollte gern mit Kindern arbeiten und einen Beruf ausüben, der mir Freude macht. Zuerst war ich Krippenerzieherin. Vor zehn Jahren gab es dann Umstrukturierungen und ich bin zur Gustav-Falke-Schule gekommen. Anfangs war ich skeptisch, aber ich haben den Wechsel nie bereut. Besonders mag ich die Zusammenarbeit mit den Kindern, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen, mit ihnen zu lachen und Dinge zu unternehmen.
Frau Aschenbrandt, wieso haben Sie den Lehrerberuf gewählt?
Stephanie Aschenbrandt: Ich habe gern mit Menschen zu tun und denke, dass ich ganz gut erklären kann. Es macht mir Spaß, wenn die Kinder etwas dazulernen. Deshalb habe ich mich bewusst dafür entschieden, die erste und zweite Klasse zu unterrichten. Denn hier geht es um den Grunderwerb von Lesen und Schreiben. Als Grundschullehrerin habe ich viel selbst in der Hand, kann Projekte durchführen, mit den Kindern neue Welten entdecken. Ich mag es einfach zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln.
Sie beide sind ein festes pädagogisches Team, die Klasse hat zwei Räume. Warum dieses Tandem?
Stephanie Aschenbrandt: In anderen Schulen gibt es die Lehrerin und irgendeinen Freizeitbereich. Bei uns fühlen sich zwei Pädagoginnen für die Kinder verantwortlich, wir beraten uns und sprechen uns ab. Frau Wangerin begleitet in einzelnen Stunden auch den Unterricht.
Gabriele Wangerin: Der zweite Raum wird genutzt, wenn wir die Klasse teilen und die Kinder in kleineren Gruppen lernen. Daneben ist er unser Freizeitraum für die Stunden, in denen kein Unterricht stattfindet. Auch die Geburtstage der Kinder feiern wir dort.
Wie feiern Sie die Geburtstage?
Stephanie Aschenbrandt: Schon in der ersten Stunde darf das Geburtstagskind in die Mitte des Morgenkreises. Die Kinder geben ihm Wünsche mit auf den Weg und heben es mit dem Stuhl hoch. Das mögen sie immer sehr gern.
Gabriele Wangerin: Nachmittags setzen wir uns dann in den Freizeitraum, essen, trinken, reden und das Geburtstagskind darf sich Spiele aussuchen. Dabei wird viel gelacht.
Was ist das Besondere an einer Ganztagsschule?
Stephanie Aschenbrandt: Man verbringt im gebundenen Ganztag eine lange Zeit mit den Kindern, und die wiederum haben nicht nur im Unterricht, sondern in ganz verschiedenen Bereichen miteinander zu tun. Das stärkt ihre Sozialkompetenz. Sie können in unserer Lernwerkstatt experimentieren, die schuleigene Bibliothek besuchen und ein Instrument in Kursen der Musikschule erlernen. Die Kinder sind nicht nach fünf Stunden wieder zu Hause. Das gibt mir als Lehrerin viel mehr Möglichkeiten, sie zwischendurch zu fördern und individuell auf sie einzugehen.
Gabriele Wangerin: Als Erzieherin habe ich eine enge Bindung an die Kinder, von 7.30 bis 16 Uhr. Ich habe das ganze Kind im Blick und kenne es dadurch viel besser.
Wie gestalten Sie den Unterricht? Bleiben Sie meist in der Klasse?
Stephanie Aschenbrandt: Bestimmte Inhalte kann man nur im Klassenraum vermitteln. Aber wir sind oft unterwegs und besuchen außerschulische Lernorte.
Gabriele Wangerin: Alle sechs Wochen gehen wir in die Philipp-Schaeffer-Bibliothek. Hier leihen sich die Kinder selbst Bücher aus. In der Jugendkunstschule machen wir mit den Kindern Kunstprojekte, die über zwei Tage laufen.
Stephanie Aschenbrandt: Mehrmals im Schuljahr sind wir in der Gartenarbeitsschule, wo die Kinder im letzten Jahr ein eigenes Kartoffelbeet angelegt haben. Wir backen dort Osterbrot und fertigen Laubsägearbeiten an. Auch in den Lernwerkstätten der Lichtburg-Stiftung werden die Kinder selbst tätig. Im Klingenden Museum zum Beispiel können sie Musikinstrumente ausprobieren. Daneben besuchen wir regelmäßig Theatervorstellungen, Museen und Konzerte. Dieses Jahr haben wir im Rahmen unseres Projekts „Berufe der Eltern“ schon die Studios des rbb besucht, wo der Vater eines Schülers arbeitet. Im Berliner Dom werden wir den Arbeitsplatz einer Mutter kennenlernen. Vor Ort können die Kinder Dinge selbst erfahren und dabei viel lernen. Wir sind keine Fans unzähliger Arbeitsbögen.
Mehr über die Schule gibt es auf der Schulwebseite.
Interview und Foto: Stephanie Esser
Der Text stammt aus dem Kiezmagazin brunnen. Das Heft erscheint vier Mal im Jahr und wird von einer ehrenamtlichen Bürgerredaktion gemacht.